Re: Serie A - Allgemein
Verfasst: Do 19. Mär 2015, 16:16
Angriff auf Platz 3!
Ich denke, nicht nur aus aktuellem Anlass will ich mal, so gut es mir von Deutschland aus möglich ist, ein kleines Stimmungsbild zum italienischen Vereinsfussball abzugeben. Ich lese ja fast jeden Europacupspieltag italienische Artikel, aber da die italienische Fraktion in Deutschland auch nicht ganz klein ist, gibt es auch einige deutschsprachige Seiten, die etwas wieder geben.
Die Stimmung ist sehr ins Positive geschwungen. Man bläst zumindest verbal zum Angriff auf Platz 3! Bei der erste Seite, das ist auf calciomercato.com, ist aber nicht die Bundesliga das Hauptziel. Nein, man rechnet sich gerade sogar mehr Chancen aus, die Engländer einzuholen. Grund ist, dass man in den kommenden 2 Jahren die stärkeren Streichergebnisse zu Italiens Gunsten hat und auch dieses Jahr ziemlich sicher mehr Punkte auf England gut machen kann, als auf Deutschland. Jetzt da klar ist, dass in der CL keine Engländer mehr vertreten sind und in der EL Everton auch erstmal weiterkommen muss, wird das sicher noch einmal verstärkt.
Ich komme aber trotz der aktuellen Erfolge der Serie A in der Europa League nicht drum herum kritisch zu bleiben. Im Moment erinnert mich es ein wenig an Deutschland ab Mitter der 90er Jahre, als man geradezu veränderungsresistent war und das Ganze durch doch vereinzelte Erfolge (EM 96 - Europacuptitel von Schalke, Dortmund und den Bayern) auch irgendwie gerechtfertigt werden konnte. Es war eine Stimmung, ganz nach dem Motto "Was sind wir doch gut!" und wir haben es ja eh schon immer gewußt und wenn wir uns zusammen reißen klappts auch schon wieder. Ja, ... Naja, ich finde, das wäre zu einfach. Und so positiv sehe ich den Vereinsfussball Italiens noch lange nicht, leider.
Für Deutschland Mitte der 90er bedeutete das, dass selbst als die Färör-Inseln *Achtung: satirisch übertrieben* den Libero abschafften, das noch die Standardtaktik in der Bundesliga war. Und man ungeachtet der Erfolge der Ajax Amsterdam Jugenschule lange, viel zu lange gebraucht hat, bis man mal selbst eine nach modernen Maßstäben professionelle Jugendförderung voran brachte. Es gibt noch mehr Beispiele: Neue Stadien, TV-Verträge, Auslandsvermarktung etc. Immer war die Bundesliga nicht gerade die Spitze der Entwicklung, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Okay, es geht hier im Italien, aber genau daran erinnert mich die aktuelle Situation. Im Prinzip ist man im Selbstverständnis eine der großen Fußballnationen zu sein. Klar, man ist jetzt nicht weg vom Fenster gewesen, aber ist der italienische Meister Juve über Jahre hinweg wirklich auf einem Level mit den Spitzenteams aus Spanien, Deutschland oder auch England? Im europäischen Vereinsfussball, wie auch mit der Nationalmannschaft gab es in diesem Jahrhundert Titel und Erfolge (ein Vize-Europameister ist ja auch nicht schlecht) - und aktuell stellte man die einzigste Nation, welche noch komplett in den Europapokalwettbewerben war, jedenfalls Stand Achtelfinals - zuletzt hat man ja auch in der 5-JW wieder höhere Punktzahlen erzielt - etc.
Der Moment, in dem Italien tatsächlich einen Platz im Europacup eingebüßt hat, war vermutlich seit mehr als 20 Jahren, das erste Mal, dass viele Fans überhaupt mal wieder etwas von einer 5-Jahreswertung (Coefficiente UEFA - es ist manchmal gar nicht schlecht auch die Wiki-Seiten zu lesen, die nicht auf Deutsch oder Englisch sind ^^) gehört haben. Man hat damals gar nicht verstanden, warum eine solch "erfolgslose" Nation wie Deutschland an Italien vorbei ziehen konnte.
