Finanzierung von Erfolg
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Re: Finanzierung von Erfolg
Erstmal vorweg meine klare Meinung:
Investoren sind KEIN Allheilmittel und es sollte ihnen auch auf GAR KEINEN FALL uneingeschränkte Handlungsfreiheit im deutschen Fußball gegeben werden. Allerdings sollte Vereinen die für eine entsprechende finanzielle Unterstützung einen Mehrheitsanteileigner an Bord holen wollen um mit dessen Geld bessere Spieler anlocken zu können dies auch erlaubt sein.
Ich sehe auch den direkten Zusammenhang zwischen der 50 + 1 Regelung und dem Lizensierungsverfahren oder der Jugendförderung nicht. Ich finde das Lizensierungsverfahren in Deutschland in Ordnung. Es sollte beibehalten werden um finanzielle Miswirtschaft und ungebremste Schuldenmacherei weiterhin im Zaum zu halten. Ebenso sollte eine Verpflichtung zur Jugendförderung allgemein für ALLE Profivereine (egal ob durch Investoren gefördert oder nicht) gelten. Das Eine (Abschaffung der 50 + 1 Regelung und Zulassung von Mehrheitseigner) schliesst doch das Andere (Lizensierungsverfahren und Jugendförderung) nicht aus.
Der deutsche Fußball muss eben nicht einfach den anderen Ländern hinter her rennen und alles so machen wie es in England oder Spanien gemacht wird. Er kann und soll seinen eigenen Weg suchen. Aber das eine Steigerung der finanziellen Möglichkeiten notwendig ist um weiterhin Schritt halten zu können erscheint doch recht klar zu werden. Es ist halt nun einmal so das ein Arbeitnehmer (egal ob Fußballer oder Dachdecker oder was auch immer) das Angebot das ihm die deutlich höheren Gehaltszahlungen verspricht attraktiver findet und eher dazu tendiert dorthin zu gehen.
Noch einmal: Die Abschaffung der 50 + 1 Regel ist dabei nicht das Allheilmittel, aber sie ist ein Schritt um den Vereinen eine größere Auswahl and Möglichkeiten zu bieten auf dem internationalen Markt mithalten zu können.
Mich würde mal interessieren welchen realen Nutzen ein Festhalten an der 50 + 1 Regel im deutschen Fußball hat?
Investoren sind KEIN Allheilmittel und es sollte ihnen auch auf GAR KEINEN FALL uneingeschränkte Handlungsfreiheit im deutschen Fußball gegeben werden. Allerdings sollte Vereinen die für eine entsprechende finanzielle Unterstützung einen Mehrheitsanteileigner an Bord holen wollen um mit dessen Geld bessere Spieler anlocken zu können dies auch erlaubt sein.
Ich sehe auch den direkten Zusammenhang zwischen der 50 + 1 Regelung und dem Lizensierungsverfahren oder der Jugendförderung nicht. Ich finde das Lizensierungsverfahren in Deutschland in Ordnung. Es sollte beibehalten werden um finanzielle Miswirtschaft und ungebremste Schuldenmacherei weiterhin im Zaum zu halten. Ebenso sollte eine Verpflichtung zur Jugendförderung allgemein für ALLE Profivereine (egal ob durch Investoren gefördert oder nicht) gelten. Das Eine (Abschaffung der 50 + 1 Regelung und Zulassung von Mehrheitseigner) schliesst doch das Andere (Lizensierungsverfahren und Jugendförderung) nicht aus.
Der deutsche Fußball muss eben nicht einfach den anderen Ländern hinter her rennen und alles so machen wie es in England oder Spanien gemacht wird. Er kann und soll seinen eigenen Weg suchen. Aber das eine Steigerung der finanziellen Möglichkeiten notwendig ist um weiterhin Schritt halten zu können erscheint doch recht klar zu werden. Es ist halt nun einmal so das ein Arbeitnehmer (egal ob Fußballer oder Dachdecker oder was auch immer) das Angebot das ihm die deutlich höheren Gehaltszahlungen verspricht attraktiver findet und eher dazu tendiert dorthin zu gehen.
