Beispiel 1:
Anzahl der Termine/Spieltag in eigentümergeprägten Ligen:
Spa: 8-10
Ita:6-8
zum Vergleich BuLi: 5
(aber: Eng auch 5)
Beispiel 2:
vergleichsweise hohe Ticketpreise in England (Spanien/Italien weiß ich nicht)
Beispiel 3:
Geld wird aus dem Verein gesaugt:
krassestes Beispiel ManU aber auch andere englische Vereine (meist über Gehälter des Eigentümers als Chairman oder verzinsliche Darlehen, manchmal auch Dividenden)
ManU hat 2010-14 430 Mio. Pfund Schulden getilgt und allein 2013-14 100 Mio. Pfund Zinsen gezahlt. Ende 2014 blieben immer noch 275 Mio Pfund Schulden.
Die Gelder hatten die Glazers benutzt, den Kauf des Vereins zu finanzieren.
Dem Spielbetrieb wurden somit ca. 60 Mio. Pfund/Jahr entzogen, also etwa 15% des Jahresumsatzes.
Beispiel 3:
Arsenal: Geld wird nicht in den Fußball reinvestiert (2stellige Pfundmillionen auf der Bank)
Beispiel 4:
Investor hört plötzlich auf zu zahlen (Malaga, Machatschkala, Monaco)
Beispiel 5:
Das Desinteresse der (meisten) italienischen Klubs und deren Dachverbände, etwas gegen die faschistischen Umtriebe ihrer (zahlenden) Fans zu machen.
Natürlich sind ManU oder Arsenal nicht abgestiegen, natürlich sind die englischen Stadien weiter voll (nur halt mit Leuten aus anderen Einkommensgruppen), natürlich sind die 3 Ms nicht pleite und manche Leute finden es auch gut, wenn sie jedes einzelne Spiel live im TV sehen können.
Alles kein Weltuntergang, aber alles auch Vorgänge, die den jeweiligen Fans nicht gefallen.
Persönlich finden ich die o.g. Beispiele (bis auf Nr. 5) alle nicht weiter tragisch. Als Bewohner der Fußball-Diaspora (200 km bis zum nächsten Erst-, 100 km bis zum nächsten Zweitligaverein) sind mir gestaffelte Anstoßzeiten nicht unlieb und die Ticketpreise egal.
Entsprechend bin ich auch kein ausgesprochener Fan eines Vereines sondern schaue einfach gerne guten Fußball. Wenn also der eine oder andere Verein abschmiert, ist mir auch das eher egal.
Ich verstehe aber auch Leute, zu deren Kultur der wöchentliche Stadionbesuch beim "eigenen" Verein gehört, die sich das auch leisten können wollen, und die dann auch möchten, dass ihr Geld wieder in den Fußball fließt.
Ich finde es auch naiv, zu glauben, dass wenn keine oder weniger Fans/Fangruppen mehr mit am Tisch sitzen (und sei es mittelbar durch von ihnen gewählte Vereinsvertreter), dass die Interessen dieser Gruppe noch genauso beachtet werden. Nicht umsonst gibt es in demokratisch verfassten Ländern "Checks and Balances" um Minderheitenrechte zu sichern und abweichende Meinungen hörbar zu machen. Im reinen Kapitalismus gibt es das eben nicht.
Man sieht das auch in der Katar-Entscheidung oder dem merkwürdigen Verbot des Trikotausziehens (männliche freie Oberkörper sind ja in den traditionellen Fußballländern nichts anstößiges) durch FIFAs ebenfalls "fanfreie" Gremien.
Wenn alle Teams einer Liga (oder auch nur eine Mehrheit) eigentümergesteuert handeln, dann zählen Faninteressen eben nur noch soweit, wie deren Missachtung Geld kostet.
Noch ein Wort zur Attraktivität der Ligen:
Ich merke, dass ich in den letzten Jahren zunehmend englischen Fußball schaue. Das liegt an verschiedenen Faktoren:
- zunehmende Verfügbarkeit und Qualität von Liveübertragungen aus dem Ausland
- ich kann gut genug Englisch, um einem Fußballkommentator zu folgen
- Da spielen regelmäßig mindestens 5 Vereine auf CL-Viertelfinalniveau; entsprechend gibt es etwa jede zweite Woche ein vielversprechendes Spiel. Dazu kommen dann noch die beiden Cups, wo sich gegen Ende auch die besten Mannschaften tummeln.
In der BuLi dagegen, gibt es neben Bayern im Jahr höchstens zwei weitere Vereine auf dem Niveau - das sind dann halt nur 6 Spiele im Jahr + evtl. ein Pokalspiel!
Wenn ich repräsentativ bin, dann erklären sich die Popularität und die hohen Beträge für TV-Rechte im Ausland (die englischen TV-Auslandsrechte sind schon jetzt so viel wert wie die gesamten TV-Rechte der BuLi) auch aus der "Breite in der Spitze" in England.
Und schließlich:
Ihr solltet Euch wirklich mal einigen, was denn ein "Investor" eigentlich ist. Wenn ich die einzige Definition, die ich hier finden konnte, lese:
Xell hat geschrieben:Normalerweise ist ein Investor jemand, der deutlich mehr Geld in den Club investiert, als er je aus diesem herausbekommen wird.
dann ist das aber ein ganz eigener Investorenbegriff. Normalerweise (also für mich, Wikipedia, alle anderen (?)) strebt ein Investor das Gegenteil an (klappt natürlich nicht immer). Es wäre also für Xell und mich praktisch unmöglich, über die Vor- und Nachteile von Investoren zu diskutieren, da wir über verschiedene Dinge sprächen.
Die gleiche Diskussion gab es ja schon vor einem Jahr und ich habe damals versucht, die verschiedenen Typen von Eigentümern im Fußball mal zu klassifizieren. Da die Resonanz damals extrem bescheiden war, hier nur der Link zu meinem damaligen Beitrag:
//www.5-jahres-wertung.de/Forum/vi ... 5&start=50 (3. Beitrag auf der Seite).
Vielleicht hilft's ja, die teilweise doch recht hitzige Diskussion wieder auf ein sachliches Niveau zu bringen.