Diese Wahrnehmunng hat sich zumindest nun verändert und entsprechend groß ist die Freude darüber, dass man wieder von sich reden machen kann. Aber das rutscht meiner Meinung nach verfrüht in ein trügerisches Bild ab. Und es sagt noch nicht wirklich etwas darüber aus, ob Italien wirklich erstarkt ist, oder ob andere Umstände die guten Platzierungen im Europacup bedingen.
Die Grundlage der guten Punkteausbeute lag vor allem in der Europa League. Okay, auch diese Punkte muss man natürlich erst machen. Und während Spanien, England und Deutschland bereits vor der Gruppenphase patzten. Blieb Italien bis jetzt noch komplett. Nicht so gut die Ausbeute in der Champions League. Neapel war zuvor in den Play Offs zur Champions League an Bilbao gescheitert. Sicher ein schweres Los. AS Rom war in einer Gruppe mit Bayern und ManCity am Ende Punktgleich 85 Punkte) mit dem ZSKA Moskau. Okay, auch eine Hammergruppe, das muss man zugeben, aber gerade auch das 1:7 gegen Bayern war eine Demontage. Juve hatte zwischenzeitlich auch nicht gerade den souveränsten Weg in Richtung Achtelfinale (ein Jahr zuvor hatten sie es als das dominante italienische Team gar nicht ins CL-Achtelfinale geschafft);
Die Gruppen in der Europa League waren meines Erachtens teilweise sehr durch glückliche Lose bestimmt.
Turin in einer Gruppe mit Brügge, Helsinki und Kopenhagen - reichte dann auch nur zu Platz 2;
Inter hatte eine namhafte Gruppe mit Dnipropetrowsk, St. Etienne (die Franzosen allerdings ganz schwach) und Qarabag
Neapel mit YB Bern, Sparta Prag und Bratislava
Florenz mit Guingamp, PAOK Saloniki und Dinamo Minsk
Ich sag jetzt nicht, dass da jeder Bundesligist locker durchmarschiert wäre, aber ich muss sagen, die Europacup-Starter (jedenfalls die in der Gruppenphase) der Bundesliga hatten es durchgängig schwerer in ihren Gruppen. So zumindest meine subjektive Einschätzung. Liegt natürlich auch daran, dass 4 der deutschen Starter in der CL waren, aber selbst Wolfsburg hatte es da deutlich schwerer. Gladbach mit Villareal "nur" einen schweren Brocken, aber den haben sie dann ja wenigstens auch hinter sich gelassen.
Jetzt in der K.O.-Runde gab es aber Ergebnisse, denen ich tatsächlich Respekt zollen würde. Das Turin, Bilbao schlägt, war stark. Und das Florenz gegebn Tottenham weiter kommt, hätte ich auch nicht erwartet. Bei den anderen Begegnungen sah ich die Italiener durchaus in der Favoritenrolle. Ich frage mich aber auch, welchen Stellenwert die Europa League in dieser Phase (noch vor dem Achtelfinale) für die jeweiligen Gegner hatte?
Ich hoffe ich werde jetzt nicht falsch verstanden. Sicher will ich nicht sagen, dass Italien unbeachtet werden kann. Oder dass man Italien nicht als Konkurrenz sehen muss. Aber bei all dem frage ich mich, ob sich wirklich etwas nachhaltiges verändert hat im italienischen Fussball, die letzten 5 Jahre?
Die Trend geht in die richtige Richtung?
Vor 4 Jahren waren es in der 5JW noch um die 11,5 Punkte - vor 2 Jahren schon über 14 - Heute sollten deutlich mehr als 15 Punkte erreicht werden - 16, 17, 18, vielleicht kann sogar noch mehr klappen. Scheint zumindest nicht ausgeschlossen zu sein. Okay, das stimmt fürs Erste!
Die Finanzen der Liga sind besser als vor einigen Jahren?