Noch einmal: Die Abschaffung der 50 + 1 Regel ist dabei nicht das Allheilmittel, aber sie ist ein Schritt um den Vereinen eine größere Auswahl and Möglichkeiten zu bieten auf dem internationalen Markt mithalten zu können.
Mich würde mal interessieren welchen realen Nutzen ein Festhalten an der 50 + 1 Regel im deutschen Fußball hat?
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Gurkentruppe
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Re: Finanzierung von Erfolg
Stell diese Frage doch den Managern der Bundesligavereine!Werder Downunder hat geschrieben:Mich würde mal interessieren welchen realen Nutzen ein Festhalten an der 50 + 1 Regel im deutschen Fußball hat?
Ich vermute schlicht, 50 + 1 ist auch ein Machtinstrument, mit dem man steuern kann, wer am Tisch sitzt und wer nicht.
Angenommen die Hälfte aller Bundesligavereine hätten stimmberechtigte Investoren aus Asien und den USA und die kämen auf die Idee, dass es für sie besser sei, die Bundesligaspiele würden zur Primetime in Peking und New York stattfinden. Dann wäre das irgendwann auch für einen Verein wie Bayern nicht mehr zu verhindern. Im Augenblick wird die DFL von deutschen Ex-Fußballern dominiert und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die wenig Lust haben, sich mit fußballfremden Milliardären herumärgern zu müssen.
Wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Aber die Erfahrung aus der freien Wirtschaft zeigt eben auch, dass ausländisches Kapital keineswegs nur Segen bringt, sondern dass damit auch sehr unterschiedliche kulturelle Eigenarten aufeinanderprallen.
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Deluge
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Re: Finanzierung von Erfolg
Im Grunde ist es doch ganz einfach. Bei einem herkömmlichen Verein haben die Mitglieder gewisse Entscheidungsbefugnisse, bzw. übertragen diese Befugnisse einem Präsidium, Aufsichtsrat, wie auch immer. Gehört der Klub mehrheitlich einem einzelnen Investor, einem Konsortium oder Hedge Fonds, dann entscheiden diese. Ist der Anteil der Bundesligaklubs die von "Investoren" geführt werden groß genug, dann können diese, sofern sie sich einig sind, auch Satzungen der Liga nach Ihrem Gusto ändern. Während ein Verein seinen Mitgliedern Rechenschaft schuldig ist, und somit die Interessen des gemeinen Fans ein gewisses Gewicht haben sollten, dürfte anzunehmen sein, dass nicht jeder Investor sich darum schert, was der Fan in der Ostkurve oder auf der Südtribüne davon hält, was er mit dem Verein oder der Liga machen möchte. Die Gefahr existiert also, dass der Fussball (noch mehr) in Richtung Gewinnmaximierung und weg vom Sport driftet.Werder Downunder hat geschrieben:Mich würde mal interessieren welchen realen Nutzen ein Festhalten an der 50 + 1 Regel im deutschen Fußball hat?
Was passiert eigentlich wenn ein Mehrheitseigner die Lust am Klub verliert und keinen passenden Käufer findet? Gibt es etwas, was ihn daran hindert, die Spieler zu verkaufen, Klubgelände und -gebäude zu verkaufen und den Laden dann einfach dicht zu machen?
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Re: Finanzierung von Erfolg
Diese Situation gibt es aber weder in England noch in Spanien oder sonstwo wo Investoren bei Vereinen das Sagen haben. Das ist wieder so eine an den Haaren herbeigezogenes Horrorszenario das jeglicher realen Grundlage entbehrt.Gurkentruppe hat geschrieben:Angenommen die Hälfte aller Bundesligavereine hätten stimmberechtigte Investoren aus Asien und den USA und die kämen auf die Idee, dass es für sie besser sei, die Bundesligaspiele würden zur Primetime in Peking und New York stattfinden. Dann wäre das irgendwann auch für einen Verein wie Bayern nicht mehr zu verhindern.
