Finanzierung von Erfolg

Diskussionen über die 5JW der Saison 25/26,
nach deren Ergebnissen in der BL Saison 23/24 die Teilnehmer ausgespielt wurden,
welche dann 25/26 in der CL/EL/ECL spielen
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Xell
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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Xell » Fr 11. Sep 2015, 13:49

Deluge hat geschrieben:
Xell hat geschrieben:Nicht umsonst gibt es z.B. in München viel mehr FCB- als 60-Fans
Ist das so? Ich habe immer gehört, dass es in der Stadt selbst mehr 60er Fans als Bayern Anhänger geben soll.
Offizielle Zahlen lassen sich dazu wohl nicht finden, aber ich denke, die Stadionauslastung ist da ein ziemlich guter Indikator:

FCB: In den letzten Jahren bei jedem Heimspiel ausverkauft (71.000-75.000) - davon 38.000 Dauerkarten.
60: Ein Schnitt von ca. 20.000 Zuschauern (bei der Kapazität von 71.000-75.000)

Ich glaube nicht, dass von den 75.000, die bei Bayern jedes Wochenende im Stadion sitzen, mehr als 55.000 von außerhalb des Großraums München anreisen; ganz sicher tun das nicht mehr als 20.000 der 38.000 Dauerkartenbesitzer.

Vor dem Hintergrund würde ich die obige Aussage mit der größeren Fan-Base eher als ein (weiteres der vielen) Ammenmärchen des 60er Lagers sehen...
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Zarastro
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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Zarastro » Fr 11. Sep 2015, 19:37

Hier mal ein interessantes Interview mit einem englischen Sportdatenanalysten:

http://www.welt.de/sport/fussball/bunde ... -Pech.html

Besonders spannend fand ich den Abschnitt:

Wooster: Es steht mir nicht zu, den Klubs schlechtes Management vorzuwerfen. Aber Fakt ist, dass überall in Europa zu viel Geld verbrannt wird und es effizientere Wege gibt, einen Klub zu führen.

Blake Wooster gründete 2013 das 21st Club Project, einen Londoner Thinktank, der innovative Konzepte für den Fußball entwickelt. Heute berät er unter anderem den FC Southampton und Crystal Palace
Foto: 21st Club/Blake Wooster Blake Wooster gründete 2013 das 21st Club Project, einen Londoner Thinktank, der innovative Konzepte für den Fußball entwickelt. Heute berät er unter anderem den FC Southampton und Crystal Palace

Die Welt: Den Vorwurf müsste sich die Premier League also gefallen lassen.

Wooster: Das größte Problem bei uns ist der neue TV-Vertrag. Die ganzen Milliarden machen die Leute selbstzufrieden, es raubt ihnen auf Dauer die Kreativität.

Die Welt: Geld schießt keine Tore?

Wooster: Doch, natürlich schießt Geld auch Tore. Aber Geld macht sie nicht langfristig konkurrenzfähig. Das können sie nur durch Innovationen erreichen. Und die entstehen meistens aus einer Mangelsituation, nicht aus Überfluss.
Sowie dieser Abschnitt:
Die Welt: Deutsche Vereine funktionieren ja etwas anders als englische Klubs. Der Einfluss privater Investoren ist hier beschränkt und die sportliche Leitung teilen sich Trainer, Manager und Aufsichtsrat.

Wooster: Interessant, dass sie das ansprechen, denn in England schauen wir neidisch auf diese Strukturen. Bei uns haben die Trainer meist völlige Autonomie. Aber das ist der falsche Weg. Gerade die Topvereine denken daher viel zu kurzfristig. Und nun erschwert ihnen auch noch das große TV-Geld strategisch kluge Entscheidungen. Diese Vereine sind ziemlich auf dem Holzweg.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von tomfooty » Sa 12. Sep 2015, 00:34

Vielen Dank für den herausfordernden und spannenden Artikel.

