Finanzierung von Erfolg

Diskussionen über die 5JW der Saison 25/26,
nach deren Ergebnissen in der BL Saison 23/24 die Teilnehmer ausgespielt wurden,
welche dann 25/26 in der CL/EL/ECL spielen
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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Gurkentruppe » Fr 21. Aug 2015, 14:53

Xell hat geschrieben:Mir ist schon klar, dass nicht du diese Namen in die Diskussion eingebracht hast. Aber genau zu diesen Namen habe ich explizit Fragen an die Investoren )bzw.-Mehrheitseigner-Modell)-Gegner gestellt und keine Antwort bekommen. Warum du darauf eingehen solltest? Weil man das in einer erwachsenen Diskussion so macht. Wenn einem Fragen oder Argumente genannt werden, beschäftigt man sich damit und antwortet etwas. Oder man lässt das Diskutieren sein.
Ich darf aber noch selbst entscheiden, wozu ich etwas schreiben möchte?

In meinen Augen bewegen sich diese beiden Herren im Rahmen dessen, was erlaubt ist. Soweit ich weiß, hat ja auch nur Kühne Stimmrecht. Sein Anteil bewegt sich aber auf einem Niveau wie bei Adidas oder Audi. Ich finde nicht, dass es - außer für die gestressten Fans des HSV - da viel zu diskutieren gäbe. Mit Minderheitenbeteiligungen an Fußballkapitalgesellschaften habe ich persönlich wenig Schwierigkeiten.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Gurkentruppe » Fr 21. Aug 2015, 15:05

desch hat geschrieben:Ich möchte nochmal betonen, keiner sagt man muss die Bundesliga auf Teufel komm raus an Investoren verramschen, auch sollte man etwaige Sicherheiten einfügen damit sowas wie die Glazers nicht passieren kann. Aber da die 50+1 Regel eh schon aufgeweicht ist bis zum geht nicht mehr, welchen Sinn hat es denn noch? Nach dem Fall der 50+1 Regel wird nicht auf einmal jeder Verein gezwungen sich zu verkaufen.
Das ist eigentlich der Punkt, der mich nervt. Immer wieder tauchen hier solche Sachen auf. Jeder wünscht sich hier einen gewissenen Mindestschutz der Bundesliga, aber keiner erklärt wie das denn bitte in der Praxis funktionieren soll.

Die PL hat sich der Kommerzialisierung geöffnet und solche Investoren wie die "Glazers" bekommen. Das will dann auch niemand.

Nur liegt da eigentlich die entscheidende Schlüsselfrage: Wie bekommt man die guten Investoren ohne die schlechten Investoren in Kauf nehmen zu müssen?

Denn über Pro und Kontra Investoren wird hier doch eigentlich gar nicht diskutiert.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von desch » Fr 21. Aug 2015, 15:12

Gurkentruppe hat geschrieben:
desch hat geschrieben:Ich möchte nochmal betonen, keiner sagt man muss die Bundesliga auf Teufel komm raus an Investoren verramschen, auch sollte man etwaige Sicherheiten einfügen damit sowas wie die Glazers nicht passieren kann. Aber da die 50+1 Regel eh schon aufgeweicht ist bis zum geht nicht mehr, welchen Sinn hat es denn noch? Nach dem Fall der 50+1 Regel wird nicht auf einmal jeder Verein gezwungen sich zu verkaufen.
Das ist eigentlich der Punkt, der mich nervt. Immer wieder tauchen hier solche Sachen auf. Jeder wünscht sich hier einen gewissenen Mindestschutz der Bundesliga, aber keiner erklärt wie das denn bitte in der Praxis funktionieren soll.

Die PL hat sich der Kommerzialisierung geöffnet und solche Investoren wie die "Glazers" bekommen. Das will dann auch niemand.

Nur liegt da eigentlich die entscheidende Schlüsselfrage: Wie bekommt man die guten Investoren ohne die schlechten Investoren in Kauf nehmen zu müssen?

