Bayern München 2019/2020

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Macaroli » Di 5. Nov 2019, 01:21

Ich denke, das die Entwicklung nicht so ist, wie sich die Verantwortlichen und natürlich auch die Fans das gedacht haben, ist sicherlich die Summe von verschiedenen Sachverhalten. Kovac Probleme haben ihren Kern ja irgendwie auch in der Trainersuche im Jahr 2018. Heynckes, der nicht weitermacht, dann Tuchel, der dann schon in Paris zugesagt hatte. Es war relativ klar abzusehen, dass mit Kovac nicht die 1A-Lösung gefunden wurde. Und dieser Kovac hatte eben nicht die Aura eines CL-Sieger-Trainer, wie fast alle anderen Trainer in den vergangenen 10 Jahren.

Dann kam im Frühjahr die schwere Kritik von Rummenigge, die Kovac trotz Doubles nicht gerade gestärkt hat. Wobei ich sagen muss, dass ich einen Teil der Kritik tatsächlich teile. Das muss Rummenigge sagen dürfen. Er hätte dies nur nicht öffentlich tun sollen.

Mein größter Kritikpunkt an Kovac ist die taktische Ausrichtung und Variablität der Elf. Nachdem mit van Gaal das Ballbesitzspiel bei Bayern etabliert wurde und unter den kommenden Trainern perfektioniert wurde (und zwar mit großem Erfolg) hat Kovac ein System versucht, dass abwartender, weniger spielbestimmend war, also zuvor. Wobei ich sagen muss, den Fehler muss sich aber auch die Vereinsführung ankreiden lassen. Kovav stand nicht für den Bayern-Fussball der letzten 10 Jahre. Dieses Ballbesitzspiel hat er nirgends spielen lassen (gut, er hatte auch nie die Spieler in dem Maße dazu). Es war bei der Trainersuche wohl nicht der wichtigste Punkt. Man hat sich damals so sehr auf einen deutschsprachigen Trainer versteift, dass man sich schon sehr eingeschränkt hat.

Ganz grundsätzlich halte ich Kovac für einen guten Trainer. Aber ich kann auch verstehen, dass viele Bayern-Fans nun eher erleichtert sind, dass dieser Schritt getan wurde. Das liegt nicht an der Person Kovav oder seinen Fähigkeiten. Es hat einfach nicht gepasst und war wohl eher ein Mißverständnis.

Die Gründe warum Bayern aktuell nicht ganz oben steht sind ja auch ein Stück weit vom Trainer unabhängig. Natürlich haben spielbestimmende Personen nun den Verein verlassen, oder andere sind nicht mehr im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit. Da ist ein Phase der Konsolidierung eher normal als die Ausnahme.
Ich hatte vor der Saison ein Angebot aus England. Wäre ich bloß hingegangen. In England ist Fußball wenigstens noch Männersport - und nichts für Tunten. (Axel Kruse)

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Lok » Mi 6. Nov 2019, 14:53

Die Bayern waren früher einmal eine der besten Adressen in Europa für Trainer. Das scheint nicht mehr so zu sein. Es hagelt Absagen:
Ragnick, Tuchel und ten Hag haben bereits abgesagt. Selbst einen Trainer nur vom Kaliber von Kovac zu bekommen wird schwierig sein. Bei den Bayern herrscht wohl die Hoffnung dass es Hansi Flick irgendwie schafft. Ganz schön riskant für einen früher mal gut organisierten Verein, bevor der Machtkampf zwischen Hoeneß und Rummenigge immer weiter eskaliert ist. Inzwischen machen diese beiden Herren alles kaputt.
Dann kam im Frühjahr die schwere Kritik von Rummenigge, die Kovac trotz Doubles nicht gerade gestärkt hat. Wobei ich sagen muss, dass ich einen Teil der Kritik tatsächlich teile. Das muss Rummenigge sagen dürfen. Er hätte dies nur nicht öffentlich tun sollen.
Wie gesagt, das Problem bei den Bayern sind weniger die Spieler, noch der Trainer. Das Problem sind Rummenigge und Hoeneß, die sich auf ihre alten Tage einen Kleinkrieg liefern. Rummenigge wollte Tuchel, den wollte aber Hoeneß nicht. Das hat Rummenigge Kovac die ganze Zeit spüren lassen, dass er ihn eigentlich nicht wollte. So darf man aber mit keinem Trainer umgehen und dann sollte man sich auch nicht wundern, wenn der Verein immer weiter abbaut.