"Die Welt: Muss also ein Paradigmenwandel her?
Wooster: Wir haben in letzter Zeit schon ein Umdenken beobachtet. Inzwischen werden die meisten Fußballklubs wie Wirtschaftsunternehmen geführt, und gerade in den Führungsetagen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man sich konsequent professionalisieren muss. Früher saßen da ja nur ehemalige Spieler, die oft genug ein bisschen betriebsblind waren. Inzwischen hat jeder Klub seinen eigenen Datenanalysten.
"

Er spricht hier über das England der Gegenwart und nur eventuell über das Deutschland der Zukunft. Trotzdem ist es laut dem Autor so, dass die Engländer neidisch auf die Deutschen wären. Auch finde ich interessant, dass laut dem Autor Innovationen aus Mangel hervorgehen. Hmm, wer finanziert den Think Tanks und gibt es das für die BuLi auch? Datenanalysten kenne ich in der BuLi keine die so akribisch wie Herr Wooster zu arbeiten scheinen. Ich dachte immer, in der BuLi und nicht in England würde es am Geld mangeln. :roll: Und ist "Mangel" nicht eine Frage der Perspektive? Wenn Chelsea keine Titel holt haben die eventuell mehr Mangel als Mainz die ohne Geld glücklich und zufrieden im sicheren Mittelfeld der Tabelle landen und ab und zu sogar mal in der EL zu Gast sind. Der Definition nach kann man behaupten, dass jeder Klub allein auf der Tatsache dessen Sich-in-Konkurrenz-Befindens einen Mangel haben und Überfluss gar nicht vorliegt.

Nun gut, man kann dem Mann nicht vorwerfen, dass er seinen Job nicht ernst nimmt. Andererseits würde ich an seiner Stelle auch nicht die PL hochjubeln oder behaupten, dass dort so toll gemanagt werden würde. Sein Job lebt ja davon, dass er herausfiltert, wo eben noch nicht optimal gemanagt wird.

Interessant ist vor Allem, dass zwischen der BuLi und der PL offenbar ein beidseitiger Neid bezüglich der Strukturen besteht. Ich denke nicht, dass man darauf irgendeine gute Argumentation dazu aufbauen kann, wie und ob die Strukturen übernommen werden könnten.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von kaffeesturm » So 13. Sep 2015, 21:04

