Die Situation in den Jahren zu Beginn des Jahrtausends unterscheidet sich aber in einigen Punkten signifikant von der heutigen Situation. Vor ca. 15 Jahren endete doch eine zwischenzeitlich erfolgreiche Phase sehr abrupt. Durch die Kirch-Krise kam es innerhalb kurzer Zeit zu einem finanziellen Einbruch des Bundesliga im internationalen Vergleich. Der eigene Nachwuchs war noch nicht so weit, dass dies qualitativ aufgefangen werden konnte. Ich hatte damals auch den Eindruck, man lies zum großen Teil billige Lückenfüller ins Land kommen, weil man junge Spieler nicht einsetzen wollte/ konnte und die Stars gingen definitiv in andere Ligen. Die Probleme schienen mir damals viel offenkundiger, als sie es heute sind.Fabsian13 hat geschrieben:Es wird sich von alleine regeln, so wie 2001-2005 als die Bundesliga von drei auf sechs durchgereicht wurde und auf einmal den damaligen Uefa-Cup wieder ernst nehmen musste, allerdings liegen hier die Probleme anders, sie sind struktureller NaturIch bin auch sehr dafür, dass dies öffentlich diskutiert wird. Und ich bin dagegen, dass man das als Ausrutscher ab hackt und denkt, das regelt sich von alleine wieder.
Heute ist die finanzielle Situation mindestens mal gut. Natürlich kann man mit England nicht mithalen und auch den Möglichkeiten von Real, Barca und Paris sind die deutschen Klubs nicht gewachsen, aber das sind nicht die Gegner, an denen die Bundesliga-Schwäche in diesem Jahr liegt. Die Infrastuktur ist bei vielen Vereinen sehr gut. Aber das hilft ja auch nichts, wenn man gegen Vereine verliert, die auf Äckern trainieren. Der Nachwuchs ist international konkurrenzfähig, vielleicht sogar besser als in den meisten Ligen. Ein Mangel an internationaler Erfahrung scheint aber zumindest in diesem Jahr ein großer Nachteil gewesen zu sein.
Das fasst in etwa das zusammen, was ich zumindest gefühlt wahrnehme. Teilweise sieht es ganz gefällig aus. Man fühlt sich spielerisch überlegen, aber es ist doch sehr durchschaubar und ja, ... irgendwie hilflos. Das Ergebnis ist, dass ie Klubs bei einem Rückstand fast wie kopflos wirken, wenn sie nach vorne spielen. Und in der Defensive ist eigentlich immer und zu jederzeit noch ein Gegentor drin.Fabsian13 hat geschrieben:Es wird immer nur von Gegenpressing und Spiel gegen den Ball fabuliert, [...]Man kann die Hilflosigkeit quasi mit den Händen fühlen, hoher Ballbesitz, gefühlte tausend zu zehn Torschüsse, die aber alle im Nichts landen, weil aus der zweiten, dritten Reihe abgegeben werden,
Jedenfalls zu wenige. Aber stimmt, es ist schon prekär, dass die Abhängigkeit so groß ist. Natürlich gibt es in der Bundesliga Lewandowski und auch Aubemayang, aber das war es dann eigentlich auch schon. Es gibt noch ein paar, die vielleicht mal groß werden können, aber wenn die nicht gerade bei Bayern oder Dortmund landen, dann bleiben die sicher nicht lange dort.Fabsian13 hat geschrieben:Es gibt keine echten Stürmer mehr
Ist denke ich wirklich ein wenig spekulativ. Diese Ansicht kann auch in gewissen Phasen unterschiedlich interpretiert werden. Wobei ich aber auch sagen muss, dass Ronaldo, Messi, Robben oder Ribery schon als junge Spieler große Individualisten waren. Weltklasse wurden sie aber auch erst, als sie das mit dem Mannschaftsspiel verstanden hatten. Ich habe noch so deutlich vor Augen, als Ronaldo nach dem Ballverlust einfach stehen blieb, gerne auch lamentiert hat und zusah, wie der Gegner den Konter fährt. Ribery übrigens 1:1 genauso. In den Spielen, in denen es um die Wurst geht haben die das nun, vielleicht nicht komplett, aber doch stark abgelegt. Dennoch stimme ich in einem zu, so ganz ohne individuelle Klassee geht es natürlich nicht. Deswegen ist es aktuell gerade auch doch spürbar, wenn Spieler wie Modeste, Sané oder van Buyten eben nicht bleiben, sondern für viel Geld wechseln.Fabsian13 hat geschrieben:Gerade die WM 2014 hatte hier fatale Signalwirkung, weil Sie das Signal sendete: Teamgeist obsiegt über individuelle Klasse.