Denn über Pro und Kontra Investoren wird hier doch eigentlich gar nicht diskutiert.
Es tut mir Leid aber ich sehe da keinen Unterschied bzw Problem. Worum es mir geht, ist das kein Investor im Prinzip eine feindliche Übernahme durch Schuldenaufnahme machen kann, und dann durch die Mehrheitsverhältnisse den Verein zwingt die Schulden für seinen eigenen Kauf zu bezahlen. Persönlich würde ich das auch in der normalen Unternehmenswelt verbieten, aber das ist meine Meinung. Das kann man aber ganz leicht verhindern wenn man gewisse Schuldengrenzen oder Kapitalanforderungen an Käufer, oder spätestens bei der Lizensierung stellt. Es gibt genug Möglichkeiten das zu beschränken obwohl 50+1 fällt.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Gurkentruppe » Fr 21. Aug 2015, 16:01

desch hat geschrieben:Es tut mir Leid aber ich sehe da keinen Unterschied bzw Problem. Worum es mir geht, ist das kein Investor im Prinzip eine feindliche Übernahme durch Schuldenaufnahme machen kann, und dann durch die Mehrheitsverhältnisse den Verein zwingt die Schulden für seinen eigenen Kauf zu bezahlen. Persönlich würde ich das auch in der normalen Unternehmenswelt verbieten, aber das ist meine Meinung. Das kann man aber ganz leicht verhindern wenn man gewisse Schuldengrenzen oder Kapitalanforderungen an Käufer, oder spätestens bei der Lizensierung stellt. Es gibt genug Möglichkeiten das zu beschränken obwohl 50+1 fällt.
Naja, wenn Kriminelle Fußballvereine kaufen, um dort Geld zu waschen oder um Wettgeschäft zu betreiben, dann sollte da ausreichendes Vermögen vorhanden sein, dann kannst du sie mit Kapitalanforderungen kaum aufhalten. Oder wären solche Investoren bei dir hochwillkommen?

Umgekehrt bleibt die Frage, ob es für einen ernsthaften Investor tatsächlich zwingend ist, die Mehrheit der Stimmrechte zu haben? Das wird hier nämlich einfach mal als Tatsache angenommen.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von desch » Fr 21. Aug 2015, 21:06

Die Glazers sind keine Kriminellen. Zumindest nicht meines Wissens. Und ich stimme ja zu, der eine Tschetschene ist sicher kein Investor den ich gerne hätte. Aber da gibt es möglichkeiten das zu verhindern. Ich sehe auch keinen Grund warum 50+1 wie eine Grundgesetz behandelt werden soll wenn es schon so viele Ausnahmen gibt.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von kaffeesturm » So 23. Aug 2015, 00:05

tomfooty hat geschrieben:
Dann ist die Frage, auf welcher Ebene momentan stattdessen diskutiert wird. Mein Kritikpunkt war, dass man unter der Annahme, dass alle Ebenen betrachtet werden sollen, eine Argumentation an den Tag zu legen ist, die über eine Argumentationsstrategie hinausgeht, welche mit "Ich will..." beginnt.
Sollen wir wirklich über die Sinnhaftigkeit einzelner Posts diskutieren?
Du hängst dich da an etwas auf was ich so nicht geschrieben habe und was wirklich nur eine etwas überspitzte Randbemerkung war. Das du dich über die Wortwahl Bananenrepublik aufregst ist dein gutes Recht, aber ich glaube jeder hier schreibt manchmal eben "überspitzt oder übertrieben".
desch hat geschrieben: Das Problem ist manche wünschen sich die guten alten Zeiten der 70ger und 80ger zurück wo der Fussball noch weit weniger kommerzialisiert war. Das ist auch legitim. Allerdings ist es weltfremd, naiv und längst von der Realität überholt. Genauso als könnte man die Globalisierung einfach wegwünschen. Es gibt keinen Weg zurück, Bosman änderte die Spielregeln grundlegend, und jetzt ist soviel Geld im Spiel das es einfach kein zurück mehr geben kann. Und das hat nichts mit Investoren oder so zu tun sondern ist einfach ein arbeitsmarkttechnischer fakt.
Das ist gut und schnörkellos formuliert. Es stimmt schon das ich mir etwas die alten Zeiten wieder wünsche. Eben auch weil ich mich frage wo dieser Irrsinn irgendwann mal enden soll.
Ich vermisse da generell die Bodenständigkeit. Die Kosten und Gehälter der Spieler steigen extrem, während die Leute die ihnen zujubeln immer weniger bekommen. Aber das ist derzeit der Lauf der Dinge, im Tennis klettern die Gewinnsummen auch seit Jahren immer wieder in Rekordhöhen.