Xell hat geschrieben:Warum eigentlich Fluch - inwiefern leidet der gemeine Stadionbesucher oder Fan unter den hohen Gehältern der Spieler? Und warum regt das die Leute so auf? - mal abgesehen natürlich vom Offensichtlichen, nämlich Neid. (Wobei ich den jetzt nicht dir unterstelle, sondern den Massen, die sich da immer beschweren).
Ich denke "die Leute" haben ein verdammt gutes Gespür für Verhältnismässigkeiten und Zusammenhänge. Manche sind vielleicht neidisch, aber das Gros ist einfach verwundert, entsetzt, verärgert darüber das mit soviel Geld so sinnlos und verschwenderisch umgegangen wird.
Das ist ja nicht nur beim Fußball so, sondern in der Politik, bei den Banken usw. Nur war es früher nur bei Letzeren und jetzt schwappt das alles in den Fußball rüber.
Xell hat geschrieben:Es gibt sicherlich viele Gladbacher, die sich aktuell nicht besonders für die Bundesliga interessieren, die aber bei größeren Erfolgen der Gladbacher, öfter ins Stadion gehen und sich mehr mit dem Club beschäftigen würden.
Sind das Hardcore-Fans? Nein. Aber es sind immer noch Fans - und deren interessen sind nicht weniger wichtig, als die der Ultras.
Xell hat geschrieben:Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass nur die Leute als Fans zählen dürfen, die in unmittelbarer Nöhe des Stadions oder des Vereinssitzes leben und deswegen aufgrund von - ja was? Blutlinie? Erbrecht? wie auch immer - ein Recht darauf haben, den Verein zu unterstützen und dass alle anderen Fans - egal ob in- oder außerhalb Deutschlands Fans zweiter Klasse sind und nicht zählen. Aber das ist eine sehr eigenwillige und diskriminierende Haltung, wie ich finde.
Für mich ist ein Fan jemand der jahrelang seinen Club regelmäßig besucht, der ab und zu Schals/ Trikots kauft, der auch mal mit Freunden oder Familie ins Stadion geht, der einige der Leute in seinem Block kennt, der nicht nur Mitglied im Verein ist, sondern eventuell auch bei einem Fanklub, mit dem er zu Auswärtsspielen reist und der auch in der vierten Liga noch Spiele besucht. Also schon jemand der viele Erinnerungen und Erlebnisse mit "seinem" Verein verbindet.
Ein bisschen mehr verbunden ist dann der Dauerkartenbesitzer und die Ultras kennen nichts anderes.
Alle anderen sind erstmal nur Besucher.
Zählen tun natürlich alle, nur ist doch logisch das der Verein mit seinen angestammten Fans gut umgehen muss, denn die machen die Stimmung und kennen die Gesänge.
Es sei denn die eigenen Fans sind braunes/ rotes Randalepack ;) .
Bei Bayern ist der Erfolg über die Jahrzehnte gekommen, wie bei den meisten großen Vereinen, und die Fanstrukturen sind mitgewachsen.
Ein Investor will eventuell mehr Geld und da fängt das Problem schon an.
Xell hat geschrieben:"Niemand wird Gladbach-Fan, weil er auf einen internationalen Titel hofft"
Wie gesagt, erstmal wird er Erfolgsbesucher und dann vielleicht Fan.
Zarastro hat geschrieben:Wooster: Doch, natürlich schießt Geld auch Tore. Aber Geld macht sie nicht langfristig konkurrenzfähig. Das können sie nur durch Innovationen erreichen. Und die entstehen meistens aus einer Mangelsituation, nicht aus Überfluss.
Zarastro hat geschrieben:Bei uns haben die Trainer meist völlige Autonomie. Aber das ist der falsche Weg. Gerade die Topvereine denken daher viel zu kurzfristig. Und nun erschwert ihnen auch noch das große TV-Geld strategisch kluge Entscheidungen. Diese Vereine sind ziemlich auf dem Holzweg.
Kluge Gedanken und bestätigt ja auch das was wir erleben: Für Kevin De Bruyne knapp 80 Mio. hinzulegen und für Müller ein 120 Mio.-Angebot zu machen spricht nicht gerade für strategische Weitsicht. Beide Spieler sind top, aber Ronaldo war bisher das Maß der Dinge.
Hier wird mit dem Geld also klar geklotzt. "Hier hab ich Geld, hier geb ichs aus."
Den Mangel an Innovation durch zuviel Geld, habe ich ja auch schonmal angesprochen, hier kann man also von einem Fakt ausgehen.
Das kann ein Vorteil für die Bundesliga sein.
Das passt auch zum ersten Zitat in meinem Post bezüglich des Irrsinns der Spielergehälter. Wenn sich nie jemand beschwert oder dagegen hält wird mehr Geld immer mit noch mehr Geld beantwortet.
tomfooty hat geschrieben:Interessant ist vor Allem, dass zwischen der BuLi und der PL offenbar ein beidseitiger Neid bezüglich der Strukturen besteht.
Hier sind einige wenige Manager neidisch auf das englische Geld, dort sind tausende Fans neidisch auf unsere Stadien und die Vereinsstrukturen :mrgreen: .

