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Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Mi 7. Mär 2018, 08:21
von Soki@Work
Hallo, gestern hat sich im CL-AF der "Traditionsclub" Real Madrid gegen den "Scheichclub" Paris St. Geermain durchgesetzt.

Dabei hat der ZDF-Kommentartor (Name entfallen) eine interessante wie amüsante Bemerkung gemacht. Nämlich, dass PSG OHNE Scheich-Millionen mal im CL-HF war (1998(?)), MIT aber nie über das VF (1x) hinausgekommen ist - ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)

'Ne Frage, die mir da gkommen ist u die m.E. hier bisher nicht o kaum diskutiert wurde:
Was passiert eigentlich, wenn der Investor/Mentor - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust mehr "auf sein Spielzeug" hat ??? Möglichst verlustfreier Weiterverkauf an seelenlose Heuschrecken ODER "simpler" Abzug des Geldes, verbrannte Erde zurücklassend!?

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Mi 7. Mär 2018, 18:25
von Lok
Soki@Work hat geschrieben: 'Ne Frage, die mir da gkommen ist u die m.E. hier bisher nicht o kaum diskutiert wurde:
Was passiert eigentlich, wenn der Investor/Mentor - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust mehr "auf sein Spielzeug" hat ??? Möglichst verlustfreier Weiterverkauf an seelenlose Heuschrecken ODER "simpler" Abzug des Geldes, verbrannte Erde zurücklassend!?
Das ist wirklich eine Frage, die bis jetzt viel zu wenig diskutiert wurde. Gerade an 1860 sieht man, wie schwierig es ist, einen Investor wieder loszuwerden, selbst wenn es sich nur um Minderheitsanteile handelt.

Es ist ja nicht so, dass die Anteile in einem solchen Fall zurück an den Verein fallen, weil verkauft ist verkauft.

Also die Variante "simpler" Abzug des Geldes wäre noch die beste, aber das halte ich für unwahrscheinlich, weil dabei müsste der Verein ja irgendwie wieder in den Besitz der Anteile kommen.

Die andere Variante könnte durchaus bedrohlich für den Verein sein. Der Investor wird versuchen die Anteile meistbietend weiterzuverkaufen. Was aber passiert, wenn sich kein neuer Investor findet, der genau so fußballverrückt ist, wie der alte. Dann könnten die Anteile tatsächlich in die Hände von windigen Geschäftemachern oder "Heuschrecken" fallen. Im Extremfall zieht man dann einfach nur soviel Geld wie möglich aus dem Club und lässt die Reste am Ende einfach insolvent gehen.

Keine Ahnung, ob es irgendwelche Regelungen gäbe, um die Clubs in solchen Fällen zu schützen.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Mi 7. Mär 2018, 19:30
von ccfcsvw
Wenn der Investor sich komplett zurückziehen will, wird er wohl versuchen zu verkaufen. Falls der Verein genügend Mittel hat, kann er dann natürlich versuchen, die Anteile des Investors zurückzukaufen. Aber ich denke, wenn der Investor erhebliche Anteile hält, ist das wahrscheinlich nicht so einfach möglich. Also müsste man auf einen wohlgesonnenen Käufer hoffen. Abhängig von der Gesellschaftsform und den jeweiligen Anteilen könnte es sein, dass die anderen Anteilseigner ein Mitspracherecht beim Verkauf der Anteile haben, aber wie das genau geregelt ist, weiß ich auch nicht.

Interessant/Problematisch kann es auch werden, wenn der Investor insolvent wird und seine Vereinsanteile in die Insolvenzmasse gehen. Wenn der Investor nun aus dem Ausland kommt, ist der Verein dann dem ausländischen Insolvenzrecht unterworfen?

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Mi 7. Mär 2018, 20:01
von Lok
ccfcsvw hat geschrieben:Interessant/Problematisch kann es auch werden, wenn der Investor insolvent wird und seine Vereinsanteile in die Insolvenzmasse gehen. Wenn der Investor nun aus dem Ausland kommt, ist der Verein dann dem ausländischen Insolvenzrecht unterworfen?
Ein weiterer Worst Case. Mal angenommen es wäre ein sehr gesunder Fußballclub, aber der Investor geht irgendwie pleite. Bei einem Insolvenzverfahren geht es dann ja darum, möglichst viele Gläubiger auszubezahlen. Auch wenn der Fußballclub gesund ist, gehört er ja zur Insolvenzmasse und der Insolvenzverwalter muss versuchen, da soviel wie möglich Geld rauszupressen. Im Normalfall würde man die Anteile am Club einfach meistbietend verkaufen und das wäre wohl auch die beste Lösung für alle. Sollte das aus irgendeinem Grund scheitern, kann es aber richtig bitter werden. Dann müsste man ja alles im Club zu Geld machen, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. Spieler verkaufen, Stadion verkaufen, Trainingsgelände verkaufen usw.

(off topic: Ich glaube Air Berlin schuldet mir auch noch 50 Euro, ob ich die wohl jemals wiedersehe :lol: )

Ich kann mir aber auch einige sehr positive Fälle von Investoren vorstellen. Beim HSV zum Beispiel wären sie froh, wenn sie einen Investor wie Paris St. Germain hätten.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Mi 7. Mär 2018, 21:06
von Morrandir
Gibt es überhaupt eine Übernahme, bei der der Return of Investment schon erreicht wurde, bei dem der Investor also mindestens die Summe, die er reingesteckt hat, wieder herausbekommen hat?

