FIFA

[Macaroli]

Das ist alles wie aus einem billigen und extrem schlecht gemachten C-Movie. Doofe Story, wie sie in der Realtiät eigentlich gar nicht denkbar wäre, weil die Charaktere einfach zu wenig tiefe haben und zu 100% wie erwartbar reagieren.

Aber es ist echt wahr! Und mich enttäuscht noch nicht einmal, dass Blatter und alle, die noch nicht einkassiert wurden, weiterhin machen was sie wollen. Auch nicht, dass der alte Herr aus der Schweiz wiedergewählt wird macht mich betroffen. Nein, was für mich so unerträglich ist, ist, dass dies fürs erste sogar geschluckt wird. Ich finde, die Europäer sind nun massiv in der Pflicht. Sie können auf Grund völlig unangemessener Stimmeneinteilungen zwar nicht die Mehrheit stellen, aber ich behaupte mal, ohne sie geht dennoch nichts. Wenn Blatter sich mit Stimmen von Trinidad und Tobago oder den Kaimaninseln wählen lassen, soll er halt auch eine Weltmeisterschaft mit denen bestreiten. Sicherlich gibt es dort auch zahlreiche potente Sponsoren.

Tut mir Leid, ich bin gerade zwichen extrem verärgert und fassungslos. Deswegen ist die Wortwahl nicht ganz sachlich. Wenn ich im wortlaut meine Meinung hier schreiben würde, wäre das ein Stil, der nicht ganz ohne beleidigende Worte in Richtung Blatter ausgehen würde.

Enttäuscht bin ich auch von den Stimmen einiger Granden, wie z. B. Beckenbauer, im Wortlaut „Es muss ein anderes System her, aber welches? Das weiß ich nicht, ich kenne keins.“ - Hallo??? Ich meine noch besch... gehts ja nicht.Viel falsch kann man ja nicht machen, wenn man was verändert. Dazu noch über die Uefa „Wenn ich was verändern will, brauche ich zumindest einen Kandidaten. Wenn ich den nicht habe, dann kann ich auch nichts verändern.“ Das sind ganz schön weichgespülte Aussagen. Diese Worte tun jetzt auch Beckenbauer nicht gut.

Fest steht, jetzt muss etwas massives passieren. Ein Boykott könnte eine Lösung sein, aber die FIFA muss reformiert werden und die europäischen Länder müssen mehr Einfluss einfordern. In z. B. spielen Millionen Fussballer und der DFB hat mehr Mitglieder als viele Länder Einwohner. Es kann nicht sein, dass dies keine Rolle spielt.

Gleichzeitig sind es die Europäer, die eine WM überhaupt tragen. Klar, die Beteiligung der starken Südamerikaner ist wichtig und auch der Anderen, aber eigentlich fehlen bei einer Europameisterschaft nicht mehr viele Teams, die diese zu einer WM machen würden.

Ich bin eigentlich kein Freund von Spaltungen, aber man könnte mal ernsthaft in Erwägung ziehen, einen eigenen Verband ins Leben zu rufen, so zu sagen als Ersatz für die FIFA. Sind die europäischen Nationen einig, würde das funktionieren und die Entmachtung Blatters würde dann auf Umwegen ebenfalls geschehen.

[desch]

Ehrlich gesagt bin ich schon viel zu resigniert um mich wirklich darüber aufzuregen. Ich habe auch eigentlich nichts anderes erwartet als eine Wiederwahl. Es ist halt vollkommen egal ob Deutschland, Italien und England riesiege Verbände sind...wenn deren 3 Stimmen von Trinidad und Konsorten aufgewogen werden können.

Ich halte Beckenbauer zwar für einen Wiederholungstäter was die Unterstützung Blatters geht (bzw, fehlender Wille sich aufzulehnen), aber prinzipiell hat er recht.
So wie die FIFA momentan aufgebaut ist, haben die Europäer keine Chance. Es gibt einfach zuviele kleine arme Verbände die am Trog der FIFA hängen und sich die loyalität gut bezahlen lassen.