P.S.: Ich war heute übrigens mal wieder bei Fortuna mit einem echten Fan und das erste Mal mit meinem Sohn.
Es war einfach klasse. Vielleicht kann ich mal bei Gelegenheit ausführen was er über Leipzig oder generell Investoren denkt und wie unglaublich sanft die "bösen, bösen Ultras" dort sind. :f95:

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Macaroli » So 13. Sep 2015, 22:58

kaffeesturm hat geschrieben:Ich denke "die Leute" haben ein verdammt gutes Gespür für Verhältnismässigkeiten und Zusammenhänge.
Das klingt nun recht vernünftig. Nur wurden die Verhältnismäßigkeiten schon vor wahrscheinlich 30 Jahren oder mehr verlassen. Aber wie Du schon schreibst, ist das keine Sache des Fußballs alleine, Banken, Politik etc. Nur wird dann der Fußball halt auch nicht anders funktionieren. Das anzugehen, muss vermutlich überstaatlich und bereichsübergreifend geschehen. Wenn die Bundesliga für sich sagt, wir wollen generelle nur die Hälfte an Geld der Premiere League umsetzen, dann spielt sie das Spiel dennoch mit, wehrt sich also nicht dagegen, aber will auch nicht vorne sein. Die Bestrebungen auch finanziell sich, zumindest mal anzunähern, halte ich für legitim.
kaffeesturm hat geschrieben:Für mich ist ein Fan jemand der jahrelang seinen Club regelmäßig besucht, der ab und zu Schals/ Trikots kauft, der auch mal mit Freunden oder Familie ins Stadion geht, der einige der Leute in seinem Block kennt, der nicht nur Mitglied im Verein ist, sondern eventuell auch bei einem Fanklub, mit dem er zu Auswärtsspielen reist und der auch in der vierten Liga noch Spiele besucht. Also schon jemand der viele Erinnerungen und Erlebnisse mit "seinem" Verein verbindet.
Ein bisschen mehr verbunden ist dann der Dauerkartenbesitzer und die Ultras kennen nichts anderes.
Alle anderen sind erstmal nur Besucher.
Prinzipiell gar nicht so verkehrt Deine Aufstellung. Wikipedia bietet ja auch für alle was. Das ist relativ nah dran an dem, was Du geschrieben hast. Generell will ich auch gar nicht gegen historisch gewachsene Fankulturen wettern. In Gelsenkirchen gab es vermutlich bereits Menschen, die als Baby mit Schalke-Schal auf dem Arm des Vaters lagen und dann mit über 80 im Schalke-Outift beerdigt wurden. Solche Dinge sind unbezahlbar und stellen auch eine Qualität dar. Über den BvB wurde schon gesagt, dass das Stadion voll ist, wenn nur das Flutlicht angeht. Real Madrid hat mal in Kaiserslautern, im Europapokal, 5:0 verloren und kreidete dies v. a. dem Lauterer Publikum an, welches seine Mannschaft bedingungslos nach vorne gepeitscht hat. Alles toll!

Und dennoch ist es ein wenig schwierig unterschiedliche Einteilungen durchzuführen. Die Fans, und ich nenne sie so, von RB Leipzig können noch gar keine solche Geschichte vorweisen. Also wenn man jahrelang schon dabei sein will, musste man schon seit der Gründung 2009 am Start gewesen sein um das erste Kriterium überhaupt zu erfüllen. Gerade die Leipziger sehen sich aber in einer langen Fußball-Tradition. Beim ersten Heimspiel in der zweiten Liga wurde nicht einfach das erste Heimspiel gefeiert, sondern Leipzigs "Rückkehr" in der zweite Liga. Den Fan-Status würde ich denen nicht absprechen wollen.

Und ich habe es schon mehrmals geschrieben, das aktuelle deutsche System lässt RB Leipzig zu, aber lässt es nicht zu, dass z. B. Lok Leipzig mehrheitshalber übernommen wird. Jedenfalls nicht außerhalb der 20 Jahre - Regel. Überspitzt formuliert: Der Traditionsklub spielt weiter unterklassig - der Kunstklub spielt bald ganz oben. Gut, warum der Traditionsklub nicht weiter oben spielt hat mehrere Gründe, aber gerecht ist dieses System nicht und es könnte auf lange Sicht sogar das Bild der Klubs in den ersten Ligen nachhaltig verändern.
Ich hatte vor der Saison ein Angebot aus England. Wäre ich bloß hingegangen. In England ist Fußball wenigstens noch Männersport - und nichts für Tunten. (Axel Kruse)