Einzelne Teams haben ihre Hausaufgaben gemacht. Juventus hat es auch geschafft ein für ihre Verhältnisse vernünftiges Stadion hinzubauen, das wirklich einen Standortvorteil für den Verein ist. Wenngleich sie gerade dabei sind das natürlich abzuzahlen, aber alleine das anzugehen war hoch vernünftig. Ihre Umsatzzahlen liegen übrigens bei ca. 279,4 €. Nicht schlecht, aber noch relativ deutlich hinter den Top-Vereinen. Und auch die Größe des Stadions (41.000 Plätze) zeigt Realitätssinn, aber das ist mind. eine Nummer kleiner, als die Stadien in Barcelona, Madrid, München oder London und noch vielen anderen.
Andere Vereine habe richtig Probleme. Beim AC Parma ist derzeit Eindzeitstimmung. Parma-Kapitän Lucarelli kritisiert, meiner Meinung nach zu Recht, dass es an einer Instanz fehlt, die auch eine Gewisse Kontrolle ausüben könnte. Eine Kontrolle fand hier wohl erst statt, als Parma de facto zahlungsunfähig war. Lizensierungsverfahren? Auf dem Papier ja, in der Realität nicht existent. Reagiert hatte die UEFA. Parma hätte in der EL starten sollen, wurde aber der Start wegen nicht gezahlter Einkommenssteuer für verliehene Spieler versagt. Ein meiner Meinung nach dicker Minuspunkt, weil zu viel unter den Teppich gekehrt wird, was später dann für Probleme sorgt.
Zuschauer?
Stagnieren auf nicht allzu hohem Niveau. Ein Artikel aus dem Jahr 2011 schreibt schon, dass die Tifosi davon laufen. Damals hatte man die Saison 2011/12 mit 22.493 Zuschauern im Gesamtschnitt. Aktuellsind es 22.109 Zuschauer also auch eher noch ein kleiner Rückgang. Keine großen Veränderungen in dem Bereich. Man muss aber auch sagen, dass die Eintrittspreise in Italien immer noch teurer sind als in Deutschland.
Gut Zuschauer haben oder nicht haben ist, siehe Monaco, nicht das einzig entscheidende. Die Preise spielen eine Rolle, aber leider, leider auch die Ausschreitungen. Auch in diesem Jahr gabe es wieder mehrere Ausschreitungen um Fussballspiele. Es ist, als hätte sich die letzten Jahre nicht viel verändert. Das ist schlecht für die Zuschauerzahlen, aber auch schlecht für das Prestige der Vereine.
Zum Abschluss noch etwas, was mich auch sehr an die Diskussion von vor 15 Jahren in Deutschland erinnerte: Die Jugendförderung. Gigi Buffon hat sich dazu geäußert, der das Problem v. a. im Zusammenhang mit der Nationalelf sieht, aber das wirkt sich natürlich auch auf die Vereine aus. Früher war die Serie A die Einkaufsliga Nummer 1. Das kann man heute nicht mehr behaupten. Die teuersten Transfers leisten sich andere Klubs und andere Ligen. Dadurch, dass man aber auch nicht die Talente und auch nicht die Jugendförderung wie in anderen Ländern gibt fehlt es in der Breite.
So, das ist nun aber lang geworden. Das Italien dieses Jahr stark vertreten ist, ist unbestreitbar. Ärgerlich ist auch das Scheitern von Borussia Dortmund. Aber Juve hat nicht die Punkte alleine geholt. Ich glaube von einem italienischen Aufschwung auszugehen, geht an der Realtität vorbei. Das heißt nicht, dass es nicht mal einen Erfolg geben kann. Aber ich halte es auch durchaus wieder für möglich, dass es auch mal 2 Klubs nicht in die Gruppenphase schaffen und dann auch mal wieder ein Punktewert von unter 12 heraus kommen könnte. Damit sehe ich die Serie A von den Top 4 - Ligen in der 5-JW am fragilsten. Wenn alles passt und das ist dieses Jahr der Fall, spielt man mit im Konzert der Großen, wenn nicht setzt man sich nach unten ab. Aber auch das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.