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Macaroli » Mi 6. Nov 2019, 21:48

Ich glaube, es kommt immer darauf an, welche Grenzen sich Bayern selbst setzt. Als es 2018 die Vorgabe gab, der neue Trainer muss deutschsprachig sein, hat man meiner Meinung nach einige sehr gute Trainer von vorne herein ausgeschlossen. Ob man sie so etwas im 21. Jahrhundert noch leisten kann, will ich mal in Zeifel ziehen.

Ich bin auch der Meinung, dass Rummenigge wie auch Hoeneß (und der wahrscheinlich noch viel mehr) jetzt wirklich mal Platz machen müssen. Ich halte es aber für zu einfach, wenn man alle Probleme die es heute gibt auf die beiden abwälzt. Natürlich sind das zwei ganz zentrale Personen, die auch ihre Fehler gemacht haben. Aber eines schätze ich ja nach wie vor an den beiden. Die beiden haben immer ein wenig in Zyklen gedacht. Das Bayern jetzt gerade nicht wie in den meisten der letzten 7 Jahren einfach durchmarschiert ist kein Zeichen von einem grundsätzlichen Abbau des Vereins. Es ist eine Phase des Übergangs. Real Madrid hat dies in den letzten Jahren in der spanischen Liga ebenfalls erlebt. Barcelona hat dies vor der Brust. Das ist jetzt nichts Unnormales.

Ein viel größeres Problem ist, dass die neue Struktur namentlich am Horizont ist (Oliver Kahn und Herbert Hainer) aber noch nicht klar ist, was das für den Verein bedeutet. Das wird in den kommenden Jahren aber wichtig sein.
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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Joachim Franz » Mi 6. Nov 2019, 22:01

Ich sehe für die Entlassung von Niko Kovac drei maßgebliche Gründe. Zum einen hatte Kovac bei den Club-Bossen keinen Kredit, dann die Höhe der Niederlage und drittens sind die Ansprüche beim FC Bayern immens hoch.

Zu Erstem. Kovac war für Rummenigge und Hoeneß nur eine Notlösung oder eine zweite Wahl. Viel Rückhalt hatte Kovac bei Bayern nie. Also ganz anders als etwa Löw beim DFB, der erst die WM in den Sand gesetzt hat und dann in der Nation League abgestiegen ist und vom DFB trotzdem volle Rückendeckung bekam.

Zweitens. Mit 1:2 in Frankfurt hätten die Bayern noch leben können, aber ein 1:5, die höchste Niederlage seit 10 Jahren, bei der der FCB von der Eintracht auch noch vorgeführt wurde, war eine solche Schmach, die die Club-Bosse nicht hinnehmen wollten. Das ganz erinnert an die Entlassung von Ancelotti vor zwei Jahren. Damals war auch eine hohe Niederlage Auslöser. Der FCB verlor 0:3 bei PSG und wurde auch vorgeführt. Es war die höchste Niederlage in der CL-Vorrunde seit mehr als 20 Jahren. Und wenn schon ein Trainer von internationaler Klasse wie Ancelotti bei einem 0:3 bei einem internationalen Topteam wie PSG vor die Tür gesetzt wird, dann lag die Entlassung von Kovac nach einen 1:5 bei einem BL-Team, das bei weitem nicht die Klasse der Bayern, hat förmlich auf der Hand.

Drittens der hohe Anspruch der Bayern. Nüchtern betrachtet sind die Zahlen diese Saison gar nicht so schlecht. Es war erst die zweite Saisonniederlage, nach 10 Spielen lediglich vier Punkte hinter dem Spitzenreiter und ein Punkt hinter Hauptkonkurrent BVB. Nichts was man zu diesem frühen Zeitpunkt nicht noch locker wettmachen könnte. Dazu im Pokal weiter und in der CL so gut wie im AF. Und natürlich muss man auch berücksichtigen, dass es Kovac nach dem Abgang von Robben und Ribery mit einem Umbruch zu tun hat. Ohne es jetzt nachzuprüfen behaupte ich, dass in so einer sportlichen Situation noch niemals ein Trainer in der BL entlassen worden ist.