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von kaffeesturm » So 13. Sep 2015, 23:51

Macaroli hat geschrieben:Die Bestrebungen auch finanziell sich, zumindest mal anzunähern, halte ich für legitim.
Ja, ich sage auch nichts dagegen. 50+1 abändern und gut ist.
Trotzdem sollten bei dieser Änderung die Interessen der Fans gewahrt bleiben. Und deswegen meine Definition von Fan.
Und eben weil die Fans keine Chance haben mitzuwachsen wenn ein Investor kommt, müssen deren Interessen umso mehr gewahrt bleiben.
Macaroli hat geschrieben: Und dennoch ist es ein wenig schwierig unterschiedliche Einteilungen durchzuführen. Die Fans, und ich nenne sie so, von RB Leipzig können noch gar keine solche Geschichte vorweisen. Also wenn man jahrelang schon dabei sein will, musste man schon seit der Gründung 2009 am Start gewesen sein um das erste Kriterium überhaupt zu erfüllen. Gerade die Leipziger sehen sich aber in einer langen Fußball-Tradition
Jeder der seinen Verein liebt und mitmacht ist ein Fan. Das kann ja auch von heute auf morgen passieren. "Jahrelang" Fan zu sein unterstreicht das vielleicht etwas mehr, aber im Grunde ist der Zeitfaktor nicht so entscheidend. Trotzdem kann man die Fankultur von RB nicht mit anderen Vereinen vergleichen. Dazu fehlen denen einfach die Mitglieder, die ja auch nicht erwünscht sind.

Aber auch wenn die Leipziger sich so sehen, sie haben mit diesem Verein keine lange Tradition. Da braucht es noch ein paar Jahrzehnte bis sie die volle Anerkennung anderer Fans kriegen. Ist vielleicht nicht so ganz nett, aber ist eben so. Das werden wir zumindest nicht ändern können :mrgreen: .

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Xell » Mo 14. Sep 2015, 08:48

Ich kann leider mit dieser Definition von Fan wenig anfangen, weil sie räumliche Nähe zu Voraussetzung macht. Demnach sind Leute, die nicht in der Nähe ihres Lieblingsclubs wohnen und daher nicht regelmäßig ins Stadion gehen, nach dieser Definition keine Fans. Ich kenne Leute im Ausland, die seit Jahren wohl kein Spiel der Bayern mehr im TV verpasst haben, aber natürlich waren sie in all dieser Zeit vielleicht nur ein oder zwei mal im Stadion, weil sie weder die Zeit haben, noch das Geld, um alle zwei Wochen nach München und wieder zurück zu fliegen. Sind das jetzt etwa keine Fans?

Ganz sicher werden auch Millionen von Chinesen, die nächtelang nicht schlafen, um die Premiere League live verfolgen zu können, die ein Vermögen für Trikots und anderes Merchantdising ausgeben, zu den Asien-Tour-Terminen pilgern und an den Flughäfen nächtigen, um ihre Idole dann als erste an der Absperrung zu begrüßen, das anders sehen.

Genausp würden sich wohl auch Real, Manchester United und Barcelona gegen diese Definition von Fan wehren, die ihre Anhängerschaft von den Millionen weltweit auf ein paar Zehntausend in der eigenen Stadt reduziert.

Übrigens: HJ Watzke sprach davon, dass man mit den Erfolgen unter Klopp deutschlandweit und in Europa Fans dazugewonnen habe. Der meinte damit sicherlich auch nicht, dass die letzt alle seit Jahren regelmäßig die Heimspiele des BVB besuchen.

Was ist mit Leuten, die am Wochenende arbeiten und deswegen nicht ins Stadion gehen können? Was ist mit Leuten mit kleinen Kindern, die keine Zeit oder Möglichkeit haben? Warum ist der Stadionbesuch ein Imperativ, um Fan sein zu können?