Ich denke, nicht nur aus aktuellem Anlass will ich mal, so gut es mir von Deutschland aus möglich ist, ein kleines Stimmungsbild zum italienischen Vereinsfussball abzugeben. Ich lese ja fast jeden Europacupspieltag italienische Artikel, aber da die italienische Fraktion in Deutschland auch nicht ganz klein ist, gibt es auch einige deutschsprachige Seiten, die etwas wieder geben.
Die Stimmung ist sehr ins Positive geschwungen. Man bläst zumindest verbal zum Angriff auf Platz 3! Bei der erste Seite, das ist auf calciomercato.com, ist aber nicht die Bundesliga das Hauptziel. Nein, man rechnet sich gerade sogar mehr Chancen aus, die Engländer einzuholen. Grund ist, dass man in den kommenden 2 Jahren die stärkeren Streichergebnisse zu Italiens Gunsten hat und auch dieses Jahr ziemlich sicher mehr Punkte auf England gut machen kann, als auf Deutschland. Jetzt da klar ist, dass in der CL keine Engländer mehr vertreten sind und in der EL Everton auch erstmal weiterkommen muss, wird das sicher noch einmal verstärkt.
Ich komme aber trotz der aktuellen Erfolge der Serie A in der Europa League nicht drum herum kritisch zu bleiben. Im Moment erinnert mich es ein wenig an Deutschland ab Mitter der 90er Jahre, als man geradezu veränderungsresistent war und das Ganze durch doch vereinzelte Erfolge (EM 96 - Europacuptitel von Schalke, Dortmund und den Bayern) auch irgendwie gerechtfertigt werden konnte. Es war eine Stimmung, ganz nach dem Motto "Was sind wir doch gut!" und wir haben es ja eh schon immer gewußt und wenn wir uns zusammen reißen klappts auch schon wieder. Ja, ... Naja, ich finde, das wäre zu einfach. Und so positiv sehe ich den Vereinsfussball Italiens noch lange nicht, leider.
Für Deutschland Mitte der 90er bedeutete das, dass selbst als die Färör-Inseln *Achtung: satirisch übertrieben* den Libero abschafften, das noch die Standardtaktik in der Bundesliga war. Und man ungeachtet der Erfolge der Ajax Amsterdam Jugenschule lange, viel zu lange gebraucht hat, bis man mal selbst eine nach modernen Maßstäben professionelle Jugendförderung voran brachte. Es gibt noch mehr Beispiele: Neue Stadien, TV-Verträge, Auslandsvermarktung etc. Immer war die Bundesliga nicht gerade die Spitze der Entwicklung, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Okay, es geht hier im Italien, aber genau daran erinnert mich die aktuelle Situation. Im Prinzip ist man im Selbstverständnis eine der großen Fußballnationen zu sein. Klar, man ist jetzt nicht weg vom Fenster gewesen, aber ist der italienische Meister Juve über Jahre hinweg wirklich auf einem Level mit den Spitzenteams aus Spanien, Deutschland oder auch England? Im europäischen Vereinsfussball, wie auch mit der Nationalmannschaft gab es in diesem Jahrhundert Titel und Erfolge (ein Vize-Europameister ist ja auch nicht schlecht) - und aktuell stellte man die einzigste Nation, welche noch komplett in den Europapokalwettbewerben war, jedenfalls Stand Achtelfinals - zuletzt hat man ja auch in der 5-JW wieder höhere Punktzahlen erzielt - etc.
Der Moment, in dem Italien tatsächlich einen Platz im Europacup eingebüßt hat, war vermutlich seit mehr als 20 Jahren, das erste Mal, dass viele Fans überhaupt mal wieder etwas von einer 5-Jahreswertung (Coefficiente UEFA - es ist manchmal gar nicht schlecht auch die Wiki-Seiten zu lesen, die nicht auf Deutsch oder Englisch sind ^^) gehört haben. Man hat damals gar nicht verstanden, warum eine solch "erfolgslose" Nation wie Deutschland an Italien vorbei ziehen konnte.