Wahrscheinlich liegt es auch daran das in unserem Wirtschaftssystem zuviel Geld im Umlauf ist, welches bei wenigen Reichen, Konzernen, Spekulanten, Bankern und Unternehmern sitzt, OHNE diese jetzt allgemein zu verteufeln. Und diese wissen nicht wohin damit und kaufen oder investieren in Immobilien, Land, Unternehmen oder eben Vereine. Eine Änderung auf ein stabileres Geldsystem würde auch im Fußball die Preise senken. Aber das ist eher ein politisches Thema und sollte hier nicht diskutiert werden.

Ob das jetzt weltfremd ist? Nein, denn ich gehe einigermassen bewusst durch die Welt.
Naiv, joa, trifft es vielleicht, vielleicht ist es naiv, aber diese Naivität entspringt ja durch in Frage stellen der Realität und heisst in unserem Zusammenhang nichts anderes als das man Neuerungen, auch wenn sie anderswo erfolgreich umgesetzt werden, erstmal mit Skepsis begegnet. In den angelsächsischen Ländern heisst es eben schneller "Let`s do it.", in Deutschland durchdenkt man alles 10mal bevor irgendwas getan wird. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Deswegen glaube ich nicht das wir irgendein System kopieren sollten, sondern es muss von uns selbst entwickelt werden, wie immer. Und wie ich schon geschrieben habe, wer weiß was sich der DFB noch ausdenkt oder aushandelt, denn die Entwicklungen bleiben den Verantwortlichen ja nicht verborgen.
Auslandsvermarktung zB. ist bestimmt eine der Stellschrauben die viel Geld in Bundesliga spülen könnte.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von desch » So 23. Aug 2015, 10:48

kaffeesturm hat geschrieben: Ich vermisse da generell die Bodenständigkeit. Die Kosten und Gehälter der Spieler steigen extrem, während die Leute die ihnen zujubeln immer weniger bekommen. Aber das ist derzeit der Lauf der Dinge, im Tennis klettern die Gewinnsummen auch seit Jahren immer wieder in Rekordhöhen.

Wahrscheinlich liegt es auch daran das in unserem Wirtschaftssystem zuviel Geld im Umlauf ist, welches bei wenigen Reichen, Konzernen, Spekulanten, Bankern und Unternehmern sitzt, OHNE diese jetzt allgemein zu verteufeln. Und diese wissen nicht wohin damit und kaufen oder investieren in Immobilien, Land, Unternehmen oder eben Vereine. Eine Änderung auf ein stabileres Geldsystem würde auch im Fußball die Preise senken. Aber das ist eher ein politisches Thema und sollte hier nicht diskutiert werden.