Mal abgesehen davon daß ein Glazer oder Abramowitch oder Qatari-Scheich ja nicht selber im DFL-Gremium sitzen wird, und sich die alten deutschen Ex-Fußballer somit sowieso nicht mit diesen "fußballfremden Milliardären herumärgern müssen".
Du sagst immer wieder daß Investorenkapital nicht nur Segen bringt. Und dem widerspricht doch auch niemand. Keiner hier sagt daß mit ausländischem Kapital plötzlich alles Friede-Freude-Eierkuchen, wunderbar und glücklich wird. Aber das ist es ohne Geldgeber halt auch nicht. Sich aufgrund von irrationalen Ängsten aber neuen Möglichkeiten zu verschliessen führt im Ende nur dazu das man immer weiter zurück fällt. Man kann doch Sicherheitsklauseln einführen mit denen man eine wie auch immer geartete Entfremdung der Bundesliga durch ausländische Investoren verhindern kann.Gurkentruppe hat geschrieben:Aber die Erfahrung aus der freien Wirtschaft zeigt eben auch, dass ausländisches Kapital keineswegs nur Segen bringt, sondern dass damit auch sehr unterschiedliche kulturelle Eigenarten aufeinanderprallen.
Mittlerweile gibt es aber genügend Vereine in denen die Profiabteilung des Fußballes aus dem Verein ausgegliedert ist und somit vom Vereinsmitglied und dessen Interessen unabhängig ist. Warum aber hier immer davon ausgegangen wird das von Investoren geführte Vereine entgegen aller Interessen der Fans handeln ist mir nicht ganz klar. Die Vereine BRAUCHEN die Fans. Ohne die Fans sind die Vereine nicht rentabel. Wenn keiner mehr ins Stadion kommt oder Trikots und Schals usw. kauft, dann verlieren die Vereine (und somit die Investoren) eine Menge Geld. Daran können die doch gar kein Interesse haben, also warum sollten sie das machen?Deluge hat geschrieben:Im Grunde ist es doch ganz einfach. Bei einem herkömmlichen Verein haben die Mitglieder gewisse Entscheidungsbefugnisse, bzw. übertragen diese Befugnisse einem Präsidium, Aufsichtsrat, wie auch immer. Gehört der Klub mehrheitlich einem einzelnen Investor, einem Konsortium oder Hedge Fonds, dann entscheiden diese. Ist der Anteil der Bundesligaklubs die von "Investoren" geführt werden groß genug, dann können diese, sofern sie sich einig sind, auch Satzungen der Liga nach Ihrem Gusto ändern. Während ein Verein seinen Mitgliedern Rechenschaft schuldig ist, und somit die Interessen des gemeinen Fans ein gewisses Gewicht haben sollten, dürfte anzunehmen sein, dass nicht jeder Investor sich darum schert, was der Fan in der Ostkurve oder auf der Südtribüne davon hält, was er mit dem Verein oder der Liga machen möchte. Die Gefahr existiert also, dass der Fussball (noch mehr) in Richtung Gewinnmaximierung und weg vom Sport driftet.
Die ausländischen Geldgeber/Investoren/Mehrheitseigner, wie auch immer wir sie nennen wollen, haben ein Interesse daran ihr Investment zu schützen und zu fördern. Die hier vorgebrachten Einwände, daß sie mehr als die Hälfte der BuLi-Vereine übernehmen, sich dann zusammen tun und dann die Regeln so verändern daß die BuLi ruiniert wird entbehrt jeglicher Grundlage und Logik. Niemand wird hunderte millionen Euro in etwas stecken nur um es zerstören zu wollen. Die Premier League und die Primera Division bestehen auch noch, trotz vieler Investoren, und ich habe nicht gehört dass da irgendwo ein Bestreben besteht die Fundamente dieser Ligen anzugreifen und zu verändern.
