Danke Waldi98 für die Quellenangaben und die Info. Das war ja noch ziemlich spannend, was da an Informationen heraus kam, heute abend. Leider wird sich nichts daran ändern, dass alle Konfikte gerade auf dem Rücken des Vereins 1860 München und natürlich seinen Fans ausgetragen wird. Über einen
Artikel in der Süddeutschen habe ich nun ein wenig ein Bild gewonnen, nachdem mir das Verhalten aller Beteiligten und auch die kurzfristige Satzungsänderung mehr als merkwürdig vorgekommen ist. Und ich stundenlang nichts gefunden habe.
Erstmal habe ich mich gefragt wem das alles nützt. Die Mannschaft steigt ab und fällt auseinander. Der Klub muss in die 3. Liga. Nun hätte der Investor die 3. Liga garantieren können. Ca. 11 Mio. € ist wahnsinnig viel Geld, aber es wäre möglich gewesen. Kam aber nicht. Alles was Isamik bisher in den Verein investiert hat (ich hab was gelesen von ca. 70 Mio. €) ist damit so ziemlich wertlos geworden. Und ein ernstgemeinter Neuaufbau ist in der 4. oder 5. Liga doch ungleich aufwändiger, als wenn man mit einer guten 3. Liga-Mannschaft startet. Irgendwie macht das was am Freitag passiert ist für keinen im und um den Verein irgendwie einen Sinn. Aber scheinbar gibt es doch eine Art Vorsatz.
Klar ist, es geht um die 50+1 - Regel. Ismaik ist diese Regelung mehr als jedem anderen Investor ein Dorn im Auge. Wenn sich etwas zuletzt gezeigt hat, dann das, dass er keinen Wert auf eine andere Meinung legt und dass er eben alleine entscheiden will. Ich versuch das mal so emotionslos wie möglich zu sehen. Er hat immerhin schon viel investiert. Es kam nichts außer Geldvernichtung dabei heraus. Er fühlt sich von Vereinsseite aus blockiert.
Gegenüber der Süddeutschen (also wenn der Artikel da voll zu nehmen ist), hat Ismaik geäußert, dass er am 2. Juli auf einer Mitgliederversammlung seine Macht ausbauen wolle. Es fiel hierbei auch der Name Red Bull, so zu sagen als Vorbild. Und es deutet darauf hin, dass Ismaik, so wie ich auch vermutet hatte, nun eine Chance auf Umgehung der 50+1 - Regelung sah. Das würde auch so ein Stück weit rational erklärbar machen, warum er den Klub abstürzen lies: Neuaufbau als 100% (oder zumindest Mehrheitseigner) Eigner und dann mit vollendeten Tatsachen wieder in den oberen Ligen ankommen.
Interessant ist nun das Verhalten des BFV (Bayrischer Fussballverband). Zum Einen machten sie zusammen mit den Vereinsvertretern von 1860 eine Pressekonferenz, was nun schon sehr ungewöhnlich ist. Zum Anderen gab es diese von Waldi98 verlinkte Satzungsänderung per Umlaufverfahren. Ich kannte den Begriff bisher nicht, und da ich selbst vor Kurzem bei meinem Verein (kein Sportverein) eine Satzungsänderung mitbegleiten konnte, hatte ich das als langwährende Verfahren im Kopf. Ein so besagtes Umlaufverfahren wird aber dann angewandt,
wenn es schnell gehen muss und
wenn es im Prinzip keinen großen Diskussionsbedarf gibt. Ganz klar, diese Ergänzungen der Satzung sind so etwas wie eine Lex Ismaik.
Ich habe gelesen, dass die Umsetzung von 50+1 im Prinzip vorher schon eine gewisse Gültigkeit hatte, aber dies war nicht explizit in der Satzung erwähnt, es war lediglich ein Verweis im Zulassungsvertrag zur entsprechenden Amateurliga (in diesem Fall die Regionalliga). Es bestand also die Gefahr, dass es etwas schwammig auszulegen war. Deshalb das schnelle Handeln.
Okay, so weit so spannend. Möglicherweise wird es aber noch toller. Oder anders gesagt, noch bitterer. Es greifen eben noch andere Richtlinien greifen. Vor allem muss ein Antrag für eine der Ligen gestellt werden. Dafür braucht 1860 aber einen eingetragenen Geschäftsführer. Eigentlich ist dieser Posten ja, wie man aus der Presse erfahren hat vakant. Wobei das nicht ganz stimmt. Noch immer ist Ayre dort eingetragen. Natürlich kann ein neuer Geschäftsführer aber vom Beirat gewählt werden. Nur hier hat weder die Kapitalgesellschaft für die Profiabteilung noch der Verein eine Mehrheit. Man kann also alles blockieren. Wie gesagt, Ayre kann solch einen Antrag natürlich stellen. Aber geschieht das nicht in einer gewissen Frist (wir wissen ja selbst, dass im Prinzip in den nächsten Wochen Spielpläne und Kader für die Ligen stehen müssen), dann kann ein Zustand eintreten, in dem die erste Mannschaft ohne Liga da steht. Da die Kapitalgesellschaft für die Profiabteilung (KGaA) hohe Schulden hat müsste sie sich einer Fortführungsprognose stellen. Der Name sagt schon das Wesentliche aus. Da die erste Mannschaft keine Liga hätte, würde es auch keine wirklichen Einnahmen geben können, welche in der Prognose positiv vermerkt werden könnten. Die Konsequenz müsste dann eine Insolvenz der KGaA sein. Zumindest theoretisch.
