Hätte nicht gedacht, dass die Diskussion so an Fahrt aufnehmen könnte. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite, ists manchmal gerade an der Grenze zum fairen Umgang miteinander, jetzte gings ja wieder, aber bei einigen Beiträgen davor könnte das die Antwortmotivation senken. Genau das Gegenteil sollte doch aber der Fall sein. Leute, seid Euch doch bewußt: Es macht Spaß über diese Dinge hier zu diskutieren! Wir können die Regeln eh nicht ändern, sondern sind nur einer der kleinen Meinungsvertreter im schier unendlich großen Forenspektrum.
Was ich öfter heraus lese, was auch schon geschrieben wurde ist, dass wir uns glaube ich nicht ganz sicher sind, was Investoren im Fußball überhaupt sind. Ich habe raus gelesen, dass da einiges in einen Topf geworfen wird, was nicht unbedingt mit dem "normalen" Investment zu vergleichen ist. Zunächst einmal nehme ich das Zitat des
Wirtschaftslexions.de, naja, war eine der ersten Rückmeldungen, aber so falsch können die ja nicht sein. ^^ Demnach ist ein Investor eine natürliche oder juristische Person (Unternehmen), die investiert (Investition). Hammerausage, stimmts?
Also gut, dann die nächste Seite:
Was ist eine Investitition? langfristige Bindung finanzieller Mittel in materiellen oder in immateriellen Vermögensgegenständen. Heißt soviel wie, dass man neben Geld auch andere Dinge einbringen kann. Übrigens steht auf dieser Seite, dass Forderungen die ich an jemanden habe, ebenfalls eine Art Investment darstellen. D. h. ein Verein nimmt einen Kredit auf und die Bank ist dann in einer bestimmten Art und Weise auch Investor, wenn man das so sieht. Okay, die haben dann natürlich keine Stimmrechte damit im Verein, aber so lange die Forderung besteht, haben sie dadurch gewisse Rechte. Ganz interessant.
Der letzte Punkt passt für den Fußball vermutlich. Die Vorteilhaftigkeitsbeurteilung - worin untersucht wird, welche Auswirkungen die Investition auf die monetären Unternehmensziele hat. Also: Was springt dabei raus? In der Regel: Welchen Gewinn hat der Investor? Jetzt werden zu Recht einige sagen, dass man das im Fußball nicht komplett so übernehmen kann. ... Ja vielleicht, aber ich zitiere den Artikel noch in einem Punkte weiter: Die Auswirkungen einer Investition auf die nicht monetären Ziele des Unternehmens (z.B. Marktanteilswachstum, soziale Ziele, Umweltziele) fließen ebenfalls in den Investitionsentscheidungsprozess ein. Bedeutet für mich, es gibt Investments, die macht man tatsächlich ohne daraus einen direkten finanziellen Gewinn zu erzielen. Aber irgend eine Art von Profit will man dennoch raus holen. Im Fußball fällt mir gerade der enorme Werbeeffekt ein, den man hat, wenn man seinen Namen mit dem Investment eines großen Klubs verbindet.
Ich habe das absichtlich sehr ausführlich gemacht, weil ich glaube, da ist was dran. Sicher mag es Leute geben, wie Abramowitsch geben, wo ich jetzt nicht direkt sehen kann, ob er überhaupt abgesehen vom eigenen Ego hier mehr befriedigen will. Hier sehe ich auch nicht, dass er direkt bei einem Verkauf eine Art finaziellen Gewinn hat. Und einen Werbeeffekt? Für ihn vielleicht, durch Chelea kenn ich ihn jedenfalls auch vom äußeren Erscheinen her. Für seine Unternehmen eher nicht.
Ganz anders ist Manchester United. Die Glazer-Familie gehört sicher zu einer ganz anderen Sorte von Investoren. Nach dem Kauf von ManU haben sie erst einmal den Verein dazu verpflichtet, den Kaufpreis an die Glazers zurück zu zahlen. Ein Darlehen, das bis heute läuft. Ist glaube das ist in den kommenen Jahren bald abgeschlossen. Hier soll ganz klar Geld verdient werden. Und der Unmut der Fans hat die Familie nicht davor zurück gehalten, ihr Vorgehen zu überdenken.
Dietmar Hopp in Hoffenheim ist dann wohl eher wieder die Sorte Idealist. Seine Investitionen, laut
Handelsblatt, betragen bis heute 350 Mio. €! Seit diesem Juli ist er auch offiziell der Chef in Hoffenheim. D. h. das 50+1 ist nicht mehr für ihn bindend. Auch hier ist klar. Hoffenheim hätte den Status nicht, wenn Hopp nicht wäre. Sie wären eher Kreisklasse als Bundesliga. Kann man noch nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass Hopp selbst einmal Spieler von Hoffenheim war.
