Investoren und 50+1

Diskussionen über die 5JW der Saison 21/22,
nach deren Ergebnissen in der BL Saison 21/22 die Teilnehmer ausgespielt werden,
welche dann 22/23 in der CL/EL/ECL spielen
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kaffeesturm
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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von kaffeesturm » Do 22. Feb 2018, 16:07

Macaroli hat geschrieben:Ich denke, es führt kein Weg mehr an mehr Investoreneinfluss vorbei. Sei es durch Initiativen aus den Vereinen heraus oder juristisch. Aber man sollte die Fans nicht außen vor lassen, wenn solche Entscheidungen gefällt werden.
Das muss man eben diskutieren. Es bleibt auch die Frage: Muss man jeden Mist mitmachen? Du sagst du warst auch lange dagegen Investoren zuzulassen. Ich auch, und auch ich merke wie ich weich werde. Es ist eben nicht schön wenn die Erfolge immer woanders gefeiert werden.
Aber genau das ist der Punkt. Deswegen finde ich meinen Vorschlag, das die Fans in einen Öffnungsprozess mit einbezogen werden und auch mitbestimmen können gut. Warum es nicht so testen?

Hier mal eine Auflistung von KO, die zeigt wohin die Reise mit Investoren geht. Hier
Auch wenn da deutsche Vereine dabei sind, die englischen Preise sind Wahnsinn.

Hier eine Bildunterschrift aus dem verlinkten Artikel:
In England kostet ein Stadionbesuch mit durchschnittlich 50,10 Euro mit Abstand am meisten. Es folgen Spanien (35,40) und Deutschland (32,80), danach die Schweiz (31,10), die Türkei (28,10), Frankreich (26,20) und erst dann Italien (22,10).

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Lok » Fr 23. Feb 2018, 12:07

kaffeesturm hat geschrieben:Das muss man eben diskutieren. Es bleibt auch die Frage: Muss man jeden Mist mitmachen? Du sagst du warst auch lange dagegen Investoren zuzulassen. Ich auch, und auch ich merke wie ich weich werde. Es ist eben nicht schön wenn die Erfolge immer woanders gefeiert werden.
Aber genau das ist der Punkt. Deswegen finde ich meinen Vorschlag, das die Fans in einen Öffnungsprozess mit einbezogen werden und auch mitbestimmen können gut. Warum es nicht so testen?
Ich bin immer noch gegen Investoren, aber irgendwie denke ich mir halt auch inzwischen, wenn es beim Fußball sowieso nur um Kommerz geht, warum sollte man dann nicht doch Investoren zulassen.

Aber ich glaube man sollte realistisch bleiben, so etwas wie Investoren light wird es nicht geben. Also von wegen wir beziehen die Fans mit ein usw. Entweder man behält die 50%+1 Regel oder man kippt sie. Klar kann man die Regel noch weiter aufweichen, aber wenn sie zu sehr aufgeweicht wird, dann wird die Regel irgendwann einfach unterlaufen werden.

Aber die lieben Investoren wird man nicht bekommen. Also Investoren die dann auch die Fans verstehen, sich für günstige Eintrittspreise einsetzen und für den Erhalt der Stehplätze. Investoren die nichts lieber machen als Traditionspflege.

Wenn man Investoren haben will, dann muss man auch die Nebenwirkungen in Kauf nehmen.

Ich bin auch dafür, dass es dann einen klaren Cut gibt bei ARD und ZDF. In gewisser Weise leben die ja von Staatsgeld und ich finde das sollte man nicht Investoren in den Rachen schmeißen. Also in dem Moment wo man Investoren zulässt, sollten sich ARD und ZDF auch komplett von Bundesliga-Rechten fernhalten.

Für mich war Fußball auch mal mehr als Kommerz, vor allem weil dem Fußball in Deutschland eine enorme gesellschaftliche Bedeutung zukommt. Ist halt die Frage ob man all das für ein bißchen europäischen Erfolg opfern will?

