Nachdem was die Eintracht die letzten Wochen gezeigt hat, muss ich dann doch noch einmal auf die Vorsaison zurückkommen. Aber zunächst mein Respekt für die Leistung der Eintracht in dieser Saison.
Es war die beste und engagierteste Leistung einer deutschen Mannschaft in der EL seit vielen Jahren. Damit hat die Eintracht viel für die Wiederherstellung des Renommee der BL geleistet, das nach der katastrophalen Leistung der Vorsaison insbesondere hierzulande stark ramponiert war. Nach dem ganz schwachen Abschneiden der Vorsaison mit 9,857 Punkten, kann die BL nun mit 15,214 Punkten wieder ein ordentliches Ergebnis einfahren.
Aber hier nochmal der krasse Gegensatz zwischen letzter Saison und dieser Saison anhand einiger Ergebnisse:
2017/18: BVB-Nikosia 2x 1:1, BVB-Salzburg 1:2, 0:0 TSGH-Braga 1:2, 1:3, TSG-Razgrad 1:1, 1:2, HBSC-Östersund 1:1, 1:2
2018/19: EF-Marseille 4:0, 2:1, EF-Lazio 4:1, 2:1, EF-Inter 0:0, 1:0, EF-Benfica 2:0, 2:4, EF-Chelsea 2x 1:1
Dieser krasse Gegensatz des Abschneidens resultiert ganz gewiss nicht daraus, dass die Eintracht prinzipiell besser ist als letzte Saison der BVB oder die TSG. EF liegt aktuell auf Rang 4 und bewegt sich damit in Regionen wie letzte Saison der BVB (3.) und die TSG (4.).
Dass die Eintracht solch eine tolle Saison gespielt hat, hat also nichts mit besserem Kader und Potential zu tun, sondern vor allem mit ihrer Einstellung, mit der sie in die internationalen Spiele gegangen ist. Dabei entlarvt die Eintracht mit ihrer Leistung auch die Ausreden für das Desaster in der letzten Saison.
Erinnern wir uns etwa an folgende Aussage von Ralph Hasenhüttel beim Ausscheiden von RBL in der Gruppenphase der CL: "
Wir gehen auf dem Zahnfleisch und müssen uns in die Winterpause retten".
Das war bereits im Herbst 2017, also noch während der HINRUNDE. Bei Chelsea habe ich nun eine Eintracht erlebt, die am Ende der RÜCKRUNDE noch in der Verlängerung bis weit in die gegnerische Hälfte kraftraubend Pressing spielte. Man sah während der 120 Minuten noch nicht einmal Spieler beider Mannschaften mit Krämpfen auf dem Boden liegen. Das zeigt welche Kraft man Ende der Saison noch haben kann. Aber RB jammert schon in der Hinrunde, sie gingen auf Zahnfleisch.
Aber die Aussage von Hasenhüttel straft ja nicht nur die Eintracht Lüge sondern noch mehr Ajax Amsterdam. Die gingen bereits vor Ligastart in die CL-Qualifikation und standen nun im CL-Halbfinale. Das sind an die 60 Pflichtspieleinsätze für Ajax, dazu kommen für die Spieler noch diverse Länderspieleinsätze.
Der Kicker hätte es im Januar 2018 mit dem Begriff „Jammer-Liga“ für die BL nicht besser auf den Punkt bringen können. Ganz anders diese Saison die Eintracht. Egal ob vor einer EL-Partie der Eintracht Hütter, Bobic oder irgendwelche Spieler vor den Mikrophonen standen, da war reiner Enthusiasmus vorhanden, endlich mal wieder international zu spielen, von Jammern nicht die geringste Spur.
Aber weiter mit den Ausreden der Vorsaison. Nun zu Julian Nagelsmann von der TSG Hoffenheim, der mit folgender Aussage glänzte:
"
Das Europacup-Aus wird uns gut tun". Autsch, bei solchen Aussagen kriege ich Magenkrämpfe.
Ginge es nach Nagelsmann, hätte man der Eintracht also das Aus in der EL-Gruppenphase wünschen müssen, denn dann müssten sie bereits jetzt für die CL qualifiziert sein, weil sie sich ja voll auf die BL hätten konzentrieren können. Was für eine Auffassung eines Vereinsverantwortlichen. Aber die Eintracht selbst gibt das beste Beispiel, dass das Argument (bzw. Ausrede) von der Doppelbelastung Unsinn ist. Sie kämpften diese Saison nämlich nicht gegen den Abstieg wie man es häufig bei deutschen EL-Teilnehmern mit Doppelbelastung befürchtet und nachsagt, sondern kämpfen um die CL-Plätze. Sie stehen momentan mit 55 Punkten auf Platz 4. Das sind vier Plätze besser und sechs Punkte mehr als letzte Saison, als sie keine Doppelbelastung hatten. Soviel zur Doppelbelastung, dessen signifikant negativen Auswirkungen auf die Ligaleistung eh noch nie jemand stichhaltig beweisen konnte.
Mit RB Leipzig hat Nagelsmann jetzt aber genau den richtigen Verein gefunden, denn die haben letzte Saison ebenso wenig international geglänzt. Und als Erklärung waren genauso schöne Ausreden zu hören. Damit sind wir beim Stichwort "fehlende internationale Erfahrung". Mit Besiktas und Porto und ohne Teams aus ENG, SP oder ITA hatte RB zwar keine allzu schwere Gruppe erwischt, aber die internationale Erfahrung soll halt gefehlt haben. So zum Beispiel gegen das erfahrene Besiktas. A propos Besiktas, die gingen diese Saison völlig an mir vorbei. Wo spielten die denn? Ach ja Europa League, gescheitert in der Gruppenphase an Malmö und Genk. Die hatten sicherlich noch mehr internationale Erfahrung als Besiktas.
Den Vogel bezüglich fehlender internationaler Erfahrung schoss aber Michael Preetz von Hertha BSC ab. Der brachte tatsächlich in einer Doppel-Pass-Sendung für das Aus seiner Hertha in der EL-Vorrunde die fehlende internationale Erfahrenheit ins Spiel. Zur Erinnerung, HBSC war unter anderem an Östersund gescheitert, einem Team nicht nur aus der schwachen schwedischen Liga, sondern international einem absoluten Neuling, das sich bis dato noch nie in der langen Europacup-Historie international qualifiziert hatte. So viel zur Wichtigkeit von internationaler Erfahrung.
Und dann kommt diese Saison Ajax mit einer blutjungen Mannschaft daher und wirft mit Real und Juve nicht nur zwei Favoriten aus der CL sondern auch noch zwei der international erfahrensten Mannschaften Europas. Was für eine Erfahrung bedurte es denn da für die Hertha, sich gegen Östersund durchzusetzen?
Spätestens nach dieser Saison kann kein Verantwortlicher einer BL-Mannschaft nach kläglichem internationalem Abschneiden mehr von internationaler Unerfahrenheit, einer zu jungen Mannschaft oder den negativen Auswirkungen einer Doppelbelastung schwadronieren, ohne sich lächerlich zu machen. Dafür haben die Eintracht und Ajax gesorgt. Und dafür vielen Dank.