Mal zum Vergleich ein Rückblick in uralte BL-Zeiten. 1974-76 hat der FCB dreimal in Folge den Europacup der Landesmeister gewonnen. Ein Hattrick, den ein deutscher Verein vielleicht nie wieder gelingen wird. Die Trainer hießen Udo Lattek und Detmar Cramer. Die wurden wegen Erfolglosigkeit auch entlassen. Lattek Ende der Hinrunde 74/75. Da stand Bayern auf Platz 14(!). Cramer traf es im November 1977 nach einem 0:4 bei der Eintracht, schon wieder Frankfurt(!), als der FCB auf Abstiegsplatz 16(!) zurückfiel. Damals befand sich Bayern in Abstiegsgefahr, heute steht Bayern knapp hinter der Tabellenspitze. Aber zum einen hatten Lattek, der den Meisterschaftshattrick schaffte und den Europacup gewann sowie Cramer mit seinen zwei Europacup-Titeln ein ganz anderes Standing bei Bayern als jetzt Kovac. Und zum anderen sind die Ansprüche nach 7 Meistertitel am Stück natürlich ganz andere als damals in den Siebzigern. Heute gilt für den FC Bayern eine Vizemeisterschaft eigentlich schon als Katastrophensaison.

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Macaroli » Fr 8. Nov 2019, 00:28

Jetzt geht das Gerücht um, dass Bayern Arsene Wegner wohl abgesagt hat. Es wird also nicht gleich eine Lösung innerhalb von wenigen Tagen werden.
Joachim Franz hat geschrieben: Mi 6. Nov 2019, 22:01Zu Erstem. Kovac war für Rummenigge und Hoeneß nur eine Notlösung oder eine zweite Wahl. Viel Rückhalt hatte Kovac bei Bayern nie.
Ja, und sie haben es eben auch so kommuniziert. Ich sag ja, die Probleme für Kovac begannen bereits bei der Trainersuche 2018 im Frühjahr. Es war für alles Aussenstehenden klar zu erkennen. Kovac ist nicht die Nummer 1 - Lösung, er ist auch nicht die Nummer 2 - Lösung, er kam dann halt, weil man irgendwann eine Entscheidung treffen musste und immer noch keinen Trainer hatte.
Joachim Franz hat geschrieben: Mi 6. Nov 2019, 22:01Zweitens. Mit 1:2 in Frankfurt hätten die Bayern noch leben können, aber ein 1:5, die höchste Niederlage seit 10 Jahren, bei der der FCB von der Eintracht auch noch vorgeführt wurde, war eine solche Schmach, die die Club-Bosse nicht hinnehmen wollten.
Sehe ich zum Teil anders. Eine Niederlage alleine ist wegen ihrer Höhe nicht entscheidend. In diesem Fall hätte ein 1:2 auch gereicht um Kovac´s Stuhl kräftig zum Wackeln zu bringen. Es war ja, auch von außen zu beobachten, dass es zuvor alles andere als gut lief. Kovac siegte zwar meist, aber es waren schlechte Spiele seiner Elf: Piräus, Bochum, das waren zwar Siege, aber sie waren sehr knapp gegen zweitklassige Mannschaften. Das Pokalspiel hatte die Wellen ja bereits relativ hoch schlagen lassen. Immer wieder wurde kritisiert, dass es offensiv immer unklarer wurde, mit welchen Mitteln Bayern Tore schießen möchte. Und weil dann das Defensivverhalten auch immer schlechter wurde, waren die Probleme diskussionswürdig. Die Höche dieses Ergebnisses hat das Ganze wahrscheinlich beschleunigt, aber ohne die unmittelbare Vorgeschichte, wäre Kovav deswegen nicht entlassen worden. Mir fällt da noch ein, dass Guardiola auch hohe Niederlagen hatte (0:4 gegen Real - 1:4 gegen Wolfsburg - ich glaube sogar, relativ kurz hintereinander), aber da waren das trotzdem starke Spielzeiten mit einer ansonsten dominierenden Bayern-Elf.
Joachim Franz hat geschrieben: Mi 6. Nov 2019, 22:01Drittens der hohe Anspruch der Bayern.
Ja, das stimme ich auch zu. Und ich ergänze, dass ich es gut finde, dass Bayern diesen Anspruch hat. Rein punktetechnisch ist das ja alles nicht dramatisch. Aber man will auch Sicht zu den besten Mannschaften Europas gehören. Wenn ich mir die vergangene Saison anschaue, dann hat Bayern zwar das Double geholt, aber der Abstand zu Europas Spitze ist größer geworden. Das ist zum Teil natürlich mit Dingen zu erklären, die nichts mir Kovac zu tun hatten. Aber man muss zu Recht fragen, welche Spielphilosophie hat er bei Bayern reingebracht? Er hat eigentlich die Defensive gestärkt, aber es gibt nun neben Defiziten im Aufbauspiel noch dazu Probleme beim Defensivverhalten. Er hat das Spielsystem, mit dem Bayer mehr als 10 Jahre international sehr erfolgreich war gegen ein zurückgezogeneres System ersetzt und hat dabei keine Vorteile erlangt. Wenn Rummenigge Bayerns Auftritte gegen Liverpool kritisiert, weil Bayern da zu zurückhaltend war und Offensiv zu wenig statt fand, dann hat er Recht.