Naiv, joa, trifft es vielleicht, vielleicht ist es naiv, aber diese Naivität entspringt ja durch in Frage stellen der Realität und heisst in unserem Zusammenhang nichts anderes als das man Neuerungen, auch wenn sie anderswo erfolgreich umgesetzt werden, erstmal mit Skepsis begegnet.
Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.
Gehälter, ich möchte mal ein Beispiel bringen, England die Mutter des TV-Vertrags, sie schwimmen im Geld, aber die Lakaien (aka Helfer usw Mitarbeiter in Stadien) bekommen oft gerade mal den Mindestlohn...bei dem man in London kaum überleben kann bzw auf den Staat angewiesen ist.
Es gibt eigentlich nur einen Weg die Gehälter wieder einzudämmen, und das wäre ein wagecap nach amerikanischen Vorbild. Das ist schon weit mehr Revolution als der Fall der 50+1 Regel. Übrigens, eine Möglichkeit die ''soziale'' Gerechtigkeit zu stärken wäre die EU zu zwingen Sportler europaweit gleich zu besteuern...damit könnte man gewissen Trends entgegenwirken. Aber naja...

Dass es in unserer jetzigen Wirtschaft ein Gefälle gibt ist ein politisches Thema. Ob man das gut oder schlecht findet ist für unsere Diskussion hier relativ irrelevant. Wir werden nicht das weltwirtschaftliche System ändern wenn wir hier in Deutschland uns einfach aus Prinzip querstellen..ob zurecht oder nicht ist egal. Es wird nur eine Folge haben, der deutsche Fussball verliert Konkurrenzfähigkeit und wird eben die besten Spieler verlieren. Gute werden nicht mehr kommen, und die Liga als ganzes wird abbauen. Internationale Erfolge sind dann eh irrelevant bzw unmöglich, aber das ganze in Kauf nehmen nur damit man sagen kann: Den Kapitalisten hab ich das jetzt aber gezeigt. Ist auch keine Lösung. Es ist eben eine Tatsache das durch den globalen Markt es um viel mehr Geld geht. Und die besten Spieler sind eben die Zugpferde und werden deshalb ''sittenwidrig'' bezahlt. Wenn Fussball an bedeutung verliert wird sich das ändern, ansonsten nicht. Es ist ja nicht so als ob es in anderen Sportarten anders wäre.

Und apropos, ja genau, Auslandsvermarktung hat noch viel Luft nach oben.. und jetzt sag mir mal wie man mehr Geld in China bekommt? Wenn die Fussballstars in der Bundesliga spielen. Ich wette wenn wir Messi und/oder Ronaldo in der Liga hätten, würde sich die Auslandsvermarktung vervielfachen...ohne das man was anderes machen müsste. Namhafte Spieler (wie auch Schauspieler bei Kinofilmen) haben Strahlkraft.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Macaroli » So 23. Aug 2015, 13:46

Hätte nicht gedacht, dass die Diskussion so an Fahrt aufnehmen könnte. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite, ists manchmal gerade an der Grenze zum fairen Umgang miteinander, jetzte gings ja wieder, aber bei einigen Beiträgen davor könnte das die Antwortmotivation senken. Genau das Gegenteil sollte doch aber der Fall sein. Leute, seid Euch doch bewußt: Es macht Spaß über diese Dinge hier zu diskutieren! Wir können die Regeln eh nicht ändern, sondern sind nur einer der kleinen Meinungsvertreter im schier unendlich großen Forenspektrum.

Was ich öfter heraus lese, was auch schon geschrieben wurde ist, dass wir uns glaube ich nicht ganz sicher sind, was Investoren im Fußball überhaupt sind. Ich habe raus gelesen, dass da einiges in einen Topf geworfen wird, was nicht unbedingt mit dem "normalen" Investment zu vergleichen ist. Zunächst einmal nehme ich das Zitat des Wirtschaftslexions.de, naja, war eine der ersten Rückmeldungen, aber so falsch können die ja nicht sein. ^^ Demnach ist ein Investor eine natürliche oder juristische Person (Unternehmen), die investiert (Investition). Hammerausage, stimmts? :lol:

Also gut, dann die nächste Seite: Was ist eine Investitition? langfristige Bindung finanzieller Mittel in materiellen oder in immateriellen Vermögensgegenständen. Heißt soviel wie, dass man neben Geld auch andere Dinge einbringen kann. Übrigens steht auf dieser Seite, dass Forderungen die ich an jemanden habe, ebenfalls eine Art Investment darstellen. D. h. ein Verein nimmt einen Kredit auf und die Bank ist dann in einer bestimmten Art und Weise auch Investor, wenn man das so sieht. Okay, die haben dann natürlich keine Stimmrechte damit im Verein, aber so lange die Forderung besteht, haben sie dadurch gewisse Rechte. Ganz interessant.

Der letzte Punkt passt für den Fußball vermutlich. Die Vorteilhaftigkeitsbeurteilung - worin untersucht wird, welche Auswirkungen die Investition auf die monetären Unternehmensziele hat. Also: Was springt dabei raus? In der Regel: Welchen Gewinn hat der Investor? Jetzt werden zu Recht einige sagen, dass man das im Fußball nicht komplett so übernehmen kann. ... Ja vielleicht, aber ich zitiere den Artikel noch in einem Punkte weiter: Die Auswirkungen einer Investition auf die nicht monetären Ziele des Unternehmens (z.B. Marktanteilswachstum, soziale Ziele, Umweltziele) fließen ebenfalls in den Investitionsentscheidungsprozess ein. Bedeutet für mich, es gibt Investments, die macht man tatsächlich ohne daraus einen direkten finanziellen Gewinn zu erzielen. Aber irgend eine Art von Profit will man dennoch raus holen. Im Fußball fällt mir gerade der enorme Werbeeffekt ein, den man hat, wenn man seinen Namen mit dem Investment eines großen Klubs verbindet.

Ich habe das absichtlich sehr ausführlich gemacht, weil ich glaube, da ist was dran. Sicher mag es Leute geben, wie Abramowitsch geben, wo ich jetzt nicht direkt sehen kann, ob er überhaupt abgesehen vom eigenen Ego hier mehr befriedigen will. Hier sehe ich auch nicht, dass er direkt bei einem Verkauf eine Art finaziellen Gewinn hat. Und einen Werbeeffekt? Für ihn vielleicht, durch Chelea kenn ich ihn jedenfalls auch vom äußeren Erscheinen her. Für seine Unternehmen eher nicht.

Ganz anders ist Manchester United. Die Glazer-Familie gehört sicher zu einer ganz anderen Sorte von Investoren. Nach dem Kauf von ManU haben sie erst einmal den Verein dazu verpflichtet, den Kaufpreis an die Glazers zurück zu zahlen. Ein Darlehen, das bis heute läuft. Ist glaube das ist in den kommenen Jahren bald abgeschlossen. Hier soll ganz klar Geld verdient werden. Und der Unmut der Fans hat die Familie nicht davor zurück gehalten, ihr Vorgehen zu überdenken.

Dietmar Hopp in Hoffenheim ist dann wohl eher wieder die Sorte Idealist. Seine Investitionen, laut Handelsblatt, betragen bis heute 350 Mio. €! Seit diesem Juli ist er auch offiziell der Chef in Hoffenheim. D. h. das 50+1 ist nicht mehr für ihn bindend. Auch hier ist klar. Hoffenheim hätte den Status nicht, wenn Hopp nicht wäre. Sie wären eher Kreisklasse als Bundesliga. Kann man noch nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass Hopp selbst einmal Spieler von Hoffenheim war.