Und hier dann wieder das Totschlagargument, daß der böse Investor die Lust verliert und alles einfach billigst verscherbelt um den Verein dann dicht zu machen.Deluge hat geschrieben:Was passiert eigentlich wenn ein Mehrheitseigner die Lust am Klub verliert und keinen passenden Käufer findet? Gibt es etwas, was ihn daran hindert, die Spieler zu verkaufen, Klubgelände und -gebäude zu verkaufen und den Laden dann einfach dicht zu machen?
Nennt mir ein einziges Beispiel wo genau das so passiert ist. Ich kenne keines. Das sich ein Investor zurück gezogen hat und den Verein in massiven finanziellen Schwierigkeiten gebracht hat, das schon. Aber das ein Verein einfach so aufgelöst wurde ist mir nicht bekannt. Und Misswirtschaft die zu hohen Schulden und zu Zwangsabstiegen aufgrund von übermäßigen Schulden führt, hat es auch in traditionellen Vereinen zur Genüge gegeben. Das kann man nicht als Gegenargument gegen Mehrheitseigner nennen.
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Deluge
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Re: Finanzierung von Erfolg
Meine Frage war aber nicht, ob es das schon einmal gegeben hat, sondern ob es irgendein Instrument gibt, welches dies verhindern würde. Wenn man nur Dinge vermeidet, die schon einmal Schaden angerichtet haben, dann führt das früher oder später zur Katastrophe. Meinetwegen nur einmal und danach hat man den von dir gewünschten Präzedenzfall, aber immerhin. Es gibt doch genug Vereine mit Grundbesitz in bester Lage. Wieso sollte denn ein Investor nicht zur Ansicht gelangen, dass es viel lukrativer ist, den Klub aufzulösen und die materiellen Werte zu veräussern, als zunächst Jahre lang zig Millionen dem Kaufpreis hinterher zu werfen und überhaupt keine Rentabilität zu erreichen? Was sich viele doch eigentlich wünschen ist ein Fussballnarr, ein Edelfan mit genug Kohle, dem es egal ist wie viele Millionen er verballert. Hauptsache sein Verein ist Spitze oder er kann sich mit einem CL-Sieger brüsten. Aber wieviele solcher Idioten gibt es denn?
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Gurkentruppe
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Re: Finanzierung von Erfolg
Aber genau das passiert doch gerade. Die 50 + 1 Regeln sind doch z.B. nach den Zustimmungen zu Red Bull Leipzig juristisch neu formuliert worden. Damit kann doch jedes Unternehmen genau den selben Weg wie RB Leipzig beschreiten.Werder Downunder hat geschrieben:Du sagst immer wieder daß Investorenkapital nicht nur Segen bringt. Und dem widerspricht doch auch niemand. Keiner hier sagt daß mit ausländischem Kapital plötzlich alles Friede-Freude-Eierkuchen, wunderbar und glücklich wird. Aber das ist es ohne Geldgeber halt auch nicht. Sich aufgrund von irrationalen Ängsten aber neuen Möglichkeiten zu verschliessen führt im Ende nur dazu das man immer weiter zurück fällt. Man kann doch Sicherheitsklauseln einführen mit denen man eine wie auch immer geartete Entfremdung der Bundesliga durch ausländische Investoren verhindern kann.
Red Bull hat die Möglichkeiten für Investoren erweitert. Das ist einfach so. Welche Konsequenzen das dauerhaft hat und ob weitere Unternehmen sich einen Bundesliga-Verein leisten wollen, werden wir sehen.
Was viele sich hier wünschen, ist die Möglichkeit einen CL-Teilnehmer schon zur nächsten Saison mit Geld vollpumpen zu können. Selbst dies würde ja - im Rahmen des FFP - funktionieren, sofern man mit 49% Stimmenmehrheit zufrieden wäre. Wer dazu lieber eine Mehrheit am Fußballclub haben will, muss halt den Red Bull-Weg gehen. Dauert zwar länger, dafür muss man aber auch keine Schuldenaltlasten abtragen. Bei Valencia muss der neue Investor immerhin über 300 Mio EUR Schulden begleichen und ein Stadion fertigbauen. Da hat man noch keinen Star gekauft ...