Da kenne ich die Statistiken nicht so genau, aber immerhin gibt es in England Namen wie Wenger oder bei ManU (jetzt natürlich nicht mehr aktiv) Ferguson. Bei uns gibt es das nicht auf dem Niveau. Streich in Freiburg ist da soweit ich weiß der konstanteste. Aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten fahren ja gerade die Freiburger damit sehr gut. Ja, ich denke auch, dass man da zumindest bewußter damit umgehen muss. Ob das nun Bosz bei Dortmund (der gerade eine schwere Zeit hat) oder Nagelsmann bei Hoffenheim (der ja gerade hoch im Kurs steht), die hatten noch gar keine Zeit über eine gewisse Phase zu zeigen, dass sie eine Mannschaft aufbauen können bzw. einen ganzen Verein nach vorne bringen können.Fabsian13 hat geschrieben:Fehlende Kontinuität: Wenn man sich die Durchlaufzeiten der Trainer/Teammanager anschaut
Dabei muss man sich aber über die Erwartungshaltungen im Klaren sein. Ich habe den Eindruck, abgesehen von Bayern und Leipzig (weil die die erst 1,5 Jahre in der 1. Liga sind) war in den vergangen 5 Jahren jeder Verein mal im Abstiegskampf, selbst Dortmund eine Hinrunde lang. Das ist natürlich unangenehm und die Ziele von Vereinen wie dem BvB oder Schalke 04 müssen natürlich höher sein. Aber eigentlich kann es davon abgesehen jeden Verein mal erwischen. Der VfB Stuttgart hatte den Abstieg nach Jahrzehnten auch damit nicht verhindern können, immer wieder alle 1,15 Jahre den Trainer zu tauschen. Langfristige Aufbauarbeit war dort trotz deutlich besseren finanziellen Rahmenbedingungen, im Vergleich zu anderen Bundesligisten nicht möglich. Der HSV ist auch so ein Kandidat. Teilweise zahlt man ja anstatt eines beurlaubten Trainerstabes auch noch einen Sportdirektor mit, der dann auch immer mal wieder parallel dazu entlassen wird. Ja, das würde ich auch mal kritisieren.
Ich dachte, die letzten "Vereine" die ausschließlich nach diesem Modell agieren sind/ waren der HSV und der VfB Stuttgart. In diesem Punkt hat die Bundesliga komplett umstrukturiert. Aber es hatte lange gedauert, bis dies soweit war.Fabsian13 hat geschrieben:Schlechte Organisation: Viele Teams werden noch immer von Ehrenamtlichen vertreten bzw organisiert.
Ja, wenn Du noch mehr hast, dann lass mal hören. ^^ Irritiert bin ich auch - Verfall geht mir aber doch ein bißchen zu weit. Viele dieser Punkte haben einen möglichen Erklärungsrahmen gegeben, warum die Bundesliga gerade kräftig auf die Top-Ligen dieses Jahres verliert. Finanziell weit hinter England, ist uns klar. Aber schon auf jede andere Liga sind die Unterschiede eher auf Vereinsebene präsent. Aber warum Teams aus Bulgarien, Serbien, Portugal (und zwar nicht die Spitzenteams), Türkei (dito), Weissrussland, Schweden und der Ukraine dieses Jahr allesamt eine Nummer zu hoch sind irritiert mich. In diesen Ligen gibt es nicht die reichen Klubs, die der Bundesliga in diesem Punkt Konkurrenz machen könnte - haben die wirklich die besseren Stürmer oder die bessere Taktik - die besseren Trainer? Oder doch das bessere Kollektiv?Fabsian13 hat geschrieben:Mir würden auch noch mehr Gründe einfallen. Ich reich sie bei Wunsch gerne nach...
Momentan irritiert mich der Verfall der Bundesliga nur noch