Re: Internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Fußballs
Verfasst: So 15. Jul 2018, 22:47
Ich glaube nicht, dass die bezüglich James so doof sind. Sollte er gehen, werden die Bayern eben einen Ersatz suchen müssen bzw. taktische Neuüberlegungen anstellen. Sie sollten dann allerdings auch mit einer gewissen Weitsicht handeln, das sollte man schon erwarten, d.h. einen Plan B muss es schon geben. Dann wird es ja interessant: Welche personellen Möglichkeiten hat man dann? Wir lesen hier viel über das Scouting und sowohl bei Spielern als auch bei Trainern gibt es zwei "begrenzende" Faktoren bei der Auswahl:
1. Quantität (Während alle "Löw raus" brüllen, macht sich zum Beispiel keiner Gedanken über einen (besseren) Nachfolger? Gibt es da einen?
2. Qualität (Man geht immer ein Risiko ein, weil es um Menschen geht und man nicht alles vorauskalkulieren kann.)
Wenn man aber rein sportlich denkt, dann berücksichtigt eine gute Scouting-Abteilung eben beides. Das hat zur Folge, dass es nicht funktioniert, immer nur knauserig zu sein, sondern bei begrenzter Quantität ist ein höheres Investieren notwendig, da es ja auch noch die Konkurrenz gibt und man eben die besten Leute holen muss...rein sportlich gedacht, wie gesagt...zum Punkt Qualität fehlt dem Zuschauer oder Forumisten vermutlich der Einblick in die Detailarbeit der Scouts...entscheidend ist aber auch der Rahmen...
Mich würde zum Beispiel interessieren, wie hoch die Verletzungsanfälligkeit im Durchschnitt verglichen zwischen den Top-Ligen pro Spieler ist...das hat dann z.B. auch darauf Auswirkungen, wie man in Bezug auf die Belastung (ergibt sich aus Anzahl der Spiele) seinen Kader plant. Das richtige Maß an Konkurrenzkampf im Kader ergibt sich aus seiner Größe und trägt zum (Miss)Erfolg bei...Das Gehaltsgefüge ist dann ebenso ein Faktor.
Merke: Stellschrauben gibt es genug, z.B. Ausgaben für ein Mediziner-Team sind gering, aber der "Ertrag" im Verhältnis hoch. An der Menge von Stellschrauben gemessen fehlt mir in der BuLi auch ein klares Konzept. Es ist gefühlt ein Einheitsbrei vorhanden.
Talente, die wenig kosten, sind willkommen, ansonsten kommen nur Namen, die man vorher nicht kannte...aber kein Team kann so richtig herausstechen.
Global betrachtet macht das die Liga auch durchschaubar und berechenbar. Über unseren NLZs kreisen schon britische Scouting-Adler...
es fehlt an Abwechslung und einem größeren Spektrum an Strategien.
Natürlich ist es gut, Nachwuchsleute auszubilden oder voranzubringen...aber es reicht einfach nicht, sich darauf zu verlassen und alles auf diese Münze zu setzen, vor allem, da es eben nicht nur "goldene", sondern auch "blecherne" Generationen gibt, auch bei den Trainern und bei den Managern.
Der Mangel an Risiko ist aber ein besonderes Phänomen, das ich in der Bundesliga seit jeher beobachte, das lieber erst so spät wie gerade so notwendige Wahrnehmen von Strategien, die im internationalen Fußball meist schon Gang und Gäbe sind, das Vermeiden von Innovation, Risiko und Kreativität, um Besitzstandswahrung, Status-Quo-Erhalt und Konservativismus Vorrang zu geben. Das ist an sich nichts Neues, aber haben wir schonmal über Grundhaltungen diskutiert, über Tieferliegendes? Nein, vermutlich nur über das, was Auswirkung dessen ist. Aber es gibt seit 20 Jahren nichts Neues unter der Sonne des deutschen Fußballhimmels. Vor 10 Jahren gab es mal (zumindest in diesem Forum) eine Aufbruchsstimmung in Richtung Platz 3 in der 5-Jahreswertung und heute sind wir wieder an dem Punkt von davor angelangt. Die Top-3 sind dieselben wie damals und wir fragen uns, wo wir hinkönnen, vor uns die Elite und Frankreich in unserem Rücken. Es hat sich nichts geändert.
Klar, Zyklen gibt es immer wieder, aber die Werte in der 5-Jahreswertung sind im Falle der BuLi in der Spitze weniger extrem, sodass die BuLi innerhalb einer Saison um 2 Plätze fällt. Wie lang brauchte sie, um diese 2 Plätze zu steigen? Es wird eine Tendenz deutlich, das wirft die Frage auf, wann man von einer Krise sprechen sollte. Dazu sollte man aber wissen, was eine Krise ist. Das misst sich an den eigenen Ambitionen. Klar, man kann es sich bequem machen und eben richtigerweise anmerken, dass die BuLi seit jeher global betrachtet gemessen am Bekanntheitsgrad und an der Zahl der Titel, Fans und TV-Zuschauer immer noch weit hinter ITA, ENG, SPA liegt. Dann ist man fein raus. Wenn man sich aber stets darauf beschränkt, den Erfolg der anderen zu rechtfertigen, anstatt den eigenen zu suchen, dann wird man das Wort Krise nie in den Mund nehmen müssen.