Ich persönlich halte eine Spaltung nicht für erfolgversprechend solange es nur die Europäer allein machen. Wir bräuchten auch die Unterstützung der großen Amerikanischen, vor allem der Südamerikanischen großen (Brasilien, Argentinien, Uruguay). USA, Kanada, Mexiko und auf der anderen Seite Japan und Australien und wir haben eine passable WM. Man könnte eventuell ja eins der erfolgreicheren Afrikanischen Teams gewinnen (eventuell)...kann man irgendwo rauskriegen wer gegen Blatter gestimmt hat?^^ Das wäre eine Liste potentieller Verbündeter.

Eine WM nur bestehend aus Asien und Afrika bzw deren leichtgewichte wäre wirklich eine Drohkulisse. Wenn nur die Europäer allein davonziehen sehe ich eher das der Rest sich freut ohne die starke Europäische Konkurrenz antreten zu müssen.

MMn gehört die FIFA sowieso komplett abgeschafft und ein neues System aufgebaut...aber das sind meine utopischen naiven Vorstellungen^^

[Macaroli]

MMn gehört die FIFA sowieso komplett abgeschafft und ein neues System aufgebaut...aber das sind meine utopischen naiven Vorstellungen^^

Letzten Endes geht es darum.

Mir persönlich liegt es auch nicht daran, dass es wirklich in letzter Konsequenz zu einer Spaltung oder eines Boykottes kommt. Aber die Situation ist ja die, dass Blatter wirklich alles egal ist. Um einen Ruf muss er sich keine Sorgen mehr machen. In Europa gilt er mehr oder weniger als Pate der FIFA Nostra. Große Teile der anderen Welt sind, ich nenn es mal vorsichtig, beeinflussbar. ^^

Das sieht man ja schon daran, dass er tatsächlich schamlos genug ist, den europäischen Verbänden nach der Wahl als "Dank" für ihre Aufmüpfigkeit noch einen zusätzlich mitzugeben. Plant er wohl die Ausdehnung des Exekutivkomitees für wohlgesonnene Konföderationen, was man als Bestrafung und weiteren Machteinschnitt in Richtung UEFA sehen muss. Das muss man sich mal wirklich geben: In dieser Woche scheint ja tatsächlich so etwas wie die prekärste Situation seit bestehen der FIFA aufgetreten zu sein. Blatter steht in der Kritik wie noch nie ein Präsident vor ihm. In den größten Verbänden und der westlichen Presse hat er ein Image wie ein Mafia-Boß oder ein brutaler Diktator eines dritten Welt - Landes. Und am Ende der Woche verfehlt er nur knapp eine 2/3-Mehrheit und holt noch zu "Racheaktionen" aus.

Und wie gesagt, das erschüttert mich noch nicht mal. Natürlich ärgert es mich massiv. Aber im Moment schaut die UEFA nur zähneknirschend zu. Bzw. die Europäer sind sich nicht einig, was sie machen sollen. So haben sie schon jetzt verloren. Wenn ich sage, eine Spaltung wäre eine Idee, dann ist das Ziel dabei nicht die Spaltung an sich, sondern dass dann wirklich eine Situation eintritt, in den Blatter nicht mehr haltbar ist. Im Moment kann man als Zuschauer ja nur "hoffen", dass strafrechtlich was gegen den schweizer FIFA-Chef selbst gefunden wird, was so eindeutig ist, dass er den Sessel räumen muss.