Andererseits sind es ja nicht Bayern und Dortmund die Fußballsozialarbeit leisten. Das machen die ganzen kleinen Vereine mit unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Bayern und Dortmund schöpfen dann nur die Sahnehauben ab.

Vielleicht kann man sich von staatlicher Seite auch mal überlegen mehr in andere Projekte zu investieren. Klar kann Fußball Jugendliche von Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Rassismus abhalten. Aber es gibt da auch viele andere Möglichkeiten und interessante Vereine und Projekte jenseits des Fußballs.

Also ich bin dafür die Bundesliga für Investoren zu öffnen, aber man sollte auch die gesellschaftliche Relevanz von Fußball zurückdrängen. Der Staat fördert den Fußball viel zu sehr. Diese ganzen Stadtwerke die den lokalen Fußballverein sponsorn, all das sollte aufhören. Der öffentliche Rundfunk sollte aufhören für Fußballübertragungsrechte zu bezahlen und die Bundesliga sollte für Polizeieinsätze selber aufkommen.

Man muss einfach die Realität anerkennen, Fußball ist ein internationales Millionengeschäft, aber Fußball ist kein Sozialprojekt mehr. Man wird sich auch überlegen müssen, was passiert mit den Fans, wenn sie sich die Eintrittskarten nicht mehr leisten können. Wie fängt man dann sozial Schwache Fußball-Fans in Dortmund und Schalke auf.

Klaus
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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Klaus » Fr 23. Feb 2018, 15:53

Ich denke die Diskussion um die "50+1-Regel" und die um die Attraktivität der Bundesliga im Speziellen und die des deutschen Fußballs im Allgemeinen sind sehr eng miteinander verknüpft; weil sich viele Gegner der "50+1-Regel" erhoffen, daß der deutsche Fußball durch Investoren international kunkurrenzfähiger würde, aber auch national mehr Farbe in den Titelkampf käme. Ob das so ist - ich weiß es nicht. Fast sicher bin ich mir jedoch, daß es diese Diskussion nicht gäbe, wenn Deutschland auch mit "50+1-Regel" international erfolgreich und national ausgeglichen wäre.

Wie ihr sicherlich schon gemerkt habt, schreibe ich nur noch sehr sporadisch in diesem Forum, obwohl ich einst fast täglich hier unterwegs war. Das liegt daran, daß auch ich etwas das Interesse am Fußball verloren habe. Ich verfolge immer noch die Ergebnisse, schaue mir jedoch kaum noch ein Spiel an. Woran liegt das? - und ich denke an dem Punkt spreche ich für viele; vor allem Ausländer.

Ich komme aus der Pfalz, aber doch ca. 50 km von Kaiserslautern entfernt und irgendwie hatte ich zum 1. FCK nie einen besonderen Draht. Andere Vereine sind geographisch einfach ein gutes Stück weg, sodaß ich mich eigentlich nie mit einem speziellen Verein identifizieren konnte. Es gibt als keinen Verein, den ich unmittelbar verfolge, und dem ich in allen "Lebenslagen" die Daumen drücke. Ja, ich bin jemand, der sich vor allem für den Titelkampf interessiert und sich auch freut, wenn mal jemand anderes als Bayern die Meisterschaft einfährt. In den letzten fünf Jahren war diesbezüglich Ebbe und das nicht nur, weil Bayern ständig gewonnen hat, sondern auch weil Bayern mit einer Dominanz gewonnen hat, bei der oft schon nach der Hinrunde klar war, wie die Meisterschaft enden würde. Selbst die beiden Meisterschaften von Dortmund brachten zwar Abwechselung, aber wenig spannenden Titelkampf. Ich als Deutsch finde die Bundesliga deshalb schon gähnend langweilig. Ein Ausländer mit noch weniger Bindung zu einem der Vereine wird sich von der Bundesliga kaum begeistern lassen. In England, gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, die jedes Jahr um die Meisterschaft spielen. Spannend, abwechslungsreich, ... davon kann man in Deutschland nur träumen.