Je mehr man durchforstet stellt man sehr unterschiedliche Konstrukte fest. Paris SG, ManCity haben Investoren aus dem arabischen Raum, die in noch kürzerer Zeit als Abramowitsch irsinnige Summen in die Vereine stecken, die sie so wohl kaum wieder aus dem Fußball heraus refinanzieren können. Aber die Aussage hier ist der Werbeeffekt für ihre jeweilige Region oder auch die WM in Katar. Und vermutlich will man hier, global gedacht, einfach auch ein starkes Standbein im europäischen Fußball haben. Ich denke, es geht auch um Einflußnahme. Das kann ich natürlich besser als Besitzer eines englischen, italiensichen spanischen Vereins, als wenn ich aus dem arabischen Raum alleine komme. Und hier sehe ich auch, dass dies ganz klar von einer Minderheitsbeteiligung oder dem reinen Sponsoring abgegrenzt werden soll.

Und dann natürlich nicht zu unterschlagen die bereits auch in Deutschland schon traditionell gehandhabten Modelle. Leverkusen, Wolfsburg gibt es schon lange. Beide Vereien und Unternehmen haben viele Jahre Unterklassigkeit gespielt. Aber dennoch waren sie bereits 100% in Investorenhand. Sie haben nie versucht, die teuersten und besten Fußballer in den Verein zu holen, sie haben ein gewisses Level. Wenngleich Wolfsburg die letzten Jahre den Anspruch durchaus noch eine Schippe erhöht hat.

Dann habe ich noch heraus gelesen, dass wir ja nicht eine so schlechte Nachwuchsförderung wie in England haben wollen. Stimmt, will ich auch nicht. Nur sehe ich die Verknüpfung von 50+1 und den anderen Punkten (Jugend, Lizenzierungsverfahren, Eintrittspreise, Anstoßzeiten etc.) nicht. Die Regeln für einen Verein in der Bundesliga sind andere, wie für einen Verein in der Premier League. Und die deutschen Vereine, welche bereits ein Investorenmodell fahren sind keine schlechten Beispiele für Jugendförderung. Hoffenheim sieht sich als Ausbildungsverein auf hohem Niveau. RB Leipzig bildet im größeren Stil aus.
Die Diskussion über Anstoßzeiten und Eintrittspreise werden übrigens ganz Unabhängig von 50+1 laufen. Ich denke der Trend geht hin zu einem noch weiter auseinanderdrifftenden Spieltag. Das deutet sich eh schon an.

Natürlich will ich es auch nicht verharmlosen:
Deluge hat geschrieben:[...]Ist der Anteil der Bundesligaklubs die von "Investoren" geführt werden groß genug, dann können diese, sofern sie sich einig sind, auch Satzungen der Liga nach Ihrem Gusto ändern.
Zugegeben, komplett ausschließen kann man das Szenario nicht. Ich bringe hier mal England aus dem Jahr 2011 als Beispiel. Hier wurde diskutiert, ob man den sportlichen Auf- und Abstieg in der Premier League abschafft. Dies war eine Forderung von amerikanischen und asiatischen Investoren. Immerhin ist ein Abstieg ein großes finanzielles Risiko. In den US-Profiligen kennt man dies auch nicht. Hier sind es finanzielle Erwägungen, die dazu fürhren, dass ein Team die Stadt wechselt und es somit Veränderungen gibt. Bislang ist nichts dergleichen geschehen, ob das die kommenden 10, 20 oder mehr Jahre so bleibt kann man nicht wirklich prognostizieren. Man darf aber nicht vergessen, dass die Fans einen gewissen Einfluss, Investoren hin oder her, haben. Die werden auch nicht alles mit gehen. Gut, man wird jetzt sagen, schau die FIFA an oder die WM-Vergabe nach Katar! "Die machen ja doch was sie wollen. Und zwar gegen die Fans" - Naja, entsprechend heiß geht es gerade auch her. Die Fans sind nicht einfach das Gefolge von irgendwelchen Entscheidern. Die Fans sind die Personen, die dafür sorgen, dass der Fussball tatsächlich so viel Geld umsetzt. Kein Scheich, kein US-Investor und kein Unternehmen würde in den Fussball investieren, wenn es reglmäíg vor 20 Zuschauern stattfinden würde. Ansonsten verwende ich ein Argument, dass schon wiederholt kam. Wieso sollten wir nach dem jetzigen Stand davor gefeilt sein, dass nicht irgendeine Satzungsänderung gemacht wird, die wir auch für BallaBalla halten? Schlechte Entscheidungen kann man auch ohne Investoren treffen. Keine Sorge - eine solche Diskussion wie in England kann jederzeit auch ohne Investoren kommen.