Denn die Frage stellt sich, ob es sich überhaupt um echte Investoren handelt. So wie es sich mir darstellt, haben wir doch eher extrem reiche Leute, sich sich ein teures Hobby gönnen.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Do 8. Mär 2018, 08:14
von Soki@Work
Lok hat geschrieben:
Soki@Work hat geschrieben:'Ne Frage, die mir da gkommen ist u die m.E. hier bisher nicht o kaum diskutiert wurde:
Was passiert eigentlich, wenn der Investor/Mentor - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust mehr "auf sein Spielzeug" hat ??? [...]
Das ist wirklich eine Frage, die bis jetzt viel zu wenig diskutiert wurde. Gerade an 1860 sieht man, wie schwierig es ist, einen Investor wieder loszuwerden, selbst wenn es sich nur um Minderheitsanteile handelt [...]
Hm, hatte dabei tatsächlich eher an PSG gedacht. Was, wenn die Scheichs ihr Kapital abziehen?

Bei 1860 ist's ja genau umgekeht:
Verein u.v.a. Fans wollen den Investor loswerden (die Frage, ob es ihnen besser ginge, wenn H.Ismaik verschwände, steht noch auf einem ganz anderen Blatt), der will aber - auf Teufel komm raus - bleiben.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Do 8. Mär 2018, 10:49
von Soki@Work
Soki@Work hat geschrieben: [...] die Fragen, wie das gelingen könnte und ob es ihnen besser ginge, [...]
EDIT: Ergänzungen (fett)

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Do 8. Mär 2018, 16:24
von Vollspann
Soki@Work hat geschrieben:
Lok hat geschrieben:
Soki@Work hat geschrieben:'Ne Frage, die mir da gkommen ist u die m.E. hier bisher nicht o kaum diskutiert wurde:
Was passiert eigentlich, wenn der Investor/Mentor - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust mehr "auf sein Spielzeug" hat ??? [...]
Das ist wirklich eine Frage, die bis jetzt viel zu wenig diskutiert wurde. Gerade an 1860 sieht man, wie schwierig es ist, einen Investor wieder loszuwerden, selbst wenn es sich nur um Minderheitsanteile handelt [...]
Hm, hatte dabei tatsächlich eher an PSG gedacht. Was, wenn die Scheichs ihr Kapital abziehen?

Bei 1860 ist's ja genau umgekeht:
Verein u.v.a. Fans wollen den Investor loswerden (die Frage, ob es ihnen besser ginge, wenn H.Ismaik verschwände, steht noch auf einem ganz anderen Blatt), der will aber - auf Teufel komm raus - bleiben.
Bei PSG ist das ein interessanter Fall. Deren Förderung läuft ja wohl weniger über Schuldenvorfinanzierung als über grotesk überhöhte Sponsoringverträge. Neymars Ablöse wurde auch nicht von PSG bezahlt, sondern von Neymar, finanziert aus einer Abschlagszahlung dafür, dass er Botschafter für die Katar-WM wurde. (Falls ich hier die Details richtig zusammenbekomme)

Ob in diesem Fall oder bei konventionelleren Investorenmodellen: An sich müssten die Besitzer machen können, was sie wollen: Also einfach auf den Schulden sitzen und verhungern lassen oder schlicht liquidieren. Es sei denn, die jeweilige Liga hat irgendwelche Regularien in Kraft, die das Liquidieren verhindern. In der PL ist das wohl der Fall. Genaueres weiß ich dazu leider auch nicht. Aber dort ist wohl auch der 1-€ Verkauf inkl. Schuldenberg an einen mittellosen Strohmann zum Zweck der Liquidation nicht so einfach.

Aber da gibt es von (Ex-RB)-Salzburg über Malaga und West Ham schon ein paar Vorbilder. Meist mussten die kleinere Brötchen backen und einen unverhältnismäßigen Schuldenberg abtragen.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Do 8. Mär 2018, 16:43
von BenSchreck
Ignoriert es, wenn ich irre - war nicht der Milan AC so ein Fall, wo der Investor keinen Bock mehr hatte und so ein Hedgefond die Anteile gekauft hatte?

Edit: grad nachgeschaut - das ist alles noch in der Schwebe. Es könnte die Übergabe an den Hedgefond drohen, sollte der chinesische Investor pleite sein... Gerüchtekram.

Re: Finanzierung von Erfolg

Verfasst: Do 8. Mär 2018, 17:18
von Vollspann
BenSchreck hat geschrieben:Ignoriert es, wenn ich irre - war nicht der Milan AC so ein Fall, wo der Investor keinen Bock mehr hatte und so ein Hedgefond die Anteile gekauft hatte?

Edit: grad nachgeschaut - das ist alles noch in der Schwebe. Es könnte die Übergabe an den Hedgefond drohen, sollte der chinesische Investor pleite sein... Gerüchtekram.
Berlusconi hat an Li Yonghong verkauft. Dessen Finanzkraft wird stark bezweifelt, in China scheint davon nichts bekannt zu sein, Angaben zu seinem Phosphatminenbesitz sind wohl gefaket. Nicht mal sein Geschäftssitz in China scheint wirklich zu existieren. Großteil vorfinanziert vom Hedgefonds Elliott Management zu Mondzinsen, 11.5%. Dieser Teil (350 Mill Dollar) muss von AC Milan bis Oktober zurückgezahlt werden, ansonsten geht das Eigentum auf Elliott über.

So berichten das zumindest Guardian und Ney York Times.

https://www.nytimes.com/2017/11/22/spor ... eague.html
https://www.theguardian.com/football/bl ... quity-fund