Lange habe ich mich international "über Wasser gehalten". Die deutschen Vereine haben sich ja in den letzten Jahren, zumindest an 5-JW-Punkten gemessen, nicht schlecht geschlagen. Für den weniger versierten Zuschauer bleiben 5-JW-Punkte aber verborgen. Es zählen Titel. Und auch in diesem Punkt hat Deutschland nicht viel zu bieten. Würden Bayern, Leipzig oder Dortmund einen Titel dieses Jahr einfahren, dann würde das zu mehr Aufsehen führen, als ein paar 5JW-Punkte mehr oder weniger. Mit anderen Worten: Mir ist vollkommen Latte, wie wenig 5-JW-Punkte wir dieses Jahr einfahren, wenn endlich mal ein Titel dabei herausspringt.

Ich denke die Basis muss die Bundesliga sein. Wir brauchen mindestens einen Zweikampf, besser jedoch wären gar 2 oder 3 Konkurrenten für Bayern, die jedes Jahr bis zum Schluss oder kurz vor Schluss um den Titel mitspielen. Gibt es national Spitzenduelle und einen spannenden Titelkampf, dann lassen sich auch bessere TV-Verträge für die Auslandsvermarktung aushandeln. Ich glaube auch, daß Bayern langsam seinen Zenit überschritten hat, ohne spannenden Titelkampf in der Liga wird es erstens immer schwerer Spitzenspieler in die Bundesliga zu locken, andererseits fehlen Bayern einfach die Duelle, die es in Spanien oder England auch national gibt. Dadurch wird es noch schwerer den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren.

Ich glaube es ist eine Illusion, daß mit kippen der 50+1-Regel diese aufgezeigten Problematiken verschwinden würden. Eine langjährige und ernsthafte Konkurrenz gegen Bayern aufzubauen, geschieht nicht von heute auf morgen und Investoren die Milliarden investieren, wie bei PSG sind auch in unserer verrückten Fußballwelt eher die Ausnahme. Ich befürchte viel mehr, daß die Liga dadurch wieder spannender werden wird, daß Bayern den anderen Mannschaften langfristig "entgegenkommt", aber international auch nur noch die 2. Geige spielt.

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Vollspann » Mo 5. Mär 2018, 23:42

Dazu eine schön pointierte Wortmeldung vom Fortuna Düsseldorf-Vorstandsvorsitzenden , der auch schon das Vergnügen mit Ismaik hatte:
http://www.kicker.de/news/fussball/bund ... -raus.html
Zuerst ging ich nach links, und er auch. Dann ging ich nach rechts, und er auch. Dann ging ich erneut nach links, und er ging einen Hot Dog kaufen. (Zlatan)

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Soki@Work » Mi 7. Mär 2018, 08:22

Hallo, gestern hat sich im CL-AF der "Traditionsclub" Real Madrid gegen den "Scheichclub" Paris St. Geermain durchgesetzt.

Dabei hat der ZDF-Kommentartor (Name entfallen) eine interessante wie amüsante Bemerkung gemacht. Nämlich, dass PSG OHNE Scheich-Millionen mal im CL-HF war (1998(?)), MIT aber nie über das VF (1x) hinausgekommen ist - ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)

'Ne Frage, die mir da gkommen ist u die m.E. hier bisher nicht o kaum diskutiert wurde:
Was passiert eigentlich, wenn der Investor/Mentor - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust mehr "auf sein Spielzeug" hat ??? Möglichst verlustfreier Weiterverkauf an seelenlose Heuschrecken ODER "simpler" Abzug des Geldes, verbrannte Erde zurücklassend!?

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Macaroli » Do 15. Mär 2018, 22:33

Klaus hat geschrieben:Ich denke die Diskussion um die "50+1-Regel" und die um die Attraktivität der Bundesliga im Speziellen und die des deutschen Fußballs im Allgemeinen sind sehr eng miteinander verknüpft; weil sich viele Gegner der "50+1-Regel" erhoffen, daß der deutsche Fußball durch Investoren international kunkurrenzfähiger würde, aber auch national mehr Farbe in den Titelkampf käme.