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tomfooty
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Re: Finanzierung von Erfolg
Dann ist die Frage, auf welcher Ebene momentan stattdessen diskutiert wird. Mein Kritikpunkt war, dass man unter der Annahme, dass alle Ebenen betrachtet werden sollen, eine Argumentation an den Tag zu legen ist, die über eine Argumentationsstrategie hinausgeht, welche mit "Ich will..." beginnt. Die eigenen Sichtweisen sollte man dementsprechend den anderen Sichtweisen gegenüberstellen und eben nicht plump andere Sichtweisen ohne Bezug zur Ausgangsthese in den Raum stellen. Den thematischen Übergang zu anderen inhaltlichen Ebenen kann man cleverer anstellen oder klar abgrenzen um die Diskussionsqualität zu steigern. Das "Relativieren" hilft zumindest. Aber eine allgemeine politische Forderung in Richtung Stundungen und Steuererleichterungen ist eben nicht sehr "relativiert" formuliert, sondern beansprucht einen "Absolutheitsanspruch". Ich denke, es hilft, wenn man nicht komplett für und nicht komplett gegen Steuern sondern eher dafür ist, dass Steuern, falls nötig, zu einem guten Zweck eingesetzt werden. Ich empfinde das Prinzip der Steuern grundsätzlich gut und um zu einer Bananenrepublik zu kommen, müssten in Deutschland noch sehr viel andere Dinge passieren als ein paar geringfügige Änderungen im Teilsystem Fußball, welches nicht stellvertretend für die gesamte Gesellschaft stehen sollte. Mit dem Begriff "Bananenrepublik" sollte man vorsichtig umgehen.kaffeesturm hat geschrieben:@tomfooty: Ich verstehe denn Sinn deines letzten Posts nicht. So eine Diskussion läuft immer auf mehreren Ebenen und ich habe lediglich einige Aussagen relativiert und andere Sichtweisen eingegeben. Richtig ist das ich nichts zur 50+1 Regel usw. geschrieben habe, aber diese Diskussion gab es schon so oft und ich befürchte genau wie Xell das es da keine Lösung geben wird.
Mag sein. Aber nicht einmal über die dann vielleicht auch nur wenigen Vorteile nachzudenken ist auch mit Fantasie und Wunschträumerei gleichzusetzen, und zwar dass die Beibehaltung der derzeitigen Regeln einen Beitrag dazu liefern würde, dass man mit der Konkurrenz weiterhin mithalten kann (Weiterentwickeln muss sein, sonst klappt es nicht!) und dass die Beibehaltung der derzeitigen Regeln für das Aufrechterhalten von Tradition etc. unbedingt nötig wäre etc.Vollspann hat geschrieben:Ich finde allerdings auch, dass hier in der Investorenfrage viele Fantasien und Wunschträume blühen.
Da liegt das Problem. Grundsätzlich ließe sich beides vereinbaren. Aber eventuell beginnt der Prozess des Umdenkens tatsächlich bei den Fans, also zum Beispiel auch hier in diesem Forum.
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Gurkentruppe
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Re: Finanzierung von Erfolg
Soweit ich weiß, sind 11 der 20 PL-Clubs bereits in den Händen ausländischer Investoren. Das heißt, über die Hälfte der Clubs sind jetzt schon nicht mehr in englischer Hand. Dies ist aber erst eine Entwicklung der letzten Jahre.Werder Downunder hat geschrieben:Diese Situation gibt es aber weder in England noch in Spanien oder sonstwo wo Investoren bei Vereinen das Sagen haben. Das ist wieder so eine an den Haaren herbeigezogenes Horrorszenario das jeglicher realen Grundlage entbehrt.
Einen langfristigen Ausblick, was dies für die Premier League in vielleicht 10 bis 20 Jahren bedeutet, kann man doch jetzt ernsthaft noch gar nicht treffen. Wer will denn in Zukunft ernsthaft verhindern, dass die Scheichs die PL nach ihren Vorstellungen umgestalten, wenn sie erst einmal in der Mehrheit sind?