Nach dieser Logik gibt es weltweit nahezu keine Tennis-Fans, denn nur die allerwenigsten Menschen, die sich Tennis im TV anschauen und sich sogar intensiv mit dem Sport beschäftigen, besuchen regelmäßig Tennisspiele - geschweige denn die Spiele ihrer Lieblingsspieler. Hatten also Boris Becker und Steffi Graf jeweils nur ein paar Tausend Fans in Deutschland? Viel mehr dürften sie nicht live im Stadion miterlebt haben und Spiele im TV schauen zählt ja nach eurer Definition nicht.
kaffeesturm hat geschrieben:Ich denke "die Leute" haben ein verdammt gutes Gespür für Verhältnismässigkeiten und Zusammenhänge.
Ich bin da bei Maracoli. Wenn 75 Mio für de Bruyne zu viel sind, dann sind 40 Mio für Götze, 27 Mio für Mkhitaryan und 11 Mio Aranguiz zu viel. Es gibt keinen qualitativen oder moralischen Unterschied zwischen diesen Beträgen. Entweder man findet Millionenablösen für Fußballer generell abartig, oder eben nicht. Man sagt ja auch nicht: "der Mafia-Boss, der 1.000 Leute abgeknallt hat, ist voll in Ordnung, aber dieser andere hat ja 4.000 Leute auf dem Gewissen - das ist abartig."
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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Lok » Mo 14. Sep 2015, 11:24

Die Diskussion, welcher Fan nun ein "echter" Fan ist, trägt nicht zum Thema "Finanzierung von Erfolg" bei. Da spielt es keine Rolle wie echt ein Fan ist. Das einzige, was zählt, wieviele Zuschauer kommen, wieviele Merchandising-Artikel verkauft werden und wie hoch die Einschaltquoten sind. Wenn jetzt nur reine Erfolgsfans im Stadion sitzen (wie z.B. bei RB Leipzig) und die Leute vor dem Fernseher wiederum gar nicht ins Stadion gehen und auch keine Ahnung von Fußball haben, so spielt all das keine Rollen, nur die nackten Zahlen zählen. Daher wollte ich mal zum ursprünglichen Thema zurückkommen.
Gurkentruppe hat geschrieben:
Xell hat geschrieben:Hier mal ein Artikel zum Investment bei Valencia. Sowas kann man sich mMn auch gut bei Clubs der Marke Schalke, Gladbach oder Bremen vorstellen. Bis dato sehr positiv.
Warum sollte ein ernsthafter Anhänger von Gladbach sich einen solchen Investor wünschen?
  • Der Verein ist bis auf die laufenden Raten fürs Stadion schuldenfrei.
  • Die Profiabteilung gehört zu 100% dem Verein und damit dessen Mitgliedern.
  • Niemand wird Fan von BMG, weil man auf den Sieg eines internationalen Titels hofft.
Warum sollte ein Verein, der bis auf wenige Jahre keine nennenswerte Erfolge hatte und trotzdem in der 2. Liga volles Haus hatte, einem x-beliebigen Superreichen gehören, der in Notzeiten diesen Verein auch nicht bedacht hat?
Ich sehe auch keine Gründe für Investoren bei Schalke, Gladbach und Bremen. Wenn überhaupt, dann würden da in erster Linie der VfB Stuttgart und der HSV in Frage kommen. Beide Vereine haben eine großartige Geschichte, viele Fans, ein tolles Umfeld, nur eben leider keinen Erfolg.

Aber abgesehen davon, gibt es auch andere Möglichkeiten die Einnahmen zu steigern, irgendwann werden auch die reichen Scheichs ausgehen, die ihr Geld im europäischen Fußball verjubeln wollen.

Was den Verkauf der Bundesliga-Übertragungsrechte ins Ausland angeht, gibt es noch großen Nachholbedarf.