Es wird einige geben, die dies kritisieren, wie Bayern sich hier verhält und ich muss sagen, Kovac in Interviews und wie er sich als Mensch gibt, ist total sympathisch. Es gibt aber Hinweise darauf, dass er und Bayern nicht so richtig zusammengepasst haben. Da sind die Verantwortlichen des FC Bayern aber zum Großen Teil auch selbst Schuld daran. Kovac hat bei Bayern das gemacht, was er bei anderen Stationen auch schon gemacht hat. Für was er stand und für was er nicht stand, war eigentlich bekannt.
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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Schori » Fr 8. Nov 2019, 07:36

Macaroli hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 00:28 Es wird einige geben, die dies kritisieren, wie Bayern sich hier verhält und ich muss sagen, Kovac in Interviews und wie er sich als Mensch gibt, ist total sympathisch. Es gibt aber Hinweise darauf, dass er und Bayern nicht so richtig zusammengepasst haben. Da sind die Verantwortlichen des FC Bayern aber zum Großen Teil auch selbst Schuld daran. Kovac hat bei Bayern das gemacht, was er bei anderen Stationen auch schon gemacht hat. Für was er stand und für was er nicht stand, war eigentlich bekannt.
Genauso sehe ich das auch. Kovac und Bayern, das hat von Anfang an nie gepasst. Kovac hat in, seinen bisherigen Stationen, vor allem in Frankfurt, nie offensiv und ballbesitzorientiert spielen lassen. Und dies hat der FCB seit Guardiola durchgehend gemacht und das hat auch ziemlich gut funktioniert.
Nun hat Kovac eine etwas defensive Variante des Bayernspiel aufkommen lassen, was ja sein gutes Recht ist. Hat ja in Frankfurt (und Kroatien) gut geklappt. Nur hat Bayern nicht die Mannschaft, um dieses System zu spielen.

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Lok » Fr 8. Nov 2019, 12:25

Schori hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 07:36
Macaroli hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 00:28 Es wird einige geben, die dies kritisieren, wie Bayern sich hier verhält und ich muss sagen, Kovac in Interviews und wie er sich als Mensch gibt, ist total sympathisch. Es gibt aber Hinweise darauf, dass er und Bayern nicht so richtig zusammengepasst haben. Da sind die Verantwortlichen des FC Bayern aber zum Großen Teil auch selbst Schuld daran. Kovac hat bei Bayern das gemacht, was er bei anderen Stationen auch schon gemacht hat. Für was er stand und für was er nicht stand, war eigentlich bekannt.
Genauso sehe ich das auch. Kovac und Bayern, das hat von Anfang an nie gepasst. Kovac hat in, seinen bisherigen Stationen, vor allem in Frankfurt, nie offensiv und ballbesitzorientiert spielen lassen. Und dies hat der FCB seit Guardiola durchgehend gemacht und das hat auch ziemlich gut funktioniert.
Nun hat Kovac eine etwas defensive Variante des Bayernspiel aufkommen lassen, was ja sein gutes Recht ist. Hat ja in Frankfurt (und Kroatien) gut geklappt. Nur hat Bayern nicht die Mannschaft, um dieses System zu spielen.
Ich bleibe dabei, das Ganze ist ziemlich peinlich für die Bayern-Führung. Erst wird ein Trainer geholt, der nicht zum Spielsystem der Bayern passt. Dann wird der Trainer ganz früh in der Saison entlassen. Zu einem Zeitpunkt, wo der Trainermarkt wie leergefegt ist. Was ist wenn Flick keine passable Interimslösung ist? Wollen sie dann trotzdem bis Saisonende mit ihm weitermachen?
Der einzige Toptrainer, der jetzt noch zu haben ist, ist Mourinho. Das wäre vielleicht mal gar nicht so schlecht, ein Trainer, der sich nicht alles von den Vorgesetzten gefallen lässt. Aber ehrlich gesagt, glaube ich, den Bayern fehlt der Mumm, um sich das mit Mourinho zu trauen.