[...]

Ich glaube es ist eine Illusion, daß mit kippen der 50+1-Regel diese aufgezeigten Problematiken verschwinden würden. Eine langjährige und ernsthafte Konkurrenz gegen Bayern aufzubauen, geschieht nicht von heute auf morgen und Investoren die Milliarden investieren, wie bei PSG sind auch in unserer verrückten Fußballwelt eher die Ausnahme.
Die Hoffnung ist natürlich auch mit drin. Viel mehr spielt aber auch die Befürchtung mit, dass die Bundesliga trotz ihres mächtigen Fussballverbandes und trotz des ungebrochenen Interesses der Fans international wieder kräftig an Boden verlieren könnte. Und zwar einzig aus dem Grund, weil sie sich Regeln auferlegt, die andere sich nicht auferlegen. Schon national sieht man ja, dass sich mittlerweile 3 Mannschaften (mit RaBa eigentlich 4 - weil wir hier ein Konstrukt haben, welches 50+1 aushebelt) in der Bundesliga halten, die im Investorenbesitz sind, weil sie einfach mehr Möglichkeiten besitzen als die Nicht-Investorenklubs. Es müssen also auch nicht immer die "Wir gewinnen die Champions League in 3 Jahren" - Milliardäre sein. Keiner der Investorenklubs in Deutschland würde in der 1. Liga spielen.

Dazu muss man sehen, dass es auch bei den Investoren Unterschiede gibt.Chelsea, ManCity sicher auch Paris und noch 3-4 Klubs stechen in Art und Weise des Engagements durchaus hervor. Momentan gibt es nach einer Tabelle, die ich bei sponsors.de gefunden habe 7 KLubs, die 500 Mio. € oder mehr von ihren Investoren erhalten haben. Das sind gewaltige Beträge, selbst das ist aber keine Erfolgsgarantie.

Eines der grundsätzlichen Probleme im deutschen Fussball ist aber auch, dass am liebsten natürlich viel Geld generiert werden soll - okay, wer will das nicht?! :) Aber gleichzeitig will man Unternehmen (und nichts anderes sind das) mit dreistelligen Millionenumsätzen weiter wie Vereine führen.
Vollspann hat geschrieben:Dazu eine schön pointierte Wortmeldung vom Fortuna Düsseldorf-Vorstandsvorsitzenden , der auch schon das Vergnügen mit Ismaik hatte:
http://www.kicker.de/news/fussball/bund ... -raus.html
Die Erfahrungen will ich nicht in Zweifel ziehen, aber auch da frage ich mich, wo da der Unterschied zu bisher ist. 1999 hat Jean Löring zur Halbzeit (!) seinen Fortuna Köln - Trainer Toni Schumacher entlassen. Zitat gefällig?
Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare, du Wichser.
Und dann natürlich noch hinterher, ebenfalls legendär:
Ich als Verein musste ja reagieren.
Da sieht man das Selbstverständnis gewisser Personen. Schwierig war auch Rolf-Jürgen Otto bei Dresden. Ein Choleriker, nach dem Dynamo dann sportlich wie finanziell Abstieg. Vor den persönlichen Eitelkeiten einzelner Personen rettet aber kein Investor und auch kein Vereinswesen. Wenn Robert Schäfer schlechte Erfahrungen mit Ismaik gemacht hat, dann hat er damit sicher recht, aber man kann es nicht verallgemeinern.
Ich hatte vor der Saison ein Angebot aus England. Wäre ich bloß hingegangen. In England ist Fußball wenigstens noch Männersport - und nichts für Tunten. (Axel Kruse)

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Vollspann » Fr 16. Mär 2018, 18:41