Wenn ich ein Unternehmen haben will, was ich niemals in einer Krise haben möchte, dann habe ich drei Möglichkeiten:
1. Mein Unternehmen ist nicht gewinnorientiert bzw. hat keine Ziele.
2. Ich verkaufe es bzw. eigentlich gibt es dieses Unternehmen für mich garnicht.
3. Ich führe es gut, d.h. ich setze Ziele und erreiche sie.
Für die BuLi fällt Nummer 1 weg, da die Liga eine Sportliga ist und beim Sport geht es ums Gewinnen. Es muss Ziele geben, und zwar realistische, die erreicht werden, wenn möglichst alle Ressourcen genutzt werden.
Fall 2 fällt auch weg, weil es die Liga noch gibt.
Fall 3 ist das einzige verbleibende Szenario. Dieses setzt das Vorhandensein von Zielen voraus. Ich sehe diese aber nicht. Das einzige, was man hört, ist, dass die BuLi "NICHT alles mitmachen" will oder "NICHT um jeden Preis" Erfolg haben will oder "NICHT die Fankultur oder die günstigen Preise" aufgeben will...es geht stets darum, was man nicht will, statt darum, was man will. Etwas Erhalten ist auch nicht als Ziel anzusehen, da es sich ja um ein bereits erreichtes Ziel handelt.
Ich schlage zudem vor, dass das Thema Nationalelf in diesem Thread eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die Zusammenhänge sollten aber gerne erörtert werden. Ich bin der Meinung, dass die Nationalelf auf lange Sicht nicht abstürzt, sondern wie die meisten anderen Nationen immer wieder zur Elite gehört, die von Verbandsseite ja auch gefördert wird.
Fazit zum Vorherigen: Der derzeitige Zustand des deutschen Fußballs hinsichtlich seiner Konkurrenzfähigkeit ist nicht optimal...
...allerdings gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, als wenn die Mehrheit genau dies möchte bzw. kein anderer Weg erwünscht ist...
...ergo:
Der derzeitige Zustand des deutschen Fußballs hinsichtlich seiner Konkurrenzfähigkeit ist nicht optimal und dabei gleichsam Ausdruck des mehrheitlichen Willens...
Welche Liga kann noch so etwas von sich behaupten
1. Quantität (Während alle "Löw raus" brüllen, macht sich zum Beispiel keiner Gedanken über einen (besseren) Nachfolger? Gibt es da einen?
2. Qualität (Man geht immer ein Risiko ein, weil es um Menschen geht und man nicht alles vorauskalkulieren kann.)
Wenn man aber rein sportlich denkt, dann berücksichtigt eine gute Scouting-Abteilung eben beides. Das hat zur Folge, dass es nicht funktioniert, immer nur knauserig zu sein, sondern bei begrenzter Quantität ist ein höheres Investieren notwendig, da es ja auch noch die Konkurrenz gibt und man eben die besten Leute holen muss...rein sportlich gedacht, wie gesagt...zum Punkt Qualität fehlt dem Zuschauer oder Forumisten vermutlich der Einblick in die Detailarbeit der Scouts...entscheidend ist aber auch der Rahmen...
Mich würde zum Beispiel interessieren, wie hoch die Verletzungsanfälligkeit im Durchschnitt verglichen zwischen den Top-Ligen pro Spieler ist...das hat dann z.B. auch darauf Auswirkungen, wie man in Bezug auf die Belastung (ergibt sich aus Anzahl der Spiele) seinen Kader plant. Das richtige Maß an Konkurrenzkampf im Kader ergibt sich aus seiner Größe und trägt zum (Miss)Erfolg bei...Das Gehaltsgefüge ist dann ebenso ein Faktor.
Merke: Stellschrauben gibt es genug, z.B. Ausgaben für ein Mediziner-Team sind gering, aber der "Ertrag" im Verhältnis hoch. An der Menge von Stellschrauben gemessen fehlt mir in der BuLi auch ein klares Konzept. Es ist gefühlt ein Einheitsbrei vorhanden.
Talente, die wenig kosten, sind willkommen, ansonsten kommen nur Namen, die man vorher nicht kannte...aber kein Team kann so richtig herausstechen.
Global betrachtet macht das die Liga auch durchschaubar und berechenbar. Über unseren NLZs kreisen schon britische Scouting-Adler...
es fehlt an Abwechslung und einem größeren Spektrum an Strategien.