Ernsthaft hätte ich mir bis vor ein paar Jahren nicht vorstellen können, dass man eine Fußball-WM nach Katar vergibt. Es ist aber passiert und das zeigt, dass man mit genügend Geld quasi jede Sportart nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten kann. Und nur weil bestimmte Sachen noch nicht passiert sind, heißt das ja nicht, dass diese für alle Zeit ausgeschlossen sind.
Von daher kann ich den langsamen Weg der DFL schon sehr gut nachvollziehen.
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Gurkentruppe
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Re: Finanzierung von Erfolg
Wer legt denn bitte fest, was ein guter Zweck für Steuern ist? Hört sich ja fast so an, als ob Steuern eine Form von Spenden sind.tomfooty hat geschrieben:Dann ist die Frage, auf welcher Ebene momentan stattdessen diskutiert wird. Mein Kritikpunkt war, dass man unter der Annahme, dass alle Ebenen betrachtet werden sollen, eine Argumentation an den Tag zu legen ist, die über eine Argumentationsstrategie hinausgeht, welche mit "Ich will..." beginnt. Die eigenen Sichtweisen sollte man dementsprechend den anderen Sichtweisen gegenüberstellen und eben nicht plump andere Sichtweisen ohne Bezug zur Ausgangsthese in den Raum stellen. Den thematischen Übergang zu anderen inhaltlichen Ebenen kann man cleverer anstellen oder klar abgrenzen um die Diskussionsqualität zu steigern. Das "Relativieren" hilft zumindest. Aber eine allgemeine politische Forderung in Richtung Stundungen und Steuererleichterungen ist eben nicht sehr "relativiert" formuliert, sondern beansprucht einen "Absolutheitsanspruch". Ich denke, es hilft, wenn man nicht komplett für und nicht komplett gegen Steuern sondern eher dafür ist, dass Steuern, falls nötig, zu einem guten Zweck eingesetzt werden. Ich empfinde das Prinzip der Steuern grundsätzlich gut und um zu einer Bananenrepublik zu kommen, müssten in Deutschland noch sehr viel andere Dinge passieren als ein paar geringfügige Änderungen im Teilsystem Fußball, welches nicht stellvertretend für die gesamte Gesellschaft stehen sollte. Mit dem Begriff "Bananenrepublik" sollte man vorsichtig umgehen.
Wenn ein Land eine Steuergesetzgebung hat, dann gilt sie eben für alle. Ganz gleich, ob Privatperson oder Unternehmen. In Spanien hat man da eine sehr lockere Form von Steuer- und Sozialabgabenpflicht für Fußballvereine gefunden und meinetwegen können die spanischen Clubs tausendmal die CL gewinnen, so etwas darf es in Deutschland nicht geben. Viele Stadien und die nötige Infrastruktur mit Straßen, Schienen und ÖPNV sind mit Steuergeldern bezahlt worden. Auch Polizei und Sanitätsdienste werden aus Steuergeldern bezahlt. Viele Clubs konnten eigene Stadien nur bauen, weil Kommunen und Länder für deren Kredite gebürgt haben, insofern kann es in meinen für Fußballvereine in Deutschland keine Steuererleichterung nach eigenem Gutdünken geben.
Wenn Spanien das macht oder gemacht hat und damit den eigenen Clubs eine bessere Startposition verschafft, ist das ja noch lange kein Grund dies auf andere Länder zu übertragen.
- Xell
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Re: Finanzierung von Erfolg
Mir sind die Folgen nicht bekannt. In Spanien gibt es Investoren und die Nationalmannschaft ist Top. In Italien gibt es Investoren und die Nationalmannschaft ist Top. In Frankreich gibt es Investoren und die Nationalmannschaft ist Top. In England gibt es Investoren und die Nationalmannschaft ist genauso schlecht, wie in der Zeit, als es noch keine Investoren gab.Gurkentruppe hat geschrieben: Und genau das ist ebenso, weil sich die Vereine den Regeln des DFL unterwerfen (müssen). In anderen europäischen Ligen läuft es anders und es gibt immer wieder neidische Aussagen von Verantwortlichen zum deutschen Verfahren, weil in der Bundesliga eben einzelne Vereine nicht machen dürfen, was sie wollen. Damit hängen schon von Natur aus die Hürden für Investoren höher. In England ist den Clubs die Nationalmannschaft egal. Die Folgen sind bekannt.