Diese Wahrnehmunng hat sich zumindest nun verändert und entsprechend groß ist die Freude darüber, dass man wieder von sich reden machen kann. Aber das rutscht meiner Meinung nach verfrüht in ein trügerisches Bild ab. Und es sagt noch nicht wirklich etwas darüber aus, ob Italien wirklich erstarkt ist, oder ob andere Umstände die guten Platzierungen im Europacup bedingen.
Die Grundlage der guten Punkteausbeute lag vor allem in der Europa League. Okay, auch diese Punkte muss man natürlich erst machen. Und während Spanien, England und Deutschland bereits vor der Gruppenphase patzten. Blieb Italien bis jetzt noch komplett. Nicht so gut die Ausbeute in der Champions League. Neapel war zuvor in den Play Offs zur Champions League an Bilbao gescheitert. Sicher ein schweres Los. AS Rom war in einer Gruppe mit Bayern und ManCity am Ende Punktgleich 85 Punkte) mit dem ZSKA Moskau. Okay, auch eine Hammergruppe, das muss man zugeben, aber gerade auch das 1:7 gegen Bayern war eine Demontage. Juve hatte zwischenzeitlich auch nicht gerade den souveränsten Weg in Richtung Achtelfinale (ein Jahr zuvor hatten sie es als das dominante italienische Team gar nicht ins CL-Achtelfinale geschafft);
Die Gruppen in der Europa League waren meines Erachtens teilweise sehr durch glückliche Lose bestimmt.
Turin in einer Gruppe mit Brügge, Helsinki und Kopenhagen - reichte dann auch nur zu Platz 2;
Inter hatte eine namhafte Gruppe mit Dnipropetrowsk, St. Etienne (die Franzosen allerdings ganz schwach) und Qarabag
Neapel mit YB Bern, Sparta Prag und Bratislava
Florenz mit Guingamp, PAOK Saloniki und Dinamo Minsk
Ich sag jetzt nicht, dass da jeder Bundesligist locker durchmarschiert wäre, aber ich muss sagen, die Europacup-Starter (jedenfalls die in der Gruppenphase) der Bundesliga hatten es durchgängig schwerer in ihren Gruppen. So zumindest meine subjektive Einschätzung. Liegt natürlich auch daran, dass 4 der deutschen Starter in der CL waren, aber selbst Wolfsburg hatte es da deutlich schwerer. Gladbach mit Villareal "nur" einen schweren Brocken, aber den haben sie dann ja wenigstens auch hinter sich gelassen.
Jetzt in der K.O.-Runde gab es aber Ergebnisse, denen ich tatsächlich Respekt zollen würde. Das Turin, Bilbao schlägt, war stark. Und das Florenz gegebn Tottenham weiter kommt, hätte ich auch nicht erwartet. Bei den anderen Begegnungen sah ich die Italiener durchaus in der Favoritenrolle. Ich frage mich aber auch, welchen Stellenwert die Europa League in dieser Phase (noch vor dem Achtelfinale) für die jeweiligen Gegner hatte?
Ich hoffe ich werde jetzt nicht falsch verstanden. Sicher will ich nicht sagen, dass Italien unbeachtet werden kann. Oder dass man Italien nicht als Konkurrenz sehen muss. Aber bei all dem frage ich mich, ob sich wirklich etwas nachhaltiges verändert hat im italienischen Fussball, die letzten 5 Jahre?
Die Trend geht in die richtige Richtung?
Vor 4 Jahren waren es in der 5JW noch um die 11,5 Punkte - vor 2 Jahren schon über 14 - Heute sollten deutlich mehr als 15 Punkte erreicht werden - 16, 17, 18, vielleicht kann sogar noch mehr klappen. Scheint zumindest nicht ausgeschlossen zu sein. Okay, das stimmt fürs Erste!
Die Finanzen der Liga sind besser als vor einigen Jahren?