Macaroli hat geschrieben: Die Hoffnung ist natürlich auch mit drin. Viel mehr spielt aber auch die Befürchtung mit, dass die Bundesliga trotz ihres mächtigen Fussballverbandes und trotz des ungebrochenen Interesses der Fans international wieder kräftig an Boden verlieren könnte. Und zwar einzig aus dem Grund, weil sie sich Regeln auferlegt, die andere sich nicht auferlegen.
Bei "einzig" widerspreche ich. Hauptunterschied bleiben für mich die TV-Einnahmen. Ja, es gibt eine begrenzte Anzahl von Teams, die vor allem über hemmungslose Geldverbrennung ihrer Besitzer kommen. Die jüngere CL-Historie zeigt aber, dass diese Teams bisher eher selten mehr als die zweite Geige gespielt haben. Mit Ausnahme von Chelsea 2012 hat nie so ein Team die CL gewonnen. Eigentlich hat auch ansonsten so gut wie nie so ein Team auch nur das CL-Finale erreicht.
Und Spanien zeigt sogar gerade wieder, dass man auch ohne Big Spender auskommen kann. In England wurde gerade die Relation 20 von 24 medial rumgereicht. 20 der letzten 24 direkten PD-PL-Duelle in K.O-Runden haben die Spanier gewonnen. (Ob das auf CL alleine oder alle EC bezogen war, habe ich gerade nicht greifbar). Und dabei spielten spanische Teams in Privatbesitz keine relevante Rolle.

Das nur als Argumente, weshalb ich bei "einzig" nicht zustimme.

Macaroli hat geschrieben: Eines der grundsätzlichen Probleme im deutschen Fussball ist aber auch, dass am liebsten natürlich viel Geld generiert werden soll - okay, wer will das nicht?! :) Aber gleichzeitig will man Unternehmen (und nichts anderes sind das) mit dreistelligen Millionenumsätzen weiter wie Vereine führen.
Eigentlich werden doch ziemlich alle großen BuLi-Teams bereits als Unternehmen geführt, bei denen die Vereine im Tagesgeschäft nicht viel zu melden haben? Letztlich haben die Vereine und ihre Jahreshauptversammlungen ja nur bei grundsätzlichen Richtungsentscheidungen und der AR-Besetzung das volle Mitspracherecht, oder? Korrigiere mich bitte gerne, falls ich da schlecht informiert bin.
Macaroli hat geschrieben:
Vollspann hat geschrieben:Dazu eine schön pointierte Wortmeldung vom Fortuna Düsseldorf-Vorstandsvorsitzenden , der auch schon das Vergnügen mit Ismaik hatte:
http://www.kicker.de/news/fussball/bund ... -raus.html
Die Erfahrungen will ich nicht in Zweifel ziehen, aber auch da frage ich mich, wo da der Unterschied zu bisher ist. 1999 hat Jean Löring zur Halbzeit (!) seinen Fortuna Köln - Trainer Toni Schumacher entlassen. Zitat gefällig?
Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare, du Wichser.
Und dann natürlich noch hinterher, ebenfalls legendär:
Ich als Verein musste ja reagieren.
Da sieht man das Selbstverständnis gewisser Personen. Schwierig war auch Rolf-Jürgen Otto bei Dresden. Ein Choleriker, nach dem Dynamo dann sportlich wie finanziell Abstieg. Vor den persönlichen Eitelkeiten einzelner Personen rettet aber kein Investor und auch kein Vereinswesen. Wenn Robert Schäfer schlechte Erfahrungen mit Ismaik gemacht hat, dann hat er damit sicher recht, aber man kann es nicht verallgemeinern.
Hähä, der Schäng, ich erinnere mich. :mrgreen:
Natürlich kann sich auch in einer Vereinsstruktur ein alleinherrschender Despot zum alternativlosen Diktator aufschwingen. Letztlich ist es ja auch das, was beim HSV seit einer Weile alle echten Neuansätze/Kurswechsel verhindert.
Im Endeffekt bleibt es aber die Wahl der Mitglieder, sich dem freiwillig auszuliefern oder eben nicht.
Macaroli hat geschrieben: Die Erfahrungen will ich nicht in Zweifel ziehen, aber auch da frage ich mich, wo da der Unterschied zu bisher ist.