Andere Dinge, wie dass die Bundesliga einen saubereren, nicht so extrem kapitalistischen, moralischeren Weg gehen will, würde ich eigentlich eher beiseite schieben wollen, auch unsere Spitzenspieler bekommen 10 Mio. € Plus, aber diese Argumente gab es auch.Ich glaube halt, das ist aber eher die Frage nach dem Können, als dem Wollen. Ich kann als Manager sagen, ich zahle will keinem Spieler mehr zahlen als 1 Mio. € im Jahr. Aber dann weiß ich auch, dass dies ein Betrag ist, den eigentlich jeder Spieler kassiert, der im besten Fußballalter ist und zum erweiterten Stamm einer Bundesligamannschaft zählt. Spitzenspieler bekomme ich so nicht. Wenn ein guter Manager einem Spitzenspieler 10 Mio. € Plus zahlen kann, dann wird er auch versuchen entsprechend starke Spieler zu bekommen und er wird diesen Betrag zahlen. Wenn ein Manager 20 Mio. € Plus verwenden kann, dann wird er das tun müssen, sofern er kann. Als wir in den 80er Jahren waren, ging es um ein paar Hunderttausend, aber das Prinzip war das Gleiche. Von daher würde ich nicht sagen, die Bereitschaft mehr zu zahlen ist nicht da. Es ist die wirtschaftliche Perspektive, welche nicht mehr zulässt. Und wäre die Bundesliga die Spitze der Nahrungskette und könnte jedem Spitzenspieler 40 Mio. Plus zahlen, dann würden die das auch tun. Und auch wenn ich die Zahlen nicht gut finde: Sie müssten es dann auch tun! Sofern keine finanzielle Unvernunft dahinter steckt.
Gurkentruppe hat geschrieben:Die Realität ist, dass es Investoren in der Bundesliga gibt und dass die Bundesliga eine riesige Geldmaschine ist. Die Realität ist aber auch, dass Investoren aus Gründen, die die Bundesligaclubs selbst bestimmen, nicht die gleichen Freiheiten und Möglichkeiten haben, wie beispielsweise in der PL. Da können wir uns hier die Köpfe heißreden, wie wir wollen.
Im Moment ist das der Stand der Dinge, aber das ist doch nicht des Ende der Diskussion. Es wurde hier einige Mal schon von Mehrheitsentscheidung gesprochen. Aber es ist ja nicht so, dass die Mehrheit entschieden hat und in Folge dessen sollten alle Gegenmeinungen verstummen. Es ist vielmehr ein Prozess und der ist dynamisch. In 10 Jahren werden wir von einer anderen Diskussionsgrundlage ausgehen. Ich weiß nicht von welcher, aber sicher wird sich die Sicht der Dinge dann noch einmal verändert haben.
Gurkentruppe hat geschrieben:[...] Aber die Erfahrung aus der freien Wirtschaft zeigt eben auch, dass ausländisches Kapital keineswegs nur Segen bringt, sondern dass damit auch sehr unterschiedliche kulturelle Eigenarten aufeinanderprallen.
Ja, das ist doch klar, es bringt nicht nur Segen. Hast Du Recht. Gilt aber wahrscheinlich so ziemlich für jede Art der Regelung. Jetzt halt ich mal dagege, dass die jetzige Regelung ebenfalls nicht nur ein Segen ist. Ich meine, dem kann man einfach nicht widersprechen. Ich denke, wir dürfen das auch nicht zu Schwarz-Weiß sehen, denke, Du machst das auch nicht. Für mich gilt, dass ich mittlerweile einen Vorteil sehen würde, wenn in Deutschland an der Stellschraube 50+1 gedreht würde. Vor einigen Jahren war ich in der Tat noch anderer Meinung und dachte in Spanien und England überziehen die gnadenlos und denen rollte eine Pleitewelle entgegen. Nun, es gibt Beispiele, wo es auch gründlich schief ging mit Investoren, auch schon in Deutschland (TeBe Berlin oder die ganz eigene Art des Investments der Kinowelttochter Sportwelt). Dennoch, wenn sich was tut, was in Richtung weiterer Öffnung geht, würde ich es begrüßen. Wenn es so weiter geht, wie bisher, ists auch okay, dann wird immer noch guter Fußball in Deutschland gespielt. Und vielleicht finden sich ja anderer Möglichkeiten, wie man international vielleicht sogar im Vergleich stärker werden kann.
Ich hatte vor der Saison ein Angebot aus England. Wäre ich bloß hingegangen. In England ist Fußball wenigstens noch Männersport - und nichts für Tunten. (Axel Kruse)