Je mehr man durchforstet stellt man sehr unterschiedliche Konstrukte fest. Paris SG, ManCity haben Investoren aus dem arabischen Raum, die in noch kürzerer Zeit als Abramowitsch irsinnige Summen in die Vereine stecken, die sie so wohl kaum wieder aus dem Fußball heraus refinanzieren können. Aber die Aussage hier ist der Werbeeffekt für ihre jeweilige Region oder auch die WM in Katar. Und vermutlich will man hier, global gedacht, einfach auch ein starkes Standbein im europäischen Fußball haben. Ich denke, es geht auch um Einflußnahme. Das kann ich natürlich besser als Besitzer eines englischen, italiensichen spanischen Vereins, als wenn ich aus dem arabischen Raum alleine komme. Und hier sehe ich auch, dass dies ganz klar von einer Minderheitsbeteiligung oder dem reinen Sponsoring abgegrenzt werden soll.
Und dann natürlich nicht zu unterschlagen die bereits auch in Deutschland schon traditionell gehandhabten Modelle. Leverkusen, Wolfsburg gibt es schon lange. Beide Vereien und Unternehmen haben viele Jahre Unterklassigkeit gespielt. Aber dennoch waren sie bereits 100% in Investorenhand. Sie haben nie versucht, die teuersten und besten Fußballer in den Verein zu holen, sie haben ein gewisses Level. Wenngleich Wolfsburg die letzten Jahre den Anspruch durchaus noch eine Schippe erhöht hat.
Dann habe ich noch heraus gelesen, dass wir ja nicht eine so schlechte Nachwuchsförderung wie in England haben wollen. Stimmt, will ich auch nicht. Nur sehe ich die Verknüpfung von 50+1 und den anderen Punkten (Jugend, Lizenzierungsverfahren, Eintrittspreise, Anstoßzeiten etc.) nicht. Die Regeln für einen Verein in der Bundesliga sind andere, wie für einen Verein in der Premier League. Und die deutschen Vereine, welche bereits ein Investorenmodell fahren sind keine schlechten Beispiele für Jugendförderung. Hoffenheim sieht sich als Ausbildungsverein auf hohem Niveau. RB Leipzig bildet im größeren Stil aus.
Die Diskussion über Anstoßzeiten und Eintrittspreise werden übrigens ganz Unabhängig von 50+1 laufen. Ich denke der Trend geht hin zu einem noch weiter auseinanderdrifftenden Spieltag. Das deutet sich eh schon an.
Natürlich will ich es auch nicht verharmlosen:
Deluge hat geschrieben:[...]Ist der Anteil der Bundesligaklubs die von "Investoren" geführt werden groß genug, dann können diese, sofern sie sich einig sind, auch Satzungen der Liga nach Ihrem Gusto ändern.
Zugegeben, komplett ausschließen kann man das Szenario nicht. Ich bringe hier mal
England aus dem Jahr 2011 als Beispiel. Hier wurde diskutiert, ob man den sportlichen Auf- und Abstieg in der Premier League abschafft. Dies war eine Forderung von amerikanischen und asiatischen Investoren. Immerhin ist ein Abstieg ein großes finanzielles Risiko. In den US-Profiligen kennt man dies auch nicht. Hier sind es finanzielle Erwägungen, die dazu fürhren, dass ein Team die Stadt wechselt und es somit Veränderungen gibt. Bislang ist nichts dergleichen geschehen, ob das die kommenden 10, 20 oder mehr Jahre so bleibt kann man nicht wirklich prognostizieren. Man darf aber nicht vergessen, dass die Fans einen gewissen Einfluss, Investoren hin oder her, haben. Die werden auch nicht alles mit gehen. Gut, man wird jetzt sagen, schau die FIFA an oder die WM-Vergabe nach Katar! "Die machen ja doch was sie wollen. Und zwar gegen die Fans" - Naja, entsprechend heiß geht es gerade auch her. Die Fans sind nicht einfach das Gefolge von irgendwelchen Entscheidern. Die Fans sind die Personen, die dafür sorgen, dass der Fussball tatsächlich so viel Geld umsetzt. Kein Scheich, kein US-Investor und kein Unternehmen würde in den Fussball investieren, wenn es reglmäíg vor 20 Zuschauern stattfinden würde. Ansonsten verwende ich ein Argument, dass schon wiederholt kam. Wieso sollten wir nach dem jetzigen Stand davor gefeilt sein, dass nicht irgendeine Satzungsänderung gemacht wird, die wir auch für BallaBalla halten? Schlechte Entscheidungen kann man auch ohne Investoren treffen. Keine Sorge - eine solche Diskussion wie in England kann jederzeit auch ohne Investoren kommen.