Und jetzt geht es noch weiter. Tritt der Zustand dann ein, dann kann der e. V. - der eingetragene Verein eine Mannschaft melden. Müsste allerdings dann wieder neu verhandeln, in welcher Liga man dann starten könnte. Das kann dank der Stärke der 2. Mannschaft (die selbst an die Tür zur 3. Liga klopfen könnte) tatsächlich die Regionalliga sein. Ich vermute mal, das ist das, was der Verein 1860 und der der Bayrische Fussballverband gerade anstreben.
Heißt aber auch nichts anderes, als dass der Verein eine Situation herbei führen kann, die über eine erhoffte Insolvenz der KGaA auch Ismaik aus dem Verein entfernt. Das ist sehr, sehr schmutzige Wäsche, die da gewaschen wird. Und ich fürchte, diese Logik hat auch den Hacken, dass Ismaik die KGaA am Leben halten kann, weil er ihr dann die Einnahmen stellen könnte.
Und war das für alle interessant, die sich so ein wenig für die Münchner Löwen interessieren und mitleiden. Kommt nun der Teil, der für den Fussball in ganz Deutschland relevant wird. Ismaik hat angekündigt, gegen die 50+1 - Regel zu klagen. In seiner Begründung vermutet er (naja, in dem Fall natürlich zu Recht), dass die Satzungsänderung gegen ihn direkt gerichtet ist und Verein wie auch BFV ihn loswerden wollen. Das kann nun sehr große Wellen schlagen. Ich hatte schon öfter gelesen, dass die 50+1 möglicherweise tatsächlich gegen geltendes EU-Recht verstößt. Je nachdem wie die Klage vorbereitet wird, könnte sie womöglich Erfolg haben. Aber da ich juristisch da vollkommener Laie bin, kann ich nur das aus den Artikeln wiedergeben.
So, jetzt wurde es ein wenig länger. Aber auch wenn ich Bayern-Fan bin, so tut es mir Leid, was mit dem Verein 1860 München gerade passiert. Freitag, der 02. Juni 2017 war ein ganz schwarzer Tag für den Münchner Fussball. Ich bin da auch noch ein wenig geschockt. Aber man sollte so schnell es geht wieder rational denken. Ich mag einfaches Schwarz-Weiß-Malen überhaupt nicht. Ich bin nun wirklich kein Fan von Ismaik und einem Teil der Personen, die nun durch ihn bei 1860 was zu sagen haben (wie z. B. Anthony Power, der wieder als Geschäftsführer eingesetzt werden soll). Aber den alleinigen schwarzen Peter nun bei ihm lassen, ist zu einfach und zu kurz gedacht. Chaos herrschte bei 1860 auch schon vor Ismaik.
Völlig befremdlich lese ich gerade in dutzenden Kommentaren, dass ein Karl-Heinz Wildmoser der beste Präsident aller Zeiten gewesen wäre. Das ist für mich Verklärung pur. Unter Wildmoser ging es bergauf, das ist richtig. Genauso wichtig war aber damals Trainer Lorant, der einige Jahre lang ein wirklich goldenes Händchen hatte. Das Stadion wurde dann das große Problem und auch die Entscheidung fiel durch Wildmoser. Aber selbst in dieser Hochphase war das Intrigieren im Verein durchaus üblich. Die Schieflage, die dann späer zum Einstieg Ismaik führte hat man auch ohne Investor hinbekommen.
Die Vorgehensweise von Verein im Zusammenspiel mit dem Bayrischen Fussballverein erscheint mir ebenso wie das Verhalten des Investors zuvor mit einem starken, starken Beigeschmack. Dabei ist es nichts anderes, als ein Machtkampf. Und nachdem der Investor bereits einen Absturz in Kauf nahm, spielt nun der Verein mit dieser Karte. Es sieht so aus, dass sich der e. V. in Kooperaton mit dem BFV abgesichert hat, aber prinzipiell ist bei einer insolventen KGaA erstmal gar nicht sicher, ob der Verein dann tatsächlich eine Regionalligamannschaft stellen kann.
Die Möglichkeit einer Einigung ist, denke ich, in keinster Weise mehr gegeben. irgendeine Seite wird schließlich die Oberhand behalten und die andere Seite wird wohl kaum ihr Rückgrat behalten können. Für mich ist die Situation so unklar, dass ich gar nicht weiß, ob ich dieser oder jender Seite Sympatie schenken kann. Am besten wäre wahrscheinlich, alle wären weg. ^^
Passend ist, dass in und um den Absturz der Löwen einigen Zeitungen und Fans ganz wichtig ist, ob man wieder ins Stadion an der Grünwalder Straße ziehen kann. Ein Stadion, dass für die großen Veranstaltungen ausgedient hat. An der Grünwalder Straße hätten diese "Fans", welche in der Relegation für 15 Minuten eine Spielunterbrechung provozierten, vermutlich eine Katastophe verursacht. Das sind in einer Zeit, in der erst mal geklärt werden muss, ob es überhaupt geregelt weitergehen kann, eine völlig unnötige Pseudo-Diskussionen.