Alleine die Verbände England, die ja durchaus zu extremeren Maßnahmen bereit scheinen, und Deutschland könnten einiges bewegen. Man kann die finanziell schwerste Liga, welche zudem auch die Wiege des modernen Fussballs darstellt und den größten Einzelsportverband der Welt, der zudem noch amtierender Weltmeister eben in dieser FIFA ist, nicht einfach ignorieren. Leider hat Niersbach gleich bevor es überhaupt diskutiert werden konnte, einen Boykott schonmal ausgeschlossen. Hier ist man also nicht zu allem bereit. Heißt so viel wie "Wir quengeln weiter rum, aber bleiben bei Papa Blatter." Ich denke, wenn nicht jetzt, wann dann? Die Vergleiche mit dem Olympiaboykott in den 80ern, hinken hierbei gewaltig. Damals gab es auf politischer Ebene Differenzen, die man über den Sport nicht hätte lösen können. Diesmal geht das Problem aber vom auszurichtenden Verband selbst aus. Ein Boykott würde diesen Verband empfindlich treffen. Einige Sponsoren kündigen bereits an, dass sie ihr Engagement überdenken wollen. Hier geht es ums Geld, auch das wird man nicht ignorieren können.

Wenn nur die Europäer allein davonziehen sehe ich eher das der Rest sich freut ohne die starke Europäische Konkurrenz antreten zu müssen.

Das sehe ich übrigens tatsächlich nicht ganz so. Eine WM ohne die Europäer ist keine WM. Das weiß jeder. Eine EM hingegen bräuchte eigentlich ja nur noch Brasilien und Argentinien und sie hätte von der Qualität her WM-Charakter. Natürlich hoffe ich nicht, dass es sowas geben wird. Aber es oft nur eine Frage des Geldes. Eine EM-Plus-2 wäre meiner Meinung nach besser zu vermarkten als eine WM-Minus-Europa.

Das bei all den Mißständen natürlich auch einige der strukturellen Defizite bearbeitet werden müssten (Stimmengewichtung) ist völlig klar. Aber das ist gerade die Machtbasis für Blatter. Es ist natürlich nur geschätzt, aber im Moment kann Blatter Mehrheiten holen, weil das System völlig daneben ist. Bei einer repräsentativen Wahl, in der Anteilig die vertretenen Mitglieder nach ihrer Größe gewichtet wären, hätte Blatter keine 15% der Stimmen.

[Alex6]

Alleine die Verbände England, die ja durchaus zu extremeren Maßnahmen bereit scheinen, und Deutschland könnten einiges bewegen.

Nur England ist richtig gegen Blatter und bereit zum extremeren Maßnahmen
Deutschland ist vorsichtig. Nur Presse ist richtig gegen FIFA.

Wie ich gehört habe: Spanien hat Blatter unterstützt.
Frankreich war auch für Blatter. Französische Fusballpräsident ist mit gemeisamer Arbeit mit Blatter, beim Vorbereitung Frauenweltmeisterschaft 2019 sehr zufrieden ist.

[Bob]

"Das ist alles wie aus einem billigen und extrem schlecht gemachten C-Movie. Doofe Story, wie sie in der Realtiät eigentlich gar nicht denkbar wäre, weil die Charaktere einfach zu wenig tiefe haben und zu 100% wie erwartbar reagieren."

Amen, Sepp hat schon zu viele Klüngeleien mitgemacht und zu viele Hände geschüttelt, als das er sich jetzt mit einer guten realitätsbezogenen Rede verabschieden würde. So ist das.

[Sokrates]

Es gescheh'n noch Zeichen und Wunder:
BLATTER GEHT !!!
"FIFA-Boss Blatter tritt zurück

Sepp Blatter beugt sich dem Druck

Paukenschlag im Fußball-Weltverband FIFA: Mit sofortiger Wirkung ist der umstrittene Präsident Joseph S. Blatter von seinem Posten zurückgetreten. Dies teilte der 79-jährige Schweizer am Dienstag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in der FIFA-Zentrale in Zürich mit.

"Ich habe über meine Präsidentschaft ernsthaft nachgedacht. Über die wunderschöne Zeit bei der Fifa. Ich liebe die Fifa mehr als alles andere. Ich habe mich entschieden, zurückzutreten", sagte der sichtlich angeschlagene Blatter. Der scheidende Präsident erbat für den Verband "Zeit, den bestmöglichen Kandidaten für dieses Amt zu finden". Er soll auf einem schnellstmöglich anberaumten außerordentlichen Kongress gewählt werden.