Trotzdem bleibt den Mitgliedern praktisch, selbst in solch extremen Fällen, in einem Verein die Möglichkeit, solche Leute als Präsidenten abzuwählen, ihre AF/GF-Kandidaten nicht durchzuwinken, ihnen die Entlastung zu verweigern usw usf.
Das ist oft genug geschehen und auch nicht selten im letzten Moment, bevor ein Verein in die Totalpleite gesteuert wurde.
Diese Möglichkeit fällt halt ersatzlos weg, wenn das Team reiner Privatbesitz ist. Dass sich so was also faktisch auch in einer Vereinsstruktur aufbauen kann, ändert also aus meiner Sicht nichts an den grundsätzlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten, die es mal gibt und mal nicht.

Komme ich also auf Rolf-Jürgen Otto zurück: Er wurde entweder abgewählt oder abgesetzt, das weiß ich nicht. Aber Dynamo Dresden ist ihn losgeworden, auch weil Dynamo Dresden eben nicht sein Privatbesitz war. Macht aus meiner Sicht schon einen Unterschied.

Letztlich pflanzt man sich ohne 50+1 im Idealfall 1-2 finanzstarke Mannschaften, isoliert von der eigentlichen Finanzstruktur der Liga, in den Ligaacker ein. Wie gesagt, sehe ich da vor allem Schalke und Berlin als Kandidaten. Dazu noch ein paar begrenzt investierende oder gar nur Gewinnorientierte Lokalmäzene. Solange das aber -anders als in England- abgekoppelt von hohen TV-Einnahmen in ähnlichem Maßstab bleibt, erzielt man damit für die Gesamtliga auch keinen größeren Schub, als PSG in Frankreich oder RB in Österreich in den letzten 12 Jahren.

Damit will ich jetzt nicht fundamental pro- oder anti-50+1-Abschaffung agitieren. Mir geht es da eher um eine realistische Abschätzung der potentiellen Konsequenzen und Dividenden.
Zuerst ging ich nach links, und er auch. Dann ging ich nach rechts, und er auch. Dann ging ich erneut nach links, und er ging einen Hot Dog kaufen. (Zlatan)

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Macaroli » Sa 17. Mär 2018, 17:53