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von BenSchreck » Fr 8. Nov 2019, 16:31

Ich hoffe mal, dass Bayern noch einen gewissen Restanstand und ausreichend Würde hat, um der Liga so etwas wie Mourinho zu ersparen.

Edit: Andererseits haben ja auch Van Gaal, Ancelotti und Pep Guardiola "nicht zu den Bayern" gepaßt. Der letzte, mit dem sie einigermassen zufrieden waren, war wohl Heynckes.

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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Macaroli » Di 12. Nov 2019, 22:34

Lok hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 12:25 Aber ehrlich gesagt, glaube ich, den Bayern fehlt der Mumm, um sich das mit Mourinho zu trauen.
Naja, man kann den Bayern-Verantwortlichen einiges vorwerfen. Mit das Letzte ist aber meiner Meinung nach fehlender Mumm. Mir war es zuletzt oft zu viel Mumm und zu wenig Überlegung. Als Beispiel hätte ich da eine Pressekonferenz, bei der sie die versammelte Journalisten-Schar mit Grundgesetzzitaten an Anstand und Moral erinnert haben um dann wenige Sätze später genau das vermissen zu lassen. ^^

Bayern ist wenigstens in der Lage einen Mourinho auch mal nicht zu engagieren. Weil der passt von der Spielidee vielleicht sogar noch weniger als Kovac. Und irgendwie scheint Mourinho seinen Zauber auch verloren zu haben. Gepaart damit, dass er zudem bei seinen letzten Arbeitgebern auch jeweils verbrannte Erde zurück gelassen hat. Das macht ihn nicht sehr attraktiv.

Für mich als Fan ist es vollkommen okay, die nächsten 2 Jahre als Umbruchszeit zu veranschlagen. Ich würde mir eigentlich sogar wünschen, dass mal jemand anderes Meister wird. Ob das mit Flick nun die beste Lösung ist wird man sehen. Ob und wann ein neuer Trainer installiert werden könnte ist mir auch nebensächlich. Er sollte halt die gleiche Idee von Fußball haben, die bei Bayern seit mind. 10 Jahren praktiziert wird. Und nicht eine gegensätzliche Philosophie vertreten. Abgesehen vom jetzt stattfindenden altersbedingten Umbruch lief das so schlecht ja nicht.
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Re: Bayern München 2019/2020

Beitrag von Macaroli » Di 19. Nov 2019, 21:56

Freitag war Bayern Münchens Jahreshauptversammlung. Das ist mal mehr, mal weniger interessant. Aber in diesem Jahr bedeutete die JHV den Rückzug von Uli Hoeneß aus der ersten Reihe beim FC Bayern. Das würde ich in der Tat als größeres Ereignis für den Verein ansehen.

Neben allen Zahlen, Daten, Fakten war auf Grund des Hoeneß-Rückzugs natürlich Platz für Rückblicke und Emotionen. Ich selbst bin als Fan des Vereins meist sehr kritisch, was den Hoeneß der letzten Jahre angeht (und auch gegenüber Rummenigge). Aber diesen Abend hatte Hoeneß verdient. Man kann ihn mögen, man kann ihn nicht mögen, aber er hat sich für den FC Bayern, aber auch für den deutschen Fußball, Zeit seiner Tätigkeiten, verdient gemacht. Sei es als Spieler, sei es als Funktionär. Paul Breitner, der mit Hoeneß wohl unwiderruflich gebrochen hat, nannte ihn jetzt den "größten Fußballmacher neben Santiago Bernabéu (Langjähiger Präsident von Real Madrid)".

Mein persönlicher Blick auf das Ganze ist so: Meine Erinnerung (jedenfalls was prominente Namen und Persönlichkeiten angeht) beginnt so mit den 80er Jahren. Damals war Queen Elisabeth II. im Amt, Helmut Kohl war Bundeskanzler, Papst Johannes Paul II. war für einen Papst verhältnismäßig jung, Wetten Dass war die größte Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen und und und ... ja und Hoeneß hatte eine verantwortungsvolle Aufgabe bei Bayern München. Bis auf die Queen hat er alles überdauert. Nun tritt auch er ab. Das berührt mich natürlich auch ein wenig. Wenn Hoeneß dann, als Überraschung des abends, von Frank Ribery gedrückt wird, der von Hoeneß als väterlichen Freund spricht, dann konnten auch einige im Saal die Taschentücher heraus holen.