Bis zur Wahl des Blatter-Nachfolgers wird Domenico Scala, Chef der internen Finanzaufsicht der FIFA, den Weltverband kommissarisch leiten. Der Schweizer verabschiedete seinen Landsmann mit warmen Worten: "Die Entscheidung Blatters verdient höchsten Respekt, diesen Schritt hat er für den Fußball und für die Fifa getan."

Reformen dringend nötig

Einig waren sich Blatter und Scala darüber, dass die FIFA nicht mehr um Reformen herumkommen wird. "Wir haben leider keine Kontrolle über die weiteren Fifa-Exekutivmitglieder, aber wir haben eine Verantwortung. Ich habe stark für die Veränderungen gekämpft, aber ich kann das nicht alleine tun. Es braucht neuen Wind für diese Maßnahmen", sagte Blatter.

Scala fügte hinzu: "Wir müssen die Struktur der FIFA einer Prüfung unterziehen." Das sei der "wichtigste Punkt im Reformprozess. Wir werden nun die Voraussetzungen für die Neuwahlen knüpfen. Die Kandidaten müssen dann ihr Programm präsentieren. Das kann von Dezember diesen Jahres bis März nächsten Jahres dauern. Es ist schwierig, in dieser Zeit Reformen voranzutreiben, aber das ist jetzt unsere Aufgabe. Viele dieser Vorschläge wurden von Mitgliedern verhindert. Viele der Vorgänge in diesem Skandal wurden von Individuen begangen. Diese Skandale dürfen nicht weiter auf Kosten des Fußballs stattfinden."

Als erste Überlegungen für mehr Transparenz nannte Scala die Veröffentlichung von Verdienst und Kompensationszahlungen der FIFA-Offiziellen. Auch eine Amtszeitbegrenzug für den Präsidenten und eine Altersregelung seien wieder in der Diskussion."
(Quelle: Weltfußball.de)

[SirHenri]

Auf nimmer Wiedersehen.

Ich hoffe es kommt nun nicht seine Marionette an die Macht. Viel Hoffnung habe ich nicht, aber trotzdem eine schöne Meldung heute !

[ccfcsvw]

Ich hätte es nicht für möglich gehalten.

Nun wird sich zeigen müssen, wie weit die FIFA tatsächlich zu einer Veränderung fähig ist. Könnte spannend werden.

[holzchinese]

kurzer Blick zum Kalender - 2. Juni - nicht 1. April.

[ccfcsvw]

Interessant, was hier auf irischer Seite nach dem Abgang von Blatter ans Licht kommt.

John Delaney, der CEO der FAI (Football Association of Ireland), hat heute in einem Interview gesagt, dass die FAI 2009 nach dem umstrittenen Aus der Iren im WM-Quali-Playoff gegen Frankreich von der FIFA Geld bekommen hat, um keine juristischen Schritte einzuleiten. Die Summe hat er nicht genannt, aber laut Medienberichten soll es sich um 5 Millionen Euro handeln.
(Für die, die sich nicht erinnern: Thierry Henry hatte in dem Spielzug, der zum entscheidenden Tor führte, den Ball klar mit der Hand gespielt).

Außerdem hat sich herausgestellt, dass die FIFA von 2001 bis 2008 eine Tochterfirma in Dublin gehabt hat. Mit Blatter und ein paar anderen als Direktoren, einem signifikanten finanziellen Umsatz, aber ohne Angestellte. Das riecht sehr nach Steuersparmodell...


Nachtrag: Die FIFA hat die Zahlung inzwischen bestätigt, es waren 5 Millionen Dollar. Angeblich ein Kredit, den die FAI zurückzahlen sollte, falls sich Irland für die WM 2014 qualifiziert. Da sich Irland nicht qualifiziert hat, hat die FIFA die Summe abgeschrieben. Zumindest ist das die offizielle Version der FIFA in der Sache...