Vollspann hat geschrieben:
Macaroli hat geschrieben:[...]einzig aus dem Grund, weil[...]
Bei "einzig" widerspreche ich.
"Einzig" ist so ausschließlich, dass es fast immer falsch ist. Ja, da hast Du natürlich Recht. Ich wollte nur mal etwas weniger relativierend schreibend. Und schon gibt es Resonanz. Das ist höchst interessant. :lol:
Vollspann hat geschrieben:Hauptunterschied bleiben für mich die TV-Einnahmen.
Und ab wann gingen die in England durch die Decke? Dann als die meisten englischen Teams im Investorenbesitz oder zumindest Teilbesitz waren. Ich denke tatsächlich, dass die meisten Investoren ein Interesse daran haben, das Geld nicht einfach den Gulli runter zu spülen, sondern tatsächlich ein größeres Maß marktwirtschaftliche Denkweise einfließen lassen. Die Fragestellung hat sich geändert. Es ist nicht (nur) die Frage, wie Gewinne ich Titel, sondern wie erwirtschafte ich Geld. Wenn man hier in den vereinsdenkweisen bleibt, dann ist man ein Tante Emma Laden, der Walmart Konkurrenz machen will.
Vollspann hat geschrieben:
Macaroli hat geschrieben: Eines der grundsätzlichen Probleme im deutschen Fussball ist aber auch, dass am liebsten natürlich viel Geld generiert werden soll - okay, wer will das nicht?! :) Aber gleichzeitig will man Unternehmen (und nichts anderes sind das) mit dreistelligen Millionenumsätzen weiter wie Vereine führen.
Eigentlich werden doch ziemlich alle großen BuLi-Teams bereits als Unternehmen geführt, bei denen die Vereine im Tagesgeschäft nicht viel zu melden haben? Letztlich haben die Vereine und ihre Jahreshauptversammlungen ja nur bei grundsätzlichen Richtungsentscheidungen und der AR-Besetzung das volle Mitspracherecht, oder? Korrigiere mich bitte gerne, falls ich da schlecht informiert bin.
Das ist dann der Präsident, der Aufsichtsratsvorsitzender wird. Der Vizepräsident, der Vorstand wird. Tatsächlich finde ich, dass es sehr, sehr viele Positionen gibt, die vor allem von Fussballfunktionären besetzt sind. Natürlich müssen da auch immer Fussballer dabei sein. Aber etwas mehr Know How von außen wäre nicht verkehrt. Das ist mein subjektiver Eindruck. Vielleicht täusche ich mich auch gewaltig. Mir fällt immer Robert Schwan beim FC Bayern ein. Als erster hauptamtlicher Manager bei einem Bundesligisten. Es wird immer von Hoeneß gesprochen, aber ob der FC Bayern in dieser Position überhaupt denkbar gewesen wäre, wenn es Schwan nicht gegeben hätte, ist zumindest fraglich.
Vollspann hat geschrieben:Natürlich kann sich auch in einer Vereinsstruktur ein alleinherrschender Despot zum alternativlosen Diktator aufschwingen. Letztlich ist es ja auch das, was beim HSV seit einer Weile alle echten Neuansätze/Kurswechsel verhindert.
Im Endeffekt bleibt es aber die Wahl der Mitglieder, sich dem freiwillig auszuliefern oder eben nicht.
Macaroli hat geschrieben: Die Erfahrungen will ich nicht in Zweifel ziehen, aber auch da frage ich mich, wo da der Unterschied zu bisher ist.


Trotzdem bleibt den Mitgliedern praktisch, selbst in solch extremen Fällen, in einem Verein die Möglichkeit, solche Leute als Präsidenten abzuwählen, ihre AF/GF-Kandidaten nicht durchzuwinken, ihnen die Entlastung zu verweigern usw usf.
Das ist oft genug geschehen und auch nicht selten im letzten Moment, bevor ein Verein in die Totalpleite gesteuert wurde.
Diese Möglichkeit fällt halt ersatzlos weg, wenn das Team reiner Privatbesitz ist. Dass sich so was also faktisch auch in einer Vereinsstruktur aufbauen kann, ändert also aus meiner Sicht nichts an den grundsätzlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten, die es mal gibt und mal nicht.

Komme ich also auf Rolf-Jürgen Otto zurück: Er wurde entweder abgewählt oder abgesetzt, das weiß ich nicht. Aber Dynamo Dresden ist ihn losgeworden, auch weil Dynamo Dresden eben nicht sein Privatbesitz war. Macht aus meiner Sicht schon einen Unterschied.

Natürlich ist das ein zentraler Unterschied. Da spielen mehrere Dinge mit rein. Sind Vereine allgemeines Kulturgut? Ganz wichtig ist auch die Möglichkeit zur demokratischen Mitbestimmung. Die würde ich auch am liebsten erhalten. Prinzipiell wird sie ja auch erhalten in den Vereinen. Aber der Einfluss wird in dem Moment, in dem ein Investor 100%, auch der Stimmrechte übernimmt, praktisch gleich Null. Von daher sind die Argumte komplett richtig. Die Tür ist aber schon so weit geöffnet, dass alles was ein 50+1 - Erhalt darstellt, aus meiner Sicht eher ein herauszögern von etwas ist, was man nicht verhindern kann. Sei es, dass dann im Laufe der Jahre mehr Leipzigs nach oben kommen oder dass die 50+1 - Regel vor Gericht fällt. Aber ich denke, ein Fall der Regel oder eine komplette Aushöhlung wird irgendwann da sein.