Die Jugendarbeit von Clubs wie Chelsea und ManCity ist erstklassig. Nicht umsonst spielen diese Clubs regelmäßig um den CL-Titel in der Youth League. Also wo genau soll hier ein Zusammenhang zum Investorenmodell liegen?
Die Realität ist, dass du keinen einzigen belastbaren Grund dafür vorgebracht hast, warum man Investoren nicht zulassen sollte. Deine Argumentation lässt sich darauf reduzieren, dass du eben keine Investoren haben willst (ohne echte Begründung) und dass - deiner Meinung nach - die BL-Clubs das auch nicht wollen (auch ohne echte Begründung). Und wenn das jemandem hier (also mir oder den anderen) nicht passt, dann sollen wir uns halt die PL anschauen. Sorry - das ist keine echte Argumentation.Gurkentruppe hat geschrieben: Im Grunde phantasierst du dir etwas zusammen, wie du dir den sportlichen Erfolg der Bundesliga wünschst. Tatsächlich scheinen die Bundesliga-Vereine aber einen ganz anderen Weg gehen zu wollen. Die Bereitschaft für den internationalen oder nationalen Erfolg Stars Unsummen zahlen zu wollen, scheint bei den Bundesliga-Managern nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe zu stoßen. Dass Gehälter und Ablösesummen steigen, ist nun einmal eine Tatsache, aber selbst Bayern wird nicht müde, zu betonen, das man nachhaltiges Wachstum wolle und für Stars nicht jeden Preis zahlen will. Gerade eine Beinahepleite wie in Dortmund oder eine hemmungslose Verschuldung wie in Schalke zeigen doch, dass man sportlichen Erfolg nicht um jeden Preis erzwingen kann. Beide Vereine sind immer noch Top-Clubs, agieren heute aber ökonomisch vorsichtiger.
Es geht also nicht um meine irrationalen Ängste. Wenn mir persönlich der Bundesliga-Fußball nicht mehr gefällt oder ich mir ein Ticket nicht mehr leisten kann, schaue ich mir eben Fußball in niedrigeren Ligen an. Genauso wie sich jeder, dem die Stars in der Bundesliga fehlen, eben ein TV-Abo der PL besorgen kann.
Die Realität ist, dass es Investoren in der Bundesliga gibt und dass die Bundesliga eine riesige Geldmaschine ist. Die Realität ist aber auch, dass Investoren aus Gründen, die die Bundesligaclubs selbst bestimmen, nicht die gleichen Freiheiten und Möglichkeiten haben, wie beispielsweise in der PL.
Ich habe mich bemüht, anhand der gegebenen Beispiele aufzuzeigen, warum Investoren m.M.n. nicht vorwiegend negative Effekte mit sich bringen. Darauf gehst du nicht ein, sondern nennst es Phantasterei.
- Es ist keine Phantasterei, dass mit ManU, ManCity, Chelsea, Arsenal, PSG und Real Investorenclubs die europäische Spitze dominieren. Das kann man anhand der CL-Statistiken wunderbar nachprüfen.
- Es ist keine Phantasterei, dass die in Deutschland aufgrund von Sonderregelungen tätigen Investorenclubs von ihren Investoren profitieren (Bayer, Wolfsburg, Hoffenheim, Leipzig). Das lässt sich anhand der sportlichen Ergebnisse wunderbar ablesen.
Warum es in Ordnung soll, einem Fußballer für seine Dienste EUR 5 Mio oder EUR 10 Mio im Jahr zu bezahlen - Summen, die selbst ein Neurochirurg, der Menscheleben rettet, in seinem ganzen Leben nicht verdient - aber es gleichzeitig moralisch verwerflich sein soll, wenn der selbe Fußballer EUR 15 Mio oder EUR 20 Mio im Jahr verdient, ist auch völlig unklar. Das ist eine ganz persönlich von dir gezogene Grenze, die zufälligerweise wohl bei EUR 11 Mio liegt. Warum nicht bei 7 Mio, warum nicht bei 27?