Andere Dinge, wie dass die Bundesliga einen saubereren, nicht so extrem kapitalistischen, moralischeren Weg gehen will, würde ich eigentlich eher beiseite schieben wollen, auch unsere Spitzenspieler bekommen 10 Mio. € Plus, aber diese Argumente gab es auch.Ich glaube halt, das ist aber eher die Frage nach dem Können, als dem Wollen. Ich kann als Manager sagen, ich zahle will keinem Spieler mehr zahlen als 1 Mio. € im Jahr. Aber dann weiß ich auch, dass dies ein Betrag ist, den eigentlich jeder Spieler kassiert, der im besten Fußballalter ist und zum erweiterten Stamm einer Bundesligamannschaft zählt. Spitzenspieler bekomme ich so nicht. Wenn ein guter Manager einem Spitzenspieler 10 Mio. € Plus zahlen kann, dann wird er auch versuchen entsprechend starke Spieler zu bekommen und er wird diesen Betrag zahlen. Wenn ein Manager 20 Mio. € Plus verwenden kann, dann wird er das tun müssen, sofern er kann. Als wir in den 80er Jahren waren, ging es um ein paar Hunderttausend, aber das Prinzip war das Gleiche. Von daher würde ich nicht sagen, die Bereitschaft mehr zu zahlen ist nicht da. Es ist die wirtschaftliche Perspektive, welche nicht mehr zulässt. Und wäre die Bundesliga die Spitze der Nahrungskette und könnte jedem Spitzenspieler 40 Mio. Plus zahlen, dann würden die das auch tun. Und auch wenn ich die Zahlen nicht gut finde: Sie müssten es dann auch tun! Sofern keine finanzielle Unvernunft dahinter steckt.
Gurkentruppe hat geschrieben:Die Realität ist, dass es Investoren in der Bundesliga gibt und dass die Bundesliga eine riesige Geldmaschine ist. Die Realität ist aber auch, dass Investoren aus Gründen, die die Bundesligaclubs selbst bestimmen, nicht die gleichen Freiheiten und Möglichkeiten haben, wie beispielsweise in der PL. Da können wir uns hier die Köpfe heißreden, wie wir wollen.
Im Moment ist das der Stand der Dinge, aber das ist doch nicht des Ende der Diskussion. Es wurde hier einige Mal schon von Mehrheitsentscheidung gesprochen. Aber es ist ja nicht so, dass die Mehrheit entschieden hat und in Folge dessen sollten alle Gegenmeinungen verstummen. Es ist vielmehr ein Prozess und der ist dynamisch. In 10 Jahren werden wir von einer anderen Diskussionsgrundlage ausgehen. Ich weiß nicht von welcher, aber sicher wird sich die Sicht der Dinge dann noch einmal verändert haben.
Gurkentruppe hat geschrieben:[...] Aber die Erfahrung aus der freien Wirtschaft zeigt eben auch, dass ausländisches Kapital keineswegs nur Segen bringt, sondern dass damit auch sehr unterschiedliche kulturelle Eigenarten aufeinanderprallen.
Ja, das ist doch klar, es bringt nicht nur Segen. Hast Du Recht. Gilt aber wahrscheinlich so ziemlich für jede Art der Regelung. Jetzt halt ich mal dagege, dass die jetzige Regelung ebenfalls nicht nur ein Segen ist. Ich meine, dem kann man einfach nicht widersprechen. Ich denke, wir dürfen das auch nicht zu Schwarz-Weiß sehen, denke, Du machst das auch nicht. Für mich gilt, dass ich mittlerweile einen Vorteil sehen würde, wenn in Deutschland an der Stellschraube 50+1 gedreht würde. Vor einigen Jahren war ich in der Tat noch anderer Meinung und dachte in Spanien und England überziehen die gnadenlos und denen rollte eine Pleitewelle entgegen. Nun, es gibt Beispiele, wo es auch gründlich schief ging mit Investoren, auch schon in Deutschland (
TeBe Berlin oder die ganz eigene Art des Investments der Kinowelttochter
Sportwelt). Dennoch, wenn sich was tut, was in Richtung weiterer Öffnung geht, würde ich es begrüßen. Wenn es so weiter geht, wie bisher, ists auch okay, dann wird immer noch guter Fußball in Deutschland gespielt. Und vielleicht finden sich ja anderer Möglichkeiten, wie man international vielleicht sogar im Vergleich stärker werden kann.