International schert das niemanden etwas. Man freut sich eher darüber, dass die Bundesliga da die Handbremse dran hat. Und auch wenn es Berichte über England-Urlauber in Deutschland gibt, die statt ein PL-Spiel lieber einen Wochenendurlaub in NRW machen und dann noch ein BvB-Spiel zum gleichen Preis buchen, dann würde mich mal interessieren, wie viele das denn wirklich sind? Ich finde da leider nichts. Gehe aber mal davon aus, dass dies zwar nette Berichte sind, aber keine relevante Größe darstellt.

Und national kann ich mich immer nur wiederholen. Die Wahlmöglichkeit den eigenen Verein in Investorenhand zu geben, gibt es Jein oder doch eher nicht, dann aber doch schon wieder... Es gibt schon so viele Investoreneinflüsse, die aber an nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen hängen, weil sie relativ willkürlich gewählt sind. Wäre ich mehrfacher Milliardär würde ich wohl einen Verein gründen, dann würde ich die Ligen durchlaufen und wir hätten genau das, was wir eigentlich gar nicht wollen. Noch ist es überschaubar. Aber ich denke, wenn die jetzige Regel bestehen bleibt, dann werden die Vereine, die sich am wehementesten dagegen wehren die größten Verlierer sein. RaBa Leipzig ist das Musterbeispiel.
Vollspann hat geschrieben:Letztlich pflanzt man sich ohne 50+1 im Idealfall 1-2 finanzstarke Mannschaften, isoliert von der eigentlichen Finanzstruktur der Liga, in den Ligaacker ein. Wie gesagt, sehe ich da vor allem Schalke und Berlin als Kandidaten. Dazu noch ein paar begrenzt investierende oder gar nur Gewinnorientierte Lokalmäzene. Solange das aber -anders als in England- abgekoppelt von hohen TV-Einnahmen in ähnlichem Maßstab bleibt, erzielt man damit für die Gesamtliga auch keinen größeren Schub, als PSG in Frankreich oder RB in Österreich in den letzten 12 Jahren.
Ich glaube ja, das bedingt sich gegenseitig. Was Du beschreibst skiziert in etwa so das Bild, dass es in Italien gibt. In den Mailänder Klubs wurden ein paar hundert Mio. € investiert. Es gibt diverse kleinere Investoren. All das sorgt aber dafür, dass eine strukturell sehr schwache Liga, viele ihrer Nachteile kaschieren kann. Jedenfalls, wenn man die sportliche Leistungsfähigkeit sieht. Auch hier kann man sich wiederum darum streiten, aber im Verlgeich dazu ist die Bundesliga eine sehr gesunde Liga. Es gibt ganz wenige Vereine, die ihr sportliches Überleben an einen Investor hängen müssten. Selbst die Schalker können ihre Schulden stemmen und haben ja auch einen entsprechenden Gegenwert anzubieten. Einzig der Hamburger SV ist bei einem Abtieg natürlich in einer schwierigen Situation.
Ich hatte vor der Saison ein Angebot aus England. Wäre ich bloß hingegangen. In England ist Fußball wenigstens noch Männersport - und nichts für Tunten. (Axel Kruse)

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von JohnDRockford » Do 22. Mär 2018, 16:24

50+1 bleibt bestehen: Profiklubs gegen Regeländerung

Na wunderbar, dann kann ja alles so erfolgreich weitergehen wie bisher! :sekt:

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Re: Investoren und 50+1

Beitrag von Sokrates » Do 22. Mär 2018, 17:05

JohnDRockford hat geschrieben:50+1 bleibt bestehen: Profiklubs gegen Regeländerung
Na wunderbar, dann kann ja alles so erfolgreich weitergehen wie bisher!
Naja, wenn das heißt, gesundes Wirtschaften u. Transferpolitik mit Augenmaß sind wichiger als Geldgeilheit oder kopfloses -rausschmeißen, ja dann ist das eine gute Nachricht! :)
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