Natürlich ist es gut, Nachwuchsleute auszubilden oder voranzubringen...aber es reicht einfach nicht, sich darauf zu verlassen und alles auf diese Münze zu setzen, vor allem, da es eben nicht nur "goldene", sondern auch "blecherne" Generationen gibt, auch bei den Trainern und bei den Managern.
Der Mangel an Risiko ist aber ein besonderes Phänomen, das ich in der Bundesliga seit jeher beobachte, das lieber erst so spät wie gerade so notwendige Wahrnehmen von Strategien, die im internationalen Fußball meist schon Gang und Gäbe sind, das Vermeiden von Innovation, Risiko und Kreativität, um Besitzstandswahrung, Status-Quo-Erhalt und Konservativismus Vorrang zu geben. Das ist an sich nichts Neues, aber haben wir schonmal über Grundhaltungen diskutiert, über Tieferliegendes? Nein, vermutlich nur über das, was Auswirkung dessen ist. Aber es gibt seit 20 Jahren nichts Neues unter der Sonne des deutschen Fußballhimmels. Vor 10 Jahren gab es mal (zumindest in diesem Forum) eine Aufbruchsstimmung in Richtung Platz 3 in der 5-Jahreswertung und heute sind wir wieder an dem Punkt von davor angelangt. Die Top-3 sind dieselben wie damals und wir fragen uns, wo wir hinkönnen, vor uns die Elite und Frankreich in unserem Rücken. Es hat sich nichts geändert.
Klar, Zyklen gibt es immer wieder, aber die Werte in der 5-Jahreswertung sind im Falle der BuLi in der Spitze weniger extrem, sodass die BuLi innerhalb einer Saison um 2 Plätze fällt. Wie lang brauchte sie, um diese 2 Plätze zu steigen? Es wird eine Tendenz deutlich, das wirft die Frage auf, wann man von einer Krise sprechen sollte. Dazu sollte man aber wissen, was eine Krise ist. Das misst sich an den eigenen Ambitionen. Klar, man kann es sich bequem machen und eben richtigerweise anmerken, dass die BuLi seit jeher global betrachtet gemessen am Bekanntheitsgrad und an der Zahl der Titel, Fans und TV-Zuschauer immer noch weit hinter ITA, ENG, SPA liegt. Dann ist man fein raus. Wenn man sich aber stets darauf beschränkt, den Erfolg der anderen zu rechtfertigen, anstatt den eigenen zu suchen, dann wird man das Wort Krise nie in den Mund nehmen müssen.
Wenn ich ein Unternehmen haben will, was ich niemals in einer Krise haben möchte, dann habe ich drei Möglichkeiten:
1. Mein Unternehmen ist nicht gewinnorientiert bzw. hat keine Ziele.
2. Ich verkaufe es bzw. eigentlich gibt es dieses Unternehmen für mich garnicht.
3. Ich führe es gut, d.h. ich setze Ziele und erreiche sie.
Für die BuLi fällt Nummer 1 weg, da die Liga eine Sportliga ist und beim Sport geht es ums Gewinnen. Es muss Ziele geben, und zwar realistische, die erreicht werden, wenn möglichst alle Ressourcen genutzt werden.
Fall 2 fällt auch weg, weil es die Liga noch gibt.
Fall 3 ist das einzige verbleibende Szenario. Dieses setzt das Vorhandensein von Zielen voraus. Ich sehe diese aber nicht. Das einzige, was man hört, ist, dass die BuLi "NICHT alles mitmachen" will oder "NICHT um jeden Preis" Erfolg haben will oder "NICHT die Fankultur oder die günstigen Preise" aufgeben will...es geht stets darum, was man nicht will, statt darum, was man will. Etwas Erhalten ist auch nicht als Ziel anzusehen, da es sich ja um ein bereits erreichtes Ziel handelt.
Ich schlage zudem vor, dass das Thema Nationalelf in diesem Thread eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die Zusammenhänge sollten aber gerne erörtert werden. Ich bin der Meinung, dass die Nationalelf auf lange Sicht nicht abstürzt, sondern wie die meisten anderen Nationen immer wieder zur Elite gehört, die von Verbandsseite ja auch gefördert wird.
Fazit zum Vorherigen: Der derzeitige Zustand des deutschen Fußballs hinsichtlich seiner Konkurrenzfähigkeit ist nicht optimal...
...allerdings gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, als wenn die Mehrheit genau dies möchte bzw. kein anderer Weg erwünscht ist...
...ergo:
Der derzeitige Zustand des deutschen Fußballs hinsichtlich seiner Konkurrenzfähigkeit ist nicht optimal und dabei gleichsam Ausdruck des mehrheitlichen Willens...
Welche Liga kann noch so etwas von sich behaupten