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von tomfooty » Mo 24. Aug 2015, 20:01

Das wäre erfreulich. Mich freut auch, dass die Diskussion hier im Forum jetzt mMn endgültig dazu geführt hat, dass das Festhalten an der 50+1-Regel als nicht weiter zielführend bezeichnet wird, zumindest in den Augen vieler "Diskutanten". Auch erweckte sich mir der Eindruck, dass wir uns hier von der Frage des OB zu der des WIE bewegt haben, also WIE kann es funktionieren, dass Komplettübernahmen auch funktionieren. Es hat sich gezeigt, dass hier keine wirklichen Vorteile der 50+1-Regelung gegenüber ihrer Abschaffung identifizieren liessen. Dazu wird geschwiegen. Die Risiken steigen jedoch genauso wie die Chancen. Da möchte ich aber an den Ehrgeiz appellieren, der zu jedem Sport dazugehört und ohne den Sport nicht existieren kann. Eventuell müssen aber aus Sicht der DFL erst ein paar "unerfreuliche" Grenzerfahrungen in der Konkurrenz zu der PL und der PD und der SerieA und eventuell bald auch anderer Ligen gemacht werden, bevor Änderungen eintreten. Ich würde diesem Forum jedoch, sofern sich hier bestimmte Prognosen bewahrheiten, schonmal jetzt das Kompliment aussprechen, dass hier bestimmte "Zeichen der Zeit" vielleicht früher erkannt wurden als in den Büros der DFL.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Zarastro » Di 25. Aug 2015, 16:15

Ich denke, dass ein echtes Abrücken von der 50+1 Regel erst dann in den Chefetagen des deutschen Fußballs erwogen werden wird, wenn wir wieder eine vergleichbare Titeldürre wie in den 2000er erleben sollten.

Es gibt nun einmal erhebliche Vorbehalte in der deutschen Fanszene gegenüber Investoren (dieses Forum ist sicherlich nicht repräsentativ für den "normalen" Fußballfan) und ich gehe davon aus, dass man die Konfrontation mit der Basis solange vermeiden möchte, wie es eben geht. Aktuell dürfte es für die Verantwortlichen durchaus rosig aussehen, die BL hat durch das starke Auftreten ihrer Mannschaften in den internationalen Wettbewerben eine deutliche Aufwertung erfahren (2010 musste man sich ja noch als Fan dafür rechtfertigen, dass die BL der Serie einen CL-Platz abnimmt, heute würde niemand mehr behaupten, dass die BL sich diesen Platz nicht verdient hätte), die Nationalmannschaft holt endlich nen WM-Titel, und in der BL purtzeln die Zuschauerrekorde. Was ich damit sagen will: Wahrscheinlich sieht man da "oben" weniger Grund zum handeln als wir, ich würde da also in naher Zukunft nicht viel erwarten.

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