Einzelne Teams haben ihre Hausaufgaben gemacht. Juventus hat es auch geschafft ein für ihre Verhältnisse vernünftiges Stadion hinzubauen, das wirklich einen Standortvorteil für den Verein ist. Wenngleich sie gerade dabei sind das natürlich abzuzahlen, aber alleine das anzugehen war hoch vernünftig. Ihre Umsatzzahlen liegen übrigens bei ca. 279,4 €. Nicht schlecht, aber noch relativ deutlich hinter den Top-Vereinen. Und auch die Größe des Stadions (41.000 Plätze) zeigt Realitätssinn, aber das ist mind. eine Nummer kleiner, als die Stadien in Barcelona, Madrid, München oder London und noch vielen anderen.
Andere Vereine habe richtig Probleme. Beim AC Parma ist derzeit Eindzeitstimmung. Parma-Kapitän Lucarelli kritisiert, meiner Meinung nach zu Recht, dass es an einer Instanz fehlt, die auch eine Gewisse Kontrolle ausüben könnte. Eine Kontrolle fand hier wohl erst statt, als Parma de facto zahlungsunfähig war. Lizensierungsverfahren? Auf dem Papier ja, in der Realität nicht existent. Reagiert hatte die UEFA. Parma hätte in der EL starten sollen, wurde aber der Start wegen nicht gezahlter Einkommenssteuer für verliehene Spieler versagt. Ein meiner Meinung nach dicker Minuspunkt, weil zu viel unter den Teppich gekehrt wird, was später dann für Probleme sorgt.
Zuschauer?
Stagnieren auf nicht allzu hohem Niveau. Ein Artikel aus dem Jahr 2011 schreibt schon, dass die Tifosi davon laufen. Damals hatte man die Saison 2011/12 mit 22.493 Zuschauern im Gesamtschnitt. Aktuellsind es 22.109 Zuschauer also auch eher noch ein kleiner Rückgang. Keine großen Veränderungen in dem Bereich. Man muss aber auch sagen, dass die Eintrittspreise in Italien immer noch teurer sind als in Deutschland.
Gut Zuschauer haben oder nicht haben ist, siehe Monaco, nicht das einzig entscheidende. Die Preise spielen eine Rolle, aber leider, leider auch die Ausschreitungen. Auch in diesem Jahr gabe es wieder mehrere Ausschreitungen um Fussballspiele. Es ist, als hätte sich die letzten Jahre nicht viel verändert. Das ist schlecht für die Zuschauerzahlen, aber auch schlecht für das Prestige der Vereine.
Zum Abschluss noch etwas, was mich auch sehr an die Diskussion von vor 15 Jahren in Deutschland erinnerte: Die Jugendförderung. Gigi Buffon hat sich dazu geäußert, der das Problem v. a. im Zusammenhang mit der Nationalelf sieht, aber das wirkt sich natürlich auch auf die Vereine aus. Früher war die Serie A die Einkaufsliga Nummer 1. Das kann man heute nicht mehr behaupten. Die teuersten Transfers leisten sich andere Klubs und andere Ligen. Dadurch, dass man aber auch nicht die Talente und auch nicht die Jugendförderung wie in anderen Ländern gibt fehlt es in der Breite.
So, das ist nun aber lang geworden. Das Italien dieses Jahr stark vertreten ist, ist unbestreitbar. Ärgerlich ist auch das Scheitern von Borussia Dortmund. Aber Juve hat nicht die Punkte alleine geholt. Ich glaube von einem italienischen Aufschwung auszugehen, geht an der Realtität vorbei. Das heißt nicht, dass es nicht mal einen Erfolg geben kann. Aber ich halte es auch durchaus wieder für möglich, dass es auch mal 2 Klubs nicht in die Gruppenphase schaffen und dann auch mal wieder ein Punktewert von unter 12 heraus kommen könnte. Damit sehe ich die Serie A von den Top 4 - Ligen in der 5-JW am fragilsten. Wenn alles passt und das ist dieses Jahr der Fall, spielt man mit im Konzert der Großen, wenn nicht setzt man sich nach unten ab. Aber auch das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.