Auch meine persönliche Meinung: Den großen Bahnhof zum Schluss sei ihm gegönnt. Er hat immer alles gegeben für diesen Verein. Wahrscheinlich manchmal mehr als gut war. Und, das ist mir ganz wichtig: Er hat zum Schluss auch noch einmal den richtigen Instinkt bewiesen (wohlgemerkt, den hatte und hat er zuletzt nicht immer gehabt) und ist nun zurück getreten. Der Zeitpunkt war noch gerade so in Ordnung. Später hätte der Rücktritt nicht sein dürfen. In 3 Jahren hätten deutlich mehr Menschen möglicherweise gesagt: "endlich ist der mal weg". Nein, er hat das zu einem Zeitpunkt gemacht, an dem er noch eine große Zustimmung (für seine Lebensleistung) bekommen konnte. Es gab in den letzten Jahren natürlich immer Situationen, in denen ich mir dachte, jetzt wird es mal Zeit, für jemand Neues Platz zu machen. Er ist gegangen, bevor ein Abgang (zum Beispiel erzwungen) an ihn herangetragen werden musste.

Es gab aber auch einiges mehr auf dieser Jahreshauptversammlung. Neben all der kritiklosen, emotionalen Rückschau gefällt mir nicht, dass neben der heilen "Familienwelt" Kritik absolut unerwünscht ist. Das kann man eigentlich gar nicht anders formulieren. Vor allem, wenn man noch die anschließende Pressekonferenz mit Hoeneß betrachtet. Als Reaktion auf einige Wortmeldungen hat Hoeneß dann allen, die eine andere Meinung vertreten, nahegelegt, den Verein zu verlassen. Die sich zu Wort meldenden Personen wurden dann auch gleich mal als Krakeeler und Störer bezeichnet.
Begonnen hat es mit einem Rückbezug auf die Rede von Johannes Bachmayr, aus dem letzten Jahr. Der 1. Vizepräsident des FC Bayern, der Prof. Dr. Dieter Mayer sagte wortwörtlich, dass er es Schade finde, "dass ein kritischer Redner auf der Jahreshauptversammlung (Johannes Bachmayr) weitaus mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzielen konnte und kann, als all die vielen engagierten, häufig ehrenamtlichen Mitarbeiter Helfer, die sich ... "

Als kurzen Einschub nochmal der Link zur Rede von Johannes Bachmayr aus der JHV 2018. Diese Rede hatte einige Wellen geschlagen. Und wie man am Applaus damals merkte, traf sie auch den Nerv einiger Mitglieder. Aus dem Inhalt kann man sich selbst ein Urteil bilden. Ich fand, die Rede war zwar unverblümt, aber es war durchaus okay, sich so zu äußern.

Im Nachklapp, und hier zeigt sich der verloren gegangen Instinkt von Hoeneß, wurde nicht auf die Inhalte der Rede Bachmayrs eingegangen. Die Bayern-Führung machte das, was alle Verschwörungstheoretiker tun, sie diffamierten erst einmal die Person selbst. Sofern man das so sagen kann. Aus dieser Rede einer einzelnen Person, und nichts anderes war das, wurde eine Kampagne gegen Bayern München bzw. gegen die Person Hoeneß konstruiert. Woher diese Behauptungen der Bayern-Führung kamen ist bis heute unbelegt. Auch hat sich keine Oppositionsgruppe geäußert, die evtl. dahinter stecken könnte. Mich selbst hätten dabei einige Antworten sehr interessiert. Die gibt es bis heute nicht. Sehr Schade!

Es gab auch noch hard facts. Mit 750,4 Millionen € hat der Umsatz einen neuen Rekord erreicht. Das sind die Zahlen für 2018/19. Im Jahr davor war Real Madrid mit fast einem identischen Umsatz, der umsatzstärkste Verein der Welt. Aber die werden ihre Zahlen erst noch liefern. Dennoch ein beachtlicher Wert. Dazu beträgt der Gewinn 52,5 Millionen € nach Steuern. Da wage ich mal zu behaupten, das wird Real Madrid nicht abliefern. ^^
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