Über die Gehälter von Profifußballern und die steigenden Ablösesummen hat man sich beklagt, seit es den halbwegs professionellen Fußball gibt. Als Paul Breitner für die damals horrende Ablösesumme von 1 Million Mark (heute umgerechnet ca. 400.000 Euro) nach Braunschweig wechselte, haben auch schon alle dagegen gewettert. Die Weltmeister von 90 wechselten noch für einstellige Millionensummen zwischen deutschen und italienischen Top-Clubs. Franck Ribery kostete die Bayern vor einem knappen Jahrzehnt nur EUR 25 Mio - heute würde er das Dreifache kosten. Und immer gibt es die, die davon sprechen, dass die "aktuelle Entwicklung nun wirklich nicht mehr tragbar ist". Ganz sicher werden auch in 15 Jahren, wenn Spieler für EUR 200 Mio den Verein wechseln Leute am Stammtisch sitzen und sagen: "Also 150 Millionen für so einen tollen Stürmer ist ja in Ordnung, aber 200? - das ist wirklich zu viel! Das ist nicht mehr normal!"
Wenn konsequent ist, muss man entweder sagen, dass
A) es absurd ist, wenn ein Sportler mehr bekommt, als ein Arzt, eine Kindergärtnerin oder ein Uniprofessor - Leute, die viel wichtiger für die Entwicklung der Gesellschaft sind, oder
B) dass der Markt eben selbst reguliert, wer wieviel bekommt und der Staat hier nur insoweit eingreifen und umverteilen sollte (durch Steuern, Sozialabgaben und staatliche Unterstützung), wie es für die Gesellschaft nötig ist.
Aber ganz sicher gibt es keine magische moralische Grenze zwischen dem Topverdiener von Dortmund und dem Topverdiener von PSG, die irgendwie zu bewahren wäre. Dieses ganze Gerede bedeutet nur, dass die Bundesliga dieselben (Gehalts-)Schritte, die die anderen Top-Ligen gehen, auch exakt genauso geht - nur eben 5 oder 10 Jahre später, so dass man konstant mit einem Standortnachteil zu kämpfen hat.
Stimmt. Was ist die Alternative? Zu sagen: Es ist eben wie es ist und ich male mir jetzt halt aus, dass wir damit auf irgendeiner metaphysischen Ebene den anderen überlegen sind, damit ich mit der sportlichen Unterlegenheit besser leben kann? Du sagst:Gurkentruppe hat geschrieben:Da können wir uns hier die Köpfe heißreden, wie wir wollen.
- die anderen sind sportlich stärker. Na und?
- die anderen haben die besseren Fußballer. Na und?
- die anderen gewinnen öfter. Na und?
Na eben, dass es im sportlichen Wettbewerb darum geht, stärker als der andere zu sein und zu gewinnen. Wenn man das nicht schafft, hat man das primäre Ziel verfehlt. Punkt.
Man erzählt dann gerne, dass es ja beim Fußball nicht wirklich um das Spiel und den Sport an sich geht, sondern um die Tradition (was immer das auch sein soll - da gibt es zig Definitionen) und das drumherum. Deutschland habe volle Stadien. Deutschland habe treue Fans. Deutschland habe tolle Choreos. Nur mal so:
1) Das alles ist zweitrangig. Entscheidend ist auf dem Platz.
2) All diese zweitrangigen Sachen haben auch die anderen. Keiner kann behaupten, die Fan-Base in England wäre der in Deutschland unterlegen. Niemand kann das sagen, wenn er mal im Emirates oder Old Trafford gewesen ist. Und ganz sicher auch keiner, der mal das Nou Camp oder das Bernabeu besucht hat.
"Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt, wie die Intelligenz - jeder meint, er hätte genug davon."
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