Außerdem wirtschaften deutsche Fußball-Vereine sehr sinnvoll und holen das Maximum heraus aus den finanziellen Möglichkeiten. Ein 3. Platz in der Fünfjahreswertung ist aller Achtung wert. Vielleicht sollte man auch einfach mal realistisch bleiben. Die politischen Rahmenbedingungen sind anders als in Spanien und England. Sowohl was die Politik betrifft, als auch was die Entscheidungen des DFB betrifft.

Vielleicht sollten wir einfach mal glücklich sein, dass Politiker und Funktionäre in Deutschland seriös, solide und wenig korrupt sind.
Wenn wir jetzt ähnliche Rahmenbedingungen wie in Spanien bekommen, dann freuen sich die Fußball-Fans erstmal, aber nach ein paar Jahren kommt das böse Erwachen. Weil keiner will politische Bedingungen wie in Spanien.

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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Xell » Mo 14. Sep 2015, 12:59

Hallo Lok,
Lok hat geschrieben:Ich sehe auch keine Gründe für Investoren bei Schalke, Gladbach und Bremen. Wenn überhaupt, dann würden da in erster Linie der VfB Stuttgart und der HSV in Frage kommen. Beide Vereine haben eine großartige Geschichte, viele Fans, ein tolles Umfeld, nur eben leider keinen Erfolg.
Das hatte ich ja chon oben klargestellt, dass es eher um einen Fall geht, in dem einer dieser Klub in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten kommt, wie eben zuvor bei Valencia.
Lok hat geschrieben:Was den Verkauf der Bundesliga-Übertragungsrechte ins Ausland angeht, gibt es noch großen Nachholbedarf.
Da gebe ich dir absolut recht. Ein kleines aktuelles Beispiel. In Russland wurden die letzten Jahre immer PD, PL, Serie A und Bundesliga im Pay-TV übertragen. Seit diesem Jahr wurde die Bundesliga durch die Ligue 1 ersetzt. Mit der Bundesliga liefen angabegemäß noch Verhandlungen, aber man konnte sich nicht auf einen neuen Kontrakt einigen (ich nehme an, beim Preis). Egal warum, ob die Russen zu wenig geboten haben, oder die Deutschen plötzlich zu viel wollten, man kam nicht zusammen. Nun wird die Bundesliga GAR NICHT in Russland und Belarus übertragen und man bekommt aus diesen Ländern dadurch auch GAR KEINE TV-Gelder. Aus dem größtem europäischen Fußball-Wachstumsmarkt, in dem es 2018 durch die WM noch einen gewaltigen Schub geben wird. Schlechter verhandeln kann man wohl kaum...
Lok hat geschrieben:Außerdem wirtschaften deutsche Fußball-Vereine sehr sinnvoll und holen das Maximum heraus aus den finanziellen Möglichkeiten.
Gilt sicherlich im Großen und Ganzen, aber es gibt auch in der Bundesliga schwarze Schafe. Bei dem Potential, dass Clubs wie Hamburg, Stuttgart und auch Köln haben, ist es schon extrem inkompetent, was die Führung der Clubs daraus macht. Diese Clubs müssten bei einigermaßen kompetenter Führung ständig um Europa mitspielen.
Lok hat geschrieben:Ein 3. Platz in der Fünfjahreswertung ist aller Achtung wert. Vielleicht sollte man auch einfach mal realistisch bleiben. Die politischen Rahmenbedingungen sind anders als in Spanien und England. Sowohl was die Politik betrifft, als auch was die Entscheidungen des DFB betrifft.

Vielleicht sollten wir einfach mal glücklich sein, dass Politiker und Funktionäre in Deutschland seriös, solide und wenig korrupt sind.
Wenn wir jetzt ähnliche Rahmenbedingungen wie in Spanien bekommen, dann freuen sich die Fußball-Fans erstmal, aber nach ein paar Jahren kommt das böse Erwachen. Weil keiner will politische Bedingungen wie in Spanien.
Ich verstehe deine Argumente, aber ich weigere mich, so zu denken. Die größte Volkswirtschaft des Kontinents, mit der robustesten Wirtschaft, der größten bevölkerung und dem größten Fußballverband kann sich nicht einfach so mit Platz 3 zufriedengeben. Man kann sich gegen das Investorenmodell aussprechen, aber dann gilt es, andere Wege zu suchen. Wie gesagt - bei der Auslandsvermarktung liegt sehr viel brach, was man z.B. durch stärkere Auslandsreisen der Clubs verbessern könnte. Wie wäre es, wenn der DFB die Auslands-TV-Gelder nicht nur an Ligaplatzierung, sondern auch an Auslandsreisen während der Sommerpause knüpfen würde? Dann würden sich vielleicht auch andere Clubs außer Bayern mal nach Übersee trauen.

Abgesehen davon: Hier wird ja immer gesagt, dass die Scheichs zu verhindern seien. Ok. Aber bei Hannover wurde mit Martin Kind jemand verhindert, der absolut mit Herzblut am Klub hängt, aus der Region kommt und verlässlich ist. Da ging es also nicht um das klassische Risiko des bösen Investors.

Und bei RB Leipzig geht es auch nicht darum. Die Leute, die RB hassen, würden sich doch als erste freuen, wenn der Club wieder untergeht aufgrund eines Investorenausstiegs. Da fürchtet keiner das böse Investorenmodell, weil er die Existenz des eigenen Clubs aufgrund eines solchen an der Spitze bedroht sieht, sondern man fürchtet einfach die erstarkende Konkurrenz.

In gewisser Weise funktioniert das aktuelle, lückenhafte 50%+1 in Deutschland doch gut, wenn man die Investoren für potentiell gefährlich hält. Clubs, die bereits historisch in Investorenhand sind (Leverkusen, Wolfsburg) haben ja per Definition des "Traditionalisten-Lagers" keine Tradition bzw. nichts Schützenswertes an sich. Ist dann auch nicht schlimm, wenn sie aufgrund eines Investorenausstiegs untergehen. Bei Clubs, die im Amateurbereich übernommen und hochgeführt werden (RB oder Hoffenheim) verhält es sich ähnlich. Das heißt: wenn da was kaputt geht, wurde auch keine Tradition zerstört. Und die Traditionsclubs sind durch die 50%+1-Regel geschützt.
Jetzt kommt natürlich das Argument mit der Wettbewerbsfähigkeit und dass die Investorenclubs den Traditionsclubs den Rang ablaufen können, aber da sage ich widerum: das ist die freie Entscheidung der Traditionsclubs, die eben Tradition höher werten, als sportlichen Erfolg. Das kann man so machen, wenn man will, darf sich dann aber auch nicht über sportliche Konkurrenz beklagen. Ansonsten verlangt man gewisserweise in einem streng regulierten Markt, einer Art Seifenblase zu leben.
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Re: Finanzierung von Erfolg

Beitrag von Deluge » Mo 14. Sep 2015, 13:37

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob es so viel Sinn machen würde, wenn z.B. Hannover 96 eine Asienreise machte. Was soll denn dabei herauskommen? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die da gegen einige Teams spielen und auf einmal kaufen die ganzen Koreaner oder Chinesen Trikots von Arthur Sobiech. Das ist doch eine ganz andere Sache, wenn die Bayern da hinfahren. Nicht nur dass die Bayern an sich eine ganz andere Marke als Hannover sind, es spielen dort auch noch eine Menge Nationalspieler bzw. besser gesagt Weltmeister! Da ist es einfach naheliegender, dass anschließend das Marketing nochmal einen Schub bekommt. Dass sich kleine Jungen in Asien ein Schweinsteiger-Trikot (ok ist vorbei) oder ein Neuer-Trikot kaufen, das kann ich mir vorstellen. Aber Trikots von Hannover oder Darmstadt usw? Helft mir da bitte mal auf die Sprünge. Ist ja auch nicht so, als würde so eine Reise nicht auch Geld und Energie kosten. Was springt für die Vereine im Gegenzug raus? Schließt man Kooperationen mit